Plattenkritik

Dead To Me - Moscow Penny Ante

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Release Date: 25.10.2011
Datum Review: 18.01.2012

Dead To Me - Moscow Penny Ante

 

 

Sam, Ian, Ken und Frontmann Chicken haben sicher schon fast deutsche Pässe. Oder zumindest feste Wohnsitze in Europa. So oft, wie der Touralltag die Band aus San Francisco in unsere Breitengrade verschlägt, kann ein Tourvan als Dach über dem Kopf doch schon nicht mehr gesund ausreichend sein. Neben den kantigen Liveshows der Bay Area Punkrocker allerdings auch nicht unwichtig: Der Output für´s Wohnzimmer.


Aber welche DEAD TO ME sind denn jetzt die Gegenwärtigen? Oder die Belebendsten? Sind es die angepissten Hymnen der Gassen und Gossen wie auf dem Debüt „Cuban Ballerina“, welches ONE MAN ARMY-Stimmenpapst Jack Dalrymple noch mit Hit und Hand gen Klassiker rückte? Oder die experimentell fortgeschrittene Dubpunkfront, die durch reggaegroteske Aha-Momente „African Elephants“ umkippte, um dann mit „Wait For It“ und neuer Besetzung die Scherben wieder zusammenzusetzen? „Reckless Behavior“ oder auch das kratzige „The Hand With Inherited Rings“ sind 2011 vor allem eines: Der stilistische, todsichere und grundierte Mittelweg, den das Quartett mit seinem (mittlerweile) gereiften und eigenem Sound ohne zu wackeln oder zu stolpern abläuft.

Songs wie „The Evolution Will Be Tele-Visualized“ und „The Trials Of Oscar Wilde“ könnten sogar ohne die schwammigen bis quäkigen Aufforderungen von Chicken und Sam als Federprodukte DEAD TO ME´s durchgehen, viel deutlicher als auf der vorangegangenen 2010er EP gibt es mit „Moscow Penny Ante“ wieder ein üppiges und abgerundetes Album voller Protestperlen wie „Dead Pigeon Tricks“, dem rastlosen „Undertow“ und dem wippenden Endspurt „The World Has Gone Mad“. DEAD TO ME haben auch mit 50% neuen Etagenbettgästen und deren Einflüssen vollständig zueinander gefunden und stricken weiter am gewissenhaft repräsentativen Schal, der nicht nur über den aktuellen Winter wärmen und Laune spenden soll. Schön zu sehen – vor allem aber zu hören, dass die kunstversierte und kulturell affine Band sich mit einem Dutzend leidenschaftlicher und durchdringender Songs zu Wort meldet, die sich allesamt nach und nach entfalten, mitreißen und keinesfalls in Erklärungsnotstand geraten.
Dieses Problem dürfte es höchstens bei den Pässen oder der Einreise des Quartetts geben, wenn wieder mal bürokratisch zu unvorbereitet das geliebte „Moscow“ auf dem Tourplan steht....

Trackliste:

01. Undertow
02. Wreckless Behavior
03. The Evolution Will Be Tele-Visualized
04. The Hand With Inherited Rings
05. No Lullabies
06. The Trials Of Oscar Wilde
07. The Monarch Hotel
08. Never Relief
09. I Love My Problems
10. Dead Pigeon Tricks
11. Victims Of No Ambition
12. The World Has Gone Mad

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.