Plattenkritik

Funeral For A Friend - Conduit

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Release Date: 08.02.2013
Datum Review: 31.01.2013

Funeral For A Friend - Conduit

 

 

Ich kann mich noch gut an den Augenblick erinnern, als ich die Waliser das erste Mal live gesehen habe. Ich stand vor der Bühne und die von mir vorher als „völlig belanglos“ eingestufte Band spielte ihr bis dato einziges Album „Casually Dressed & Deep in Conversation“ und es dauerte bis zu „Escape Artists Never Die“, als ich Feuer fing. Eine solch emotionale Mischung aus hochmelodischen, poppig anmutenden Refrains, harten Strophen mit Growls unterlegt und leicht vertrackten, mit interessanter Gitarrenarbeit ausgestatteten Songs, die von Sänger Matthew Davies bis zum Moment des absoluten Glücksbefalls getragen wurden, habe ich weder vorher noch nachher einsaugen dürfen. Dieses Album ist Geschichte und alles Alben danach waren ein Schritt weg davon, im Grunde ist der Status der Band in meiner kleinen Welt wieder da, wo er vor dem oben beschriebenen Konzertauftritt gewesen ist. Ehrlich gesagt war ich sogar ein wenig überrascht, dass es sie überhaupt noch gab.

Im Grunde ein guter Start für „Conduit“, denn vorbehaltloser kann ein Album nicht besprochen werden. Und von Anfang an geben FUNERAL FOR A FRIEND Gas, frei nach dem Motto: „ist der Ruf erst ruiniert, müssen wir wirken endlich mal wieder engagiert!“. Auffallend ist die Kürze der einzelnen Tracks, die schnell zum Punkt kommen und durch griffige Hooks veredelt wurden. Anno 2013 haben FFAF mehr Feuer in den Gitarren als ihre Landsleute von BFMV, wobei das auch nicht allzu schwer zu erreichen ist. Jeder Song für sich ist ein Grower, erst nach und nach entfaltet sich die Absicht hinter der starken Gitarrenarbeit. Auch der neue Mann am Schlagzeug trägt die Verantwortung dafür, dass sich „Conduit“ in einer angenehmen Aggressivität aufhält und durchweg kickt. Dem Album obliegt ein sich in einen Sog verwandelnder Flow, der die Gliedmaßen mitwippen, mitschwingen und sogar die Rübe bangen lässt.

Verschwunden sind die Growls, dafür kippt Davies immer wieder ins Angepisste und auch er passt sich trotz seiner Casting-kompatiblen Goldkehle (“du siehst echt hammermäßig aus, die Kids werden auf dich stehen. Du hast da was in deiner Voice, das mich irgendwie flasht.“) dem fast schon punkig bunten Treiben an. Aber dennoch muss nicht auf diese der Band innewohnenden ureigenen Emotionalität verzichtet werden, immer wieder erwische ich mich beim Abdriften in melancholische „Conduit“ verursachte Tagträume. Das eben Geschriebene „immer wieder“ impliziert weiterhin, dass das Album auf Dauerrotation gestellt wurde und viele andere, zeitgleich erscheinende Ergüsse verdrängt hat.

Mit „Conduit“ haben FUNERAL FOR A FRIEND ein erfrischendes Album am Start, mit dem nicht gerechnet werden konnte. Anstatt sich zu sehr ernst zu nehmen, haben sie einfach gute Songs geschrieben, die das Steuer noch einmal rumreißen und den Aufprall an der Klagemauer der Vergessenheit abwenden. Hervorzuheben ist schließlich noch die Hitdichte mit dem Aufdruck „all killer, no filler“.

Welcome back!

Tracklist:
1. Spine
2. Conduit
3. The Distance
4. Best Friends And Hospital Beds
5. Nails
6. Death Comes To Us All
7. Travelled
8. Grey
9. Sun-Less
10. Elements
11. High Castles

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Clement

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Ich fühle mich zu alt