Plattenkritik

Crippled Black Phoenix - (Mankind) The Crafty Ape

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 27.01.2012
Datum Review: 04.03.2012

Crippled Black Phoenix - (Mankind) The Crafty Ape

 

 

Konsequenz ist das letzte Mittel. Das letzte Mittel um, trotz des viel zu hohen Erwartungsdrucks, das eigene Gesicht zu bewahren. Konsequenz, die nötig ist um ein Doppel(konzept)album wie "(Mankind) The Crafty Ape" zu realisieren. Ein mutiger Schritt einer mutigen Band die vom gut gemachten Post Rock zu einer der Rockhoffnungen des Jahrzents gewachsen ist. Ein Ruf, der sich zu schnell als trügerisch erweisen kann. Mit ihrem dritten Album spielen CRIPPLED BLACK PHOENIX volles Risiko - mit Erfolg. Willkommen in der wahren Prog-Hölle.

Im Vorfeld zum Album schwirrte immer ein Name durch die Luft - PINK FLOYD. Und ja, CRIPPLED BLACK PHOENIX orientieren sich in vielen Passagen an den Großmeistern, auf "(Mankind) The Crafty Ape" so stark wie nie zuvor. Der, nach einem kurzen Intro einsetzende, Opener "The Heart Of Every Country" lässt mit seiner tollen Gitarrenarbeit und den entspannten wie majestätischen Harmonien sofort an David Gilmour und co. denken. Dennoch verkommen die Briten nie zur Tribute Band. Sei es durch überraschende Breaks, durch nervös machende Hektik in "Get Down And Live With It" oder durch ein übermannendes Post-Rock-Finale in "A Letter Concerning Dogheads". Das große Vorbild schwebt über allem - doch CRIPPLED BLACK PHOENIX sind eine der wenigen Bands die es durchaus schaffen die überlebensgroßen Fußstapfen zumindest annähernd auszufüllen.

Glücklicherweise besinnt sich das Sextett nämlich auch auf die sehr klassisch rockigen Gesichtszüge der "I, Vigilante" EP. "The Brain / Poznan", mit überragender Pianoarbeit, steuert durch schwere Wellen um in einem sperrigen wie monumentalen Rockmonster zu enden. Allgemein ist die Stimmung im Vergleich zur letzten EP aber deutlich negativer und ernster geworden. Die hoffnungsvolle Erhabenheit von "We Forgotten Who We Are" ist nahezu vollkommen verschwunden und einer verworrenen Nachdenklichkeit gewichen. So wird Album Nr. Drei dann auch recht schnell zu einem enorm stimmungsabhängigen Album.

Um die prall gefüllten zwei CDs spinnt die Band ein abendfüllendes Konzept. Menschheitsgeschichte, Idealismus, Provokation. Alles irgendwo vorhanden aber stellenweise fast nebensächlich. Drei Kapitel, namentlich "A Thread", "The Trap" und "The Blues Of Man" führen durch die sich mit zunehmender Spielzeit immer enger zusammenziehenden Schlinge. Jedes Kapitel hat sein eigenes Gesicht, fügt sich aber dennoch problemlos an das Vorangegangene an. Vor allem auf der zweiten CD ergibt sich so ein mystisch-verworrener Strudel der sich im epischen Schlusstrack "Faced With Complete Failure, Utter Defiance Is The Only Response" vollkommen entlädt.

Die Frage ob die Erwartungen an dieses Machwerk von den Briten denn nun erfüllt wurden oder nicht, ist nicht beantwortbar. Zu, im wirklichen Wortsinn, schwierig ist dieses Album. Es ist ein bunter Eintopf voller Überraschungen die sich dennoch zu einer homogenen Einheit zusammensetzen. Nur ganz selten verlieren sich die Songs etwas in der eigenen Kunstfertigkeit, in eben jenen Momenten hätte ich mir doch etwas mehr von der oben erwähnten Konsequenz gewünscht. Nichtsdestotrotz stellt "(Mankind) The Crafty Ape" eins der interessantesten und vielschichtigsten Alben des noch jungen Jahres dar. Mit der Punktvergabe tue ich mich entsprechend schwer, zumal man stetig das Gefühl hat das diese Band noch viel vor sich hat.

Tracklist:

CD1:
Chapter I (A Thread)
1. Nothing (we Are...)
2. The Heart Of Every Country
3. Get Down And Live With It
4. (In The Yonder Marsh)
5. A Letter Concerning Dogheads
6. The Brain / Poznan
Chapter II (The Trap)
7. Laying Traps
8. Born In A Hurricane
9. Release The Clowns
9. (What?)

CD2:
Chapter III (The Blues Of Man)
1. A Suggestion (Not A Very Nice One)
2. (Dig, Bury, Deny)
3. Operation Mincemeat
4. We'll Never Get Out Of This World Alive
5. Faced With Complete Failure, Utter Defiance Is The Only Response

Autor

Bild Autor

Enrico

Autoren Bio

Je ne sais pas. Ein Hoch auf meine Standardantwort im Französischunterricht in der Schule.