Plattenkritik

Dan Mangan - Nice, Nice, Very Nice

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Release Date: 15.10.2010
Datum Review: 24.10.2010

Dan Mangan - Nice, Nice, Very Nice

 

 

Kein Gast. Alleine mit flackernden, langsam verlöschenden Kerzen und gedimmten Licht. Vor der Tür weht kalte nasse Luft über das Pflaster. Lediglich den Ohren vertraut wirkende Musik durchschneidet die Stille, welche ansonsten nur durch abtaupflichtige Kühlschubladen und einer sich regelmäßig aufheizenden Kaffeemaschine gestört wird. Alles ist poliert, bestückt und zurecht gerückt. Keine Arbeit mag bei Zeiten schlimmer sein als zu viel Arbeit. Zu viel Touren mag bei Zeiten auch schlimmer sein als das vertraute zu Hause. Der erzwungene Eskapismus wird zur Qual, erwünscht wird irgendwo doch konservative Geborgenheit, 'Road Regrets'.

DAN MANGAN erfüllt wie Mumford & Sons oder Johnny Flynn diese Sehnsucht nach simplen und irgendwie vertrauten Werten. In diesem Falle sich langsam ins pathetische steigernde Songs, welche mit solch enormer Wucht einen Nerv treffen wollen, dass sie ihn kaum verfehlen können. Leider wirkt das zweite Album von DAN MANGAN, durch eine unerklärliche Veröffentlichungspolitik, zunächst wie eine Nachgeburt der mittlerweile hallenfüllenden Überraschung aus dem letzten Jahr. 'Nice, Nice, Very Nice' hat nun bei uns angekommen auch gut zwölf Monate auf dem Buckel. Folkgitarre, Lap-Steel, Streicher, eine eindringliche Stimme und oft zum Ende hin einsetzende Bläßer. Besonders schön sind die dazu im Kontrast stehende reduzierten Momente, wie das bezaubernde Duett 'The Indie Queens Are Waiting', welches sich trotz reichlicher Instrumentierung nicht aufdrängt. Alles schön traditionell angehaucht, aber nicht verstaubt.

Die Teelichter sollten wieder neu bestückt und die Kaffeemaschine geputzt werden. Nur erzeugt DAN MANGAN trotz bekannter Formel einen Sog, der mich umhüllt wie die alte zerschlissene Decke auf Omas Sofa. Man kennt es, erinnert sich und weiß es dennoch zu schätzen, genießt es. Der unvermeidliche Stampfer 'Sold' trübt etwas die Stimmung, aber 'Fair Verona' besinnt sich auf seine Tugenden und wärmt bereits jetzt die drohende kalte und nasse Heimfahrt durch die Straßen Kölns. 'I Don't Need To Reinvent The Wheel' gibt die passende Selbsteinschätzung. Nur gefroren hat es mich dann trotz eines wunderschönen, sich pathetisch aufbauschenden 'Basket' in dem sich DAN MANGANS Stimme fast überschlägt. 'Nice, Nice, Very Nice' Indeed.

Tracklist:

1. Road Regrets
2. Robots
3. The Indie Queens Are Waiting
4. Sold
5. Fair Verona
6. You Silly Git
7. Tina's Glorious Comeback
8. Et Les Mots Croisés
9. Some People
10. Pine For Cedars
11. Basket
12. Set The Sails

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Kilian

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