Plattenkritik

Donnybrook - The Beast Inside

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Release Date: 12.10.2010
Datum Review: 31.03.2011

Donnybrook - The Beast Inside

 

 

Hurra, Teile der Hardcore-Szene sterben gerade den Niveau-Tod. Da auf Shows ja mittlerweile alles erlaubt ist, reißt ein Fan den Sänger der (ex?-)Genre-Helden TRAPPED UNDER ICE im Eifer des Gefechts von der gar nicht mal sooo niedrigen Bühne. Der widerum interpretiert die Aktion als gezielten Angriff und revanchiert sich gar nicht clever, indem er dem vermeintlichen Angreifer den Kiefer bricht und ihn danach auch noch verhöhnt (an dieser Stelle: gute Besserung!). Leider auch, weil zwischen gezielten Attacken und "Abgehen" heute kaum mehr ein Unterschied auszumachen ist. Im Internet geht der Schlagabtausch weiter. Dabei erstaunt vor allem die Doppelmoral derer, die sonst Goldkette und Schlagring-Shirt tragend mit Vorliebe in Außenstehende reintreten. Jemandem mit voller Absicht und Wucht ins Gesicht zu kicken ist nämlich absolut okay, wenn man es macht, weil die Musik im Hintergrund so geil ist. Ist halt ne Hardcore-Show, nech?! Schwachsinn, früher haben Bands Leute für so was vor die Tür gesetzt. Der Abend in Essen ist nichts weiter als die logische Konsequenz. Und jetzt haben sich auch noch die Oberprolls von DONNYBROOK! reformiert, die schon damals auf Shows nicht müde wurden die Anwesenden mit "What's a little blood between the ones we love?" anzuheizen. Na das kann ja heiter werden.

Lassen wir jetzt mal alle Bedenken und Vorurteile beiseite: musikalisch ist "The Beast Inside" (wie auch der Vorgänger) ein überraschend gutes Hardcore-Album geworden. Auf komplett stumpfen Beatdown wird dankenswerter Weise verzichtet, stattdessen huldigt man eher alten New Yorker Helden wie JUDGE und KILLING TIME. Weitestgehend schnell und fett produziert erinnert das Ganze nicht zuletzt wegen der beinahe gerappten, aber trotzdem sau-toughen Vocals an eine prolligere Version der aktuellen DOWN TO NOTHING EP. Besonders die Rhythmus-Sektion macht mächtig Druck und treibt die 12 Songs gnadenlos nach vorne. Wenn dann allerdings die Worte des neu eingespielten und bereits erwähnten "What's A Little Blood" erklingen, beginnt wieder der Ritt auf der Rasierklinge zwischen abfeiern und komplett falsch verstehen ("Representation is a must, so dance hard and show us who's down for the core. We must forget everything in the outside world and just release the aggression inside. What's a little blood between the ones we love?"). Der Respekt füreinander, der in dem Text auch erwähnt wird, gibt es den noch? Wahrscheinlich eher auf einer H20-Show.

Alles in allem ist "The Beast Inside" ein wirklich sehr solides, stellenweise sogar mitreißendes Hardcore-Album geworden. Da man im Pit allerdings in erster Linie auf Leute treffen dürfte, die vor gar nicht langer Zeit eher auf GTI und Großraumdisco standen, will der Funken nicht komplett überspringen. Ich glaub, ich hör jetzt erstmal BATTERY's "Go Back To The Gym".

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Sascha

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http://www.shocksmusic.bandcamp.com