Plattenkritik

Dave Hause - Resolutions

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Release Date: 07.10.2011
Datum Review: 10.10.2011

Dave Hause - Resolutions

 

 

Da sitzt er nun. Handzahm am Esstisch. Als warte er auf seinen bestellten heißen Tee. Als wolle er sich nur eben ausruhen. Als überlege er, wohin er seine Madame zum Dinner ausführen könnte. „Aber ist das nicht...? Der hat doch Ähnlichkeit mit...!“ Ja vielleicht. „Und ist das dann auch wieder so ein folkiges Songwriter-Abgespule ohne Bezug und Sinn?“ Fragen wir ihn doch mal persönlich.

Sich als Frontmann oder Sänger jeglichen Genres nur noch auf die Hauptband zu konzentrieren ist ja schon lange nicht mehr chic. Esstische, Dinnerdates und sogar Tee wollen schließlich auch bezahlt werden. Da reicht das versoffene monatliche Gastspiel in der Stammkneipe mit gähnend interpretierten Akustiksongs oder gar zerlutschten Coverversionen lang nicht aus. Ein gewisser DAVE HAUSE aus Philadelphia beschreitet da andere Wege: Auf „Resolutions“ warten mit dem theatralisch-pikanten Opener „Time Will Tell“ oder dem gutmütigen „Heavy Heart“ ebenso ruhige Stücke mit Blick in Richtung Feuertonne, doch mitunter erklärt sich das Solo-LP-Debüt als vermeintlich vielseitiges Rockalbum. Das klassische „C´Mon Kid“ rührt von ganz oben in der überfüllten Springsteen-Nische, die Dramatik in „Prague (Revive Me)“ geht nicht nur der pompösen Orchesterbasis wegen durch die Decke. Die wunderbare und beruhigende Stimme Hause´ belebt im Titeltrack mit Schwung und Bleifuß – und das nur Sekunden nachdem „Pray For Tucson“ in völliger Schönheit und glänzender Melancholie den Mund offen links liegen lassen hat. DAVE HAUSE weiß mit Text und Gesang umzugehen, obgleich BOUNCING SOULS-Gitarrenpapst Pete Steinkopf mit Ohr und Feinsinn über das Erstwerk des eingesessenen Musikerkollegen schaute: „Resolutions“ klingt wahrhaftig und entfesselt mit lebendigen Melodien, die Akustikgitarre ist dem vierten und sympathischen Revival-Tour-Rad genauso auf die Stimmbänder geschnitten, wie die klassische Backline bei „Rankers & Rotters“.

Natürlich erinnern gerade die lauteren Momente der 34 Minuten an den verstärkten und renommierten Brötchengeber um David Walsh, Chris Gonzalez und Mike Sneeringer aus dem vertrauten Philadelphia. Welchen Teil seiner künstlerischen Hauptschlagader sollte Mister Hause letztlich auch unerkannt oder verfälscht an seine Zuhörer weitergeben, wenn nicht den, der seinen Charakter und seine Ideale im abschließenden „Meet Me At The Lanes“ so nachvollziehbar und beidseitig erklärt: „We Lose Track Of Each Other And Life Speeds Past - We Need More Of These Nights They Always Go Too Fast“.
Zehn Songs, deren Konsum einfach so gut tut wie heißer Tee.

Trackliste:

01. Time Will Tell
02. Melanin
03. C’mon Kid
04. Pray For Tuscon
05. Resolutions
06. Prague (Revive Me)
07. Heavy Heart
08. Years From Now
09. Rankers & Rotters
10. Meet Me At The Lanes

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.