Plattenkritik

Dimmu Borgir - Abrahadabra

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Release Date: 24.09.2010
Datum Review: 29.09.2010

Dimmu Borgir - Abrahadabra

 

 

Worauf können DIMMU BORGIR zurückblicken? Auf der einen Seite natürlich Erstwerke wie „Stormblast“, welche Black-Metal-Puristen heute bei einem neuen DIMMU-BORGIR-Album zu einem Satz bringen, welcher sich etwa wie folgt liest: „Früher waren die mal gut, aber heute braucht die kein Mensch mehr!“, aber gerne auch: „Die sind längst nur noch Plastik-Metal der Marke Nuclear Blast!“. Aber klar: Rumpelproduktion, Oldschool-Logo, traditionell gezeichnetes Cover, ähm, ach ja und natürlich, ja letztlich doch gute Musik – Puristen wissen halt, was sie wollen. Doch sind DIMMU BORGIR nicht immer noch gut, aber nun halt nur anders?! Wo man sich nun positioniert: „In Sorte Diaboli“ – seines Zeichens Vorgängerwerk zum aktuellen Opus - spaltete wieder, und spätestens jetzt weiß diese Band: Auf falsche Füße wird bei einem neuen Album in jedem Fall wieder getreten. Eine Erkenntnis, die einem Freiheit bringt – Freiheit, die bei „Abrahadabra“ nun in die Tatsache mündet, dass auf diesem Album ganze 101 (!) Musiker in irgendeiner Form beteiligt sind. Das Ergebnis: Noch mehr Orchester, noch mehr Bombast, noch mehr Ambitioniertheit, noch mehr – im wahrsten Sinne des Wortes – höllischer Pathos. Aber auch: Weg vom umstrittenen, (wenn auch meiner Meinung nach guten) Vorgänger, obwohl die Attitüde generell mehr Fuck Off als Richten nach den Fans heißt. So gibt es keinen klaren Gesang mehr seitens Vortex (ist er doch ohnehin seit einem Jahr nicht mehr mit am Bord), eben mehr Orchester und generell mehr musikalische Virtuosität, wo doch viele Nummern des Vorgängers vor allem durch ihr straightes Riffing aufzufallen wussten. Ach und: Wo ein gewisser Vortex nicht mehr am Start ist, singen nun entweder Garm, oder – gastweise - Agnete Maria Forfang Kjølsruds, welche weder mir, noch wohl schätzungsweise 98% der Allschools-Leserschaft etwas sagt. Ist in jedem Fall gewöhnungsbedürftig, mir taugt Vortex mehr, aber letztlich ist es auch nur eine Sache von wenigen Sekunden immer mal. Größtenteils wird „Agrahadabra“ eh vom orchestralen Bombast und einer Fusion beherrscht, welche grob auch als „Herr-der-Ringe-Soundtrack trifft auf Black Metal“ belabelt werden darf. Und die funktioniert größtenteils – und erzeugt in Nummern wie „The Demiurge Molecule“ durchaus eine interessante, fast schon packende, wenn auch sich gerne sehr nah an der Schmerzensgrenze zum Kitsch aufhaltende Atmosphäre. Und da das eine (Orchester) das andere (fette Metal-Riffs) nicht unbedingt ausschließen muss, kann ein Song wie „A Jewel Traced Through Coal“ auf einem Album wie „Abrahdabra“ auch in Punkto roher Gewalt zufriedenstellen – zumindest bis zum nächsten Orchester-Part. Und ob das (also diese Dynamik) gut so ist, muss jeder selbst wissen. In jedem Fall: Respekt vor einem solchen Album, egal ob man diesen (zugegebener Maßen) eigenwilligen Stil mag oder nicht, oder ob man das Auftreten dieser Band peinlich findet oder nicht – ein Album wie „Abrahadabra“ schreibt man nicht ebenso mal. Und schon gar nicht nur fürs Geld.

Tracklist:

1. Xibir
2. Born Treacherous
3. Gateways
4. Chess With The Abyss
5. Dimmu Borgir
6. Ritualist
7. The Demiurge Molecule
8. A Jewel Traced Through Coal
9. Renewal
10. Endings And Continuations

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Olivier H.

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"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed