Plattenkritik

Chuck Ragan - Gold Country

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Release Date: 04.09.2009
Datum Review: 24.07.2009

Chuck Ragan - Gold Country

 

 

Unten am Fluss, in dem sich mächtige Bäume spiegeln, steht ein Haus. Darin Männer mit Händen wie Schauffelradbaggerschippen, gegerbter Stimme und Wildwuchs im Gesicht Lieder über das Alltägliche schreiben. Wir sind in "Gold Country". Hier lebt es sich nicht ohne gewisse Klischees. Manche davon lieben wir.

CHUCK RAGAN über seine Hauptband zu definieren war in letzter Zeit eigentlich eher unnötig. Da war er an anderen musikalischen Fronten einfach aktiver. Hat sich ausgetobt mit den LOVED ONES, hat seine früher eher spärlich instrumentierten Stücke im Verbund mit AUSTIN LUCAS aufgeladen mit dieser uramerikanischen Folkseligkeit. Davon findet sich selbstredend auch einiges auf "Gold Country", seinem zweiten Quasi-Soloalbum. Und überhaupt uramerikanisch: Archaische Klischees von grenzenloser Freiheit und Naturverbundenheit finden sich auch hier wieder noch und nöcher. Träume gestandener Mannsbilder wie Thoreau, Hemingway, London, Twain und (in jüngster Zeit) Vollmann, gepackt in mit groben Zimmermannsfingern geschrubbte Akkorde, beizeiten gerahmt von tänzelndem Schlagzeug, Fiedel und Chorälen. Dazu hölzerner Bass mit ordentlich Resonanzkörper und eine Produktion, als hätte man (Achtung: Klischee!) das Album direkt an der Theke aufgenommen. Überhaupt passiert hier wesentlich mehr als noch auf dem Debüt, bisweilen könnte man dem guten Chuck gar den Vorwurf machen, es wirke zerfahren. Und, um mit der Kritik direkt ins (selbstgebaute) Haus zu fallen: Zwei Songs ('The Trench' und 'Good Enough For Rock and Roll') sind in ihrer bierseligen Kumpelhaftigkeit ein wenig zu schmockig geraten und erinnern gefährlich an diese abgehalfterten schmallippigen Alleinunterhaltentypen auf irgendwelchen Schützenfesten mitten in der Peripherie. Tom Astor ain’t got shit on me…?! Andere Stücke entschädigen und werden das Liverepertoire aufwerten, da besteht überhaupt kein Zweifel. 'For Goodness Sake' mit schummerigem Intro, verhaltenem Drumming und weiblicher Begleitung im Hintergrund beispielsweise. Oder das schmissige 'Glory', der "Bristle Ridge"-Gedächtnissong inklusive Fiedel und Handclaps. Das Erhabenste kommt dann selbstredend zum Schluss. 'Get Em All Home': Nautische Metaphern, Mundharmonika, Pedal Steel, Geigen und ein Chor, der das ganze ins metaphysische Finale schleppt. Einer der schönsten Songs, der jemals unter der Ägide von Mr. Ragan entstanden ist. Bandkumpel CHRIS WOLLARD mag mit seinem Alleingang vielleicht ein wenig mutiger gewesen sein, wenn es ums Grobe im Schönen geht, war CHUCK RAGAN allerdings immer die bessere Wahl. Es gilt weiterhin: Hier lebt es sich gewiss nicht ohne Klischees. Manche davon lieben wir.

Tracklist:

01: For Goodness Sake
02: Glory
03: Rotterdam
04: Done and Done
05: The Trench
06: Don’t Say a Word
07: 10 West
08: Ole Diesel
09: Cut Em Done
10: Let It Rain
11: Good Enough For Rock and Roll
12: Get Em All Home

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René

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