Plattenkritik

Bright Eyes - Digital Ash In A Digital Urn

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Release Date: 01.01.1970

Bright Eyes - Digital Ash In A Digital Urn

 

 

So Wirklich still geworden ist es um den 24jährigen Bright Eyes Mastermind Conor Oberst zwar nicht, aber das letzte, hoch angepriesene Album „Lifted“ ist nunmehr auch schon zwei Jahre her. In der Zwischenzeit hat sich der scheinbar von allen missverstandene Ausnahme- Songwriter, jedoch nicht auf seinen geernteten Lorbeeren aisgeruht sondern fleißig weiter musiziert und vor allem experimentiert. Mir persönlich sind noch besonders die Split 7´´ mit The Album Leaf und die vor kurzem erschienene und todschicke Collabo 10´´ mit dem aktuellsten Saddle Creek Signing Neva Dinova (Auf Crank!!!) in beeindruckender Erinnerung geblieben. Und nun ist Mr.Bright Eyes wieder da. Und zwar gleich mit 2 Alben!

Und eins vorweg: es ist mir unergründlich, wie ein Musiker einen so dermaßen großen Output haben kann wie dieser. Phänomenal kommt noch der unglaubliche Abwechslungsreichtum dazu den er besonders und zuletzt mit diesen beiden völlig unterschiedlichen Alben beweist. Wie auch immer: Im Vorfeld war ich zugegebenermaßen nach Hören der beiden Singles „Take It Easy“ (vom Digital Ash Album) und „Lua“ ein wenig enttäuscht und skeptisch was die Qualität der beiden Alben angeht. Als ich jedoch zuerst „Digital Ash In A Digital Urn“ einschiebe und das atmosphärische Intro und Oberst einzigartiges Organ sich überlappen höre, scheint jeder Zweifel bereits wie weggeblasen: Bright Eyes anno 2005 sind nach wie vor pure Magie, die wie eine warme Quelle durch jede Note fließt und mir diese wohlige Wärme des „Fever And Mirrors“ zurückbringt. Erst jetzt merke ich seit langem mal wieder wie sehr mir dieses Gefühl gefehlt hat. Als nach dem Intro ein Wecker mich aus meinem ersten Traum reißt, falle ich sofort mit Einsatz von „Gold Mine Gutted“ in den nächsten Tagtraum. Der sonst so missverstandene und verzweifelt klingende Oberst, scheint in den vergangenen Jahren und Monaten aus dem hörbaren emotionalen Loch geklettert zu sein und scheint etwas mehr Hoffnung geschöpft zu haben, ohne dabei die nötige und die allgegenwärtige Melancholie verloren zu haben. Nur steht jetzt die Hoffnung wesentlich deutlicher im Vordergrund. Die Arrangements sind ausgefeilter, klingen kaum noch nach Keller, und die Songs sind einfach wesentlich kompakter und schlichtweg besser, auch wenn man zugeben muss, dass der einst so trashige Charm seiner damaligen 4 Spurgeräte und seines veralteten Equipments, ein wenig hinterher weinen lässt. „Take It Easy“, die Single, brachte ja im Vorfeld schon etwas Zündstoff für die Musik Boulevardpresse. Die Frage ob sich der Song inhaltlich mit Oberst´s kurzweiligen Liason zu Winona Ryder dreht ist und bleibt wohl auch nach unzähligen Diskussionen ungeklärt, aber auch völlig egal.

Es bringt reichlig wenig hier jeden einzelnen Song auseinander zu nehmen, denn im Grunde genommen entspringt jeder dem gleichen Ursprung: Grandioses Songs treffen auf Oberst´s einzigartiges Songwriting und seine Texte, die irgendwo zwischen Pathos, Gesellschaftskritik und Storytelling tendieren. Wenn euch also jemand fehlt, der euch zum Schlafengehen eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt….ich kenne da jemanden. Das Album endet mit „Easy/Lucky/Free“, einem Song der das Album in 5 Minuten komprimiert revué passieren lässt und den bisherigen Gesamteindruck noch mal rot unterstreicht. Ich habe keine Ahnung wie oft ich das Album mittlerweile verspeist habe, aber es will nicht aufhören zu wachsen und mehr von seiner unsagbaren Schönheit preiszugeben. Auch wenn es schwer fällt sich zwischen den beiden neuen Alben zu entscheiden gefällt mir „Digital Ash“ doch besser, aber wahrscheinlich auch nur weil es genau das ist was man erwartet hat. Und jede Erwartung wird zweifelsfrei erfüllt, auch wenn man sich drauf einlassen muss. So genug der leeren Worte, denn diese können kaum beschreiben wie sich dieses Album anfühlt. Mir stockt der Atem.

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Werner

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