Plattenkritik

Boysetsfire - The Misery Index: Songs From The Plague Years

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Info

Release Date: 01.01.1970
Datum Review: 08.02.2006

Boysetsfire - The Misery Index: Songs From The Plague Years

 

 

Wo soll ich bei BOY SETS FIRE anfangen. Als eine der wohl einflussreichsten zeitgenössischen Hardcore Bands der letzten Dekade haben sie nicht zuletzt mit dem grandiosen "After The Eulogy" tausendfach Nachahmerscharen nach sich gezogen und einen Klassiker geschaffen. Es folgte der Streit mit Victory und das Signing zu Wind-Up auf dem man den deutlich in die melodiösere Richtung tendierenden Nachfolger "Tomorrow Come Today" veröffentlichte. Alsbald schickte das Label die Band erneut ins Studio, war jedoch nie mit dem Output zufrieden, die radiotaugliche Single fehlte dem Major einfach. Nach wiederholtem hin und her sowie dem Angebot der Band einen Co-Writer zur Seite zu Stellen trennten sich die Wege von BOY SETS FIRE und Wind-Up.

Jede Menge Rückschläge also für die Combo, die unter anderem auch noch den Abgang von Rob Avery am Bass verkraften musste. Nachdem man bereits von einem Split munkelte wurde jedoch das Signing zu Burning Heart in Europa und Equal Vision in den USA bekannt gegeben. Die Früchte eines dreijährigen Schaffungsprozesses sollen sich nun endlich mit "The Misery Index: Songs From The Plague Years" in vollen Pracht entfalten. Die ersten Hördurchgänge der Scheibe gestalten sich auch äußerst holprig. Wo sind die Selbstzünder à la "After The Eulogy" oder "Rookie"? Mehrere Hördurchgänge später macht es auf einmal Spaß, angefangen mit dem sehr akustisch und intim ansetzenden "Walk Astray" der auf einmal die Sporen bekommt und nach vorne geprügelt wird. Trotz einsetzender Härte setzt Nathan Gray den Fokus mit seiner charakteristischen Stimme auf große Melodik und poppige Tendenzen, die jedoch eine stärkere Intensität als das Vorgängeralbum ausstrahlen. Zeigte sich "Tomorrow Come Today" als äußerst politisch, präsentieren sich BOY SETS FIRE mit "The Misery Index: Songs From The Plague Years" deutlich persönlicher und intimer als zuvor.

Die vorangegangenen Erlebnisse haben an den Nerven der Jungs gezehrt und scheinen tonnenschwer auf den Stimmbändern von Gray zu lasten. Musikalisch zeigen sich BOY SETS FIRE in Topform: äußerst variabel, mit cleveren Arrangements und durchdachtem Songwriting sorgt man für beständigen Hörgenuss, bei dem man immer neue Kleinigkeiten entdeckt. Definitiv neu sind die vielen Skits bzw. Samples und elektronischen Spielereien, die in den Sound von BOY SETS FIRE einfließen. Den nächsten, großen Höhepunkt nach dem Opener erreicht man mit dem emotionsschweren "The Misery Index" den ich schon die Tanzflächen der alternativen Clubszene füllen sehe. Genial vermag "(10) And Counting" mit akustischen Gitarren die Stimmung zu halten und die nächsten Glückshormone freizusetzen. Natürlich sind BOY SETS FIRE nicht weichgespült worden und die Härte und Intensität schwingt mit jedem Ton mit, auch wenn nicht jeder der 13 Tracks ein purer Hardcore Smasher ist. Ein wenig verwirrt bin ich von dem orchestralen Einsatz gegen Ende des Albums bei dem sogar dezent Bläser zum Einsatz kommen, für die ich normalerweise nicht viel übrig hab. "The Misery Index: Songs From The Plague Years" ist ein äußerst intensives Album, welches man erst erschließen muss. Trotz des Vereinens diverser BSF-Elemente aus sämtlichen Perioden der Bandgeschichte probiert man glücklicherweise nicht sich mit "After The Eulogy" zu messen. BOY SETS FIRE gehen ihren eigenen Weg und das lob ich mir.

Release: 24.02.2006

Tracklist

1 Walk Astray
2 Requiem
3 Final Communiqué
4 The Misery Index
5 (10) And Counting
6 Falling Out Theme
7 Empire
8 So Long ... And Thanks For The Crutches
9 With Cold Eyes
10 Deja Coup
11 Social register Fanclub
12 Nostalgic For Guillotines
13 A Far Cry

Autor

Bild Autor

Torben

Autoren Bio

ex. - Allschools Chef