Plattenkritik

Daylight - Jar

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Release Date: 30.04.2013
Datum Review: 25.03.2013

Daylight - Jar

 

 

Lieber Tay, Jake, John und Joe,
ich möchte mich bei euch bedanken. Danke für euer erstes Album “Jar“ was ihr Ende April, via RUN FOR COVER RECORDS, veröffentlichen werdet.

Man merkt schon bei dem ersten Hören wie viel Arbeit ihr in dieses Mammutprojekt gesteckt habt und dass es euch ganz schön viel bedeuten muss. Genau aus diesem Grund möchte ich auch nicht, dass es ungerechtfertigte Kritiken bekommt. Ungerecht deswegen, da es für den eher beiläufigen Hörer leider ziemlich viel Angriffspotenzial bietet. Ich sehe schon jetzt die ersten Reviews vor mir, die “Jar“ als ein konventionelles / langweiliges Album bezeichnen und euch das Aufspringen auf den aktuellen Grunge-Hype unterstellen werden. Das aber weder das eine, noch das andere so wirklich stimmt wird leider schwer zu erklären sein.

Ja, natürlich erinnert das Album teilweise sehr stark an “Nevermind“ oder “Siamese Dream“ aber der geneigte Zuhörer sollte sich trotzdem ein wenig mit eurer Diskographie beschäftigen, bevor er vorschnell urteilt. So sollte ihm spätestens bei eurer letzten EP “The Difference In Good And Bad Dreams“ auffallen, dass ihr den Hardcore / Punk-lastigen Sound eurer ersten EP “Sinking“ längst über Bord geworfen habt und nun endgültig im Alternative / Grunge-Bereich angekommen seid. (Das erklärt übrigens auch, wieso ihr es partout verweigert Lieder dieser ersten EP zu spielen. Ihr habt euch eben weiterentwickelt, auch wenn das einige nicht wahr haben wollen.)
Zum Glück heißt das aber nicht, dass ihr euch nicht manchmal auf alte Stärken zurückbesinnt und diese dann gekonnt mit neu erlerntem kombiniert. So gefällt mir zum Beispiel dieses eine markante Riff in “Last October“ sehr gut. Ihr wisst schon welches ich meine, das aggressive, das treibende, dieses Hauptriff eben. Es ist immer wieder erstaunlich und irgendwie auch schön zu sehen, wie Texte die nötige Aggression durch Musik verliehen bekommen. Weißt du Tay, würde ich nur die Textzeilen (I'm scared. I'm helpless. I'm shaking.
 I'm weak. My bones, I feel them breaking. 
I'm tired of losing against me. 
I'm lost. I can't win.) lesen, dann könnte ich mir zwar vorstellen, dass du verzweifelt bist und dass dich das alles ziemlich nervt und mitnimmt, aber wirkliche Wut würde ich dabei nicht empfinden. Viel mehr eher Mitleid. Dass du das aber gar nicht erreichen möchtest, erklärt dann eben die Musik für dich.
Und genau das sind diese kleinen Momente, die “Jar“ so besonders für mich machen. Ganz egal, ob du von den Problemen mit deiner Familie berichtest (My heart is bigger than you know. This family is just a sad song.) oder Jake von einer verloren gegangen Beziehung erzählt (Taking advantage of my love. You only care about yourself.) - selten habe ich ein Album gehört, auf dem sich die Texte so großartig mit der Musik verbinden und zu einem einzelnen, großartigen Stück Kunst werden. Hut ab!

Der Hauptgrund, dass das alle so gut aufeinander abgestimmt ist und zusammen so hervorragend funktioniert, dürfte wohl WILL YIP sein, den ihr euch wieder einmal als Produzent ausgesucht habt. Er ist ja irgendwie so etwas wie der “Shooting Star“ im Bereich alternativer Musik, oder? Jedenfalls lese ich seinen Namen in letzter Zeit fast öfter als den von KURT BALLOU und das muss ja schon etwas heißen. WILL YIP jedenfalls soll ja ein bekennender NIRVANA Fan sein, stimmt das?
Wisst ihr, denen ihr größter Hit besteht ja eigentlich auch nur aus einem markanten Refrain, in dem recht oft hintereinander "Hello" gesungen wird. Habt ihr euch eigentlich mal “Smells Like Teen Spirit“ und dann danach “In On It“ angehört? Ich möchte damit jetzt nicht sagen, dass sich diese beiden Lieder erschreckend ähnlich anhören, sondern dass es mir eigentlich herzlich egal ist, ob ich sehr oft "Hello" oder "In On It" singe und dabei im Takt wippe, solange der Rest stimmt. (Ich glaube ich könnte also einige Zeit ohne den Standard-"Es-Ist-Kurz-Vor-1-Uhr"-Disco Song auskommen.)

Wisst ihr, ich bin 1990 geboren und daher etwas zu jung um behaupten zu können, dass “Nevermind“ mir wirklich sehr viel bedeutet und es das Album meiner Generation ist, aber trotzdem habe ich mir immer gewünscht so ein bestimmtes Album zu haben. Ein Album zum Identifizieren. Ein Album was mich sehr lange auf meinem Lebensweg begleitet:
Ja, ich weiß. Ich lehne mich jetzt ganz schön weit aus dem Fenster und wahrscheinlich auch viel zu weit, aber eventuell habe ich ja ein kleines “Nevermind“ für mich gefunden. Danke dafür.


Tracklist:
01. Sponge
02. Life In A Jar
03. Outside of Me
04. Sheltered
05. Crawl
06. Last October
07. Youngest Daughter
08. Knew
09. No One's Deserving
10. Hole in the Ground
11. In On It
12. Around the Railing

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Fabian

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