Plattenkritik

Dryconditions - Into the Night (Black Light)

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Release Date: 04.10.2009
Datum Review: 25.11.2009

Dryconditions - Into the Night (Black Light)

 

 

Eines muss man dem Cover lassen - es lässt einen aufmerksam werden. Und weckte bei mir vor allem die Frage, was bei "Into the Night (Black Light)" von DRYCONDITIONS da wohl auf einen zu kommen mag. Schön ist es, das seit PINK FLOYD wohl jedem bekannte Prisma, hier nur als Schatten seiner selbst angedeutet. Düster und reduziert wirkt das Cover der Schweizer, welches wohl jeder Post-Rock-Band gut zu Gesicht stehen würde. Doch wenn man den Vierer in eine Schublade stecken müsste, dann wäre es wohl zwischen Postcore und (Post-)Punk.

Bereits seit über zehn Jahren existiert die Band, im Jahr 2001 erschien ihre erste Veröffentlichung im Eigenvertrieb. In der Zwischenzeit folgten bis zu Into the Night lediglich zwei Veröffentlichungen, ein Album auf dem kleinen Label Plastic Gun Records sowie eine 7"-Split mit Yfere auf dem legendären Ape must not kill ape-Label. Mit 808 Records suchte man sich nun ein Label, was auch den internationalen Vertrieb über Cargo sicherstellt. Ein gezielter Schritt nach vorne oder eine eher zufällige Weiterentwicklung?

Unmittelbar nach dem man den Play-Knopf gedrückt hat legen sie auch schon los: Mit "Against Panic!" hauen einem DRYCONDITIONS einen ersten Punkrockbrocken vor die Füße, in dem gefrickelt und gequietscht wird. Auch mit dem zweiten Lied "Livers at the Berkley Bar" setzen DRYCONDITIONS ein Ausrufezeichen. Schöner mitsingen kann man eigentlich nur bei TRIBUTE TO NOTHING, und auch an diesem Level kratzen die Schweizer in ihren guten Momenten. Vor allem der oft zweistimmige Gesang verschafft den Liedern einen rauen Charme. Bei den folgenden Songs kehrt eine gewisse Stagnation ein, jedoch auf einem hohen Level, bis das Album dann ab der Mitte noch einmal begeistern kann: Mit "Talks about black shores" folgt ein wunderschönes, wenn auch leider kurzes, Instrumental. Aus diese Ruhe scheint "Into the Night (Black Light)" noch einmal Kraft zu schöpfen, mit "Anaemia" macht im Anschluß der wohl ruppigste Song der CD seine Aufwartung. Ein wahres Schmuckstück ist das abchließende "Sparkling elements out of rhythm and tune", ein weiter Instrumental-Track. Eine eher zufällige Aufnahme, wie das Booklet verrät, und nach der Aufnahme nie wieder gespielt.

Textlich bewegen sie sich zwischen Vergangenheitsbewältigung und einem nüchternen Blick auf die Gegenwart, zwischen Aufbruch und Verzweiflung. Zeilen wie "Goodbye to the old days, crushing down with the new waves" preschen nach vorn, werden jedoch wenig später von Stellen wie "We're probably could never feel the way we feel tonight" wieder eingefangen. Zu den großen Momenten des Albums zählen für mich auch die Momente des Erkennens wie bei "Sometimes i ask myself what it is we're tried to fight against". Kein leichter Spagat, doch zeigt er eindrucksvoll die Zerrissenheit einer Band, welche zwischen Resignation und einem nächsten Ausbruchsversuch zu stehen scheint.

Was die Schweizer hier abliefern ist mehr als ein solides Album einer eingespielten Band, es ist ein Statement. Nicht jedoch in Form eines eindeutigen Plädoyers, sondern ein Facettenreiches Kunstwerk welches zum nachdenken anregt und dabei zu unterhalten weiß. Ein Album, was stark beginnt, um nach einem kleinen Hänger gegen Ende sein Herz offenbart und mitreißen kann. Ein Album, das eingängig ist und doch Haken schlägt und kleine Überraschungen bietet. Ein Album, das Herausforderung und Mut widerspiegelt. Ein Album, das ich jedem ans Herz legen möchte, der einmal auf den neuesten Schrei verzichten kann.


Für Fans von: THE BRONX; TRIBUTE TO NOTHING, BOYSETSFIRE
Anspieltipps: Livers at the Berkley Bar; Anaemia; Sparkling elements out of rhythm and tune


Tracklist
1. Against Panic!
2. Livers at the Berkley Bar
3. Criminal Intentions
4. Up and running
5. Having a drink with Martin Luther King
6. Velvet
7. Talks about black shores
8. Anaemia
9. Teenage Sundown
10. City sind rondo
11. Meet me at the station
12. Sparkling elements out of rhythm and tune

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Torsten H.

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