Plattenkritik

EMIL BULLS - XX

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 29.01.2016
Datum Review: 11.01.2016
Format: CD Digital

Tracklist

 

CD 1
1. Here Comes The Fire (Candlelight)
2. The Jaws Of Oblivion (Candlelight)
3. The Way Of The Warrior (Candlelight)
4. Hearteater (Candlelight)
5. The Most Evil Spell (Candlelight)
6. Close To The Wind (Candlelight)
7. Worlds Apart (Candlelight)
8. Nothing In This World (Candlelight)
9. Gone Baby Gone (Candlelight)
10. Not Tonight Josephine (Candlelight)
11. When God Was Sleeping (Candlelight)
12. Between The Devil And The Deep Blue Sea (Candlelight)
13. Dear Sadness (Candlelight)
14. Dancing On The Moon (Candlelight)
15. All For You (Candlelight)

CD 2
1. Here Comes The Fire (Hellfire)
2. The Jaws Of Oblivion (Hellfire)
3. The Way Of The Warrior (Hellfire)
4. Hearteater (Hellfire)
5. The Most Evil Spell (Hellfire)
6. Close To The Wind (Hellfire)
7. Worlds Apart (Hellfire)
8. Nothing In This World (Hellfire)
9. Gone Baby Gone (Hellfire)
10. Not Tonight Josephine (Hellfire)
11. When God Was Sleeping (Hellfire)
12. Between The Devil And The Deep Blue Sea (Hellfire)
13. Dear Sadness (Hellfire)
14. Dancing On The Moon (Hellfire)

Band Mitglieder

 

Christoph „Christ“ von Freydorf - Gesang, Gitarre
Jamie „Citnoh“ Richardson - Bass
Stephan Karl „Moik“ - Gitarre
Andy Bock - Gitarre
Manu Lotter - Schlagzeug

EMIL BULLS - XX

 

 

Die EMIL BULLS sind wohl eine der ausdauerndsten Bands der deutschen Musiklandschaft, ihre inzwischen 20 jährige Karriere gleicht einem Parforceritt durch sämtliche Spielstile modernen Rocks und Metals. Vom ursprünglichen Crossover, über Alternative Rock und New Metal bishin zum Metalcore war eigentlich alles dabei, ihre eigene Identität haben sich die Bayern aber stets bewahrt. Sicherlich war in der Vergangenheit nicht jeder Schuss ein Treffer und man konnte leider auch nie so wirklich an die Klasse des großartigen Majordebüts "Angel Delivery Service" anknüpfen, weswegen das Album für die EMIL BULLS wahrscheinlich Fluch und Segen zugleich ist, dennoch kann man nach 20 Jahren auf einen beachtlichen Backkatalog mit einigen Perlen zurückblicken. Auf ein solches Jubiläum darf man zu Recht stolz sein, das darf auch gerne zünftig gefeiert werden, und genau das tun die BULLS mit vorliegendem Doppelalbum. Eine einfache Greatest-Hits-Compilation wäre natürlich nicht besonders einfallsreich, weshalb sich die Herren ordentlich ins Zeug gelegt haben, um den runden Geburtstag zu etwas Besonderem zu machen.

"XX" ist in zwei Parts unterteilt, wobei die mit "Hellfire" betitelete CD 2 tatsächlich lediglich eine Best-Of-Zusammenstellung der letzten Jahre darstellt. Fast plakativ hat man besagtes "Angel Delivery Service" dabei komplett außen vor gelassen, was nicht nur bei mir für ein wenig Stirnrunzeln sorgen dürfte. Im Prinzip ist das aber auch egal, denn die "Hellfire"-CD dient eigentlich ohnehin nur zum Abgleich, das Herzstück des Doppelalbums bildet definitiv die so trefflich mit "Candlelight" betitelte CD 1. Hier haben sich die EMIL BULLS die Stücke der "Hellfire"-CD noch einmal vorgenommen und komplett im Akkustikgewand umarrangiert. Klingt erstmal nicht besonders einfallsreich meint ihr? Vielleicht, doch herausgekommen ist weit mehr als nur ein schnödes Unpluggedalbum, auf dem die Interpreten ihre größten Hits gelangweilt und in weichgespülter Version runterklimpern. Zum einen haben sich die BULLS eben nicht nur an Stücken vergriffen, die sich ohnehin schon für eine Akkustikversion anbieten, zum anderen ist ein Großteil der Neueinspielungen eben genau deshalb kaum wiederzuerkennen; in den "Candlelight"-Aufnahmen steckt offensichtlich viel Mühe und beeindruckende Detailarbeit.

 

Los geht es mit einer gradezu bezaubernden Version von "Here Comes The Fire", die mit dem ursprünglichen Uptemporocker so gar nichts mehr zu tun hat. Tatsächlich schaffen die EMIL BULLS hier eine wohlige Kerzenscheinatmosphäre, die der Maxime der Platte durchaus gerecht wird. Mir will auch mal wieder auffallen, dass ich Christoph von Freydorfs warmen Klargesang seinen manchmal etwas angestrengt wirkenden Shouts klar vorziehe. Ein ähnlicher Kandidat ist "The Way Of The Warrior", aus dem knackigen Modern Metal des Originals wird ein überaus atmosphärischer Akkustikpopsong. Ebenfalls großartig kommt "The Most Evil Spell" daher. Was leicht kitschig mit Streichern und Klavier beginnt, wird im weiteren Verlauf des Stücks mit dezenten Bläsern angereichtert und verleiht der Nummer eine fesselnde Stimmung zwischen Coolness und Erhabenheit. Zwar wohnt der ganzen Scheibe allgemein eine angenehm warme und stellenweise schön verträumte Atmosphäre inne, doch auch für ein gesundes Maß an Pathos sind sich die EMIL BULLS bekanntlich nie zu schade. Dieser wird allerdings wohldosiert und songdienlich eingesetzt, nur selten schießt man übers Ziel hinaus. So schrammen z.B. "The Devil And The Deep Blue Sea" und "Dancing On The Moon" haarscharf am Kitsch vorbei, kriegen aber trotzdem noch die Kurve und fügen sich gut ins Gesamtbild ein. Zum Schluss gibt es mit dem verspielten "All For You" noch einen komplett neuen Song, der allerdings etwas hinter dem Großteil der Neueinspielungen zurückbleibt; der Überraschungseffekt fehlt hier ein wenig.

 

Bei der "Candlelight"-CD handelt es sich natürlich eindeutig nicht um ein Rock- oder gar ein Metalalbum, wir haben es hier ganz klar mit Popmusik zu tun. Diese ist allerdings sehr gut gemacht, in liebevoller und detailierter Handarbeit inszeniert und somit weit entfernt von bloßer Stangenware. Die EMIL BULLS haben sich hier wirklich große Mühe gegeben, ihr Jubiläum zu etwas Besonderem zu machen und beschenken ihre Fans mit einem herrlichen Album für kalte Winterabende vor dem heimeligen Kamin (sofern es im Januar und Februar doch noch so etwas wie Winterwetter gibt). Die Dreingabe in Form der "Hellfire"-CD macht das Ganze zu einem runden und absolut lohnenswerten Gesamtpaket.

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.