Plattenkritik

FUNERAL FOR A FRIEND - Hours - Live at Islington Academy

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Info

Release Date: 09.07.2015
Datum Review: 09.07.2015
Format: CD Digital

Tracklist

 

1. All The Rage
2. Streetcar
3. Roses For The Dead
4. Hospitality
5. Drive
6. Monsters
7. History
8. Recovery
9. The End of Nothing
10. Alvarez
11. Sonny
12. Sixteen
13. 1%
14. Conduit
15. Juneau
16. Escape Artists Never Die

Band Mitglieder

 

Matthew Davies
Gav Burrough
Kris Coombs-Roberts
Richard Boucher

FUNERAL FOR A FRIEND - Hours - Live at Islington Academy

 

 

 

Kinder, wie die Zeit vergeht...zehn Jahre ist es also her, dass im Zuge der 'Emo-Welle' auch das zweite Album „Hours“ der Waliser in meinem CD-Player landete und mich nur partiell zufrieden stimmte. Ich mag Melodien und ich muss daher nicht die ganze Zeit angebrüllt werden, jedoch haben FUNERAL FOR A FRIEND, TAKING BACK SUNDAY, THURSDAY und Konsorten einfach teilweise diese monotonen Gesangslinien, weinerlich vorgetragen, dass ich mich damit einfach nicht so wirklich identifizieren konnte. Es gibt nichts gegen traurige Songs zu sagen und das Zeilen wie „I am nothing more than a line in your book“ oder “Who was it that said that great things come to great men? Well that fucker lied to us,” sind ja wohl einfach nur großartig - Tagebuch-Poesie eines unscheinbaren, jungen Mannes. Das war für mich auch immer die Stärke des Emotional Hardcore, diese Tristess des Alltags, die Verzweiflug und drohende Identitätsdiffusion der Jugend, die vielen Möglichkeiten irgendwo hinzugehen und es dann doch nicht zu tun.

 

Nach einer viel zu schnell vergangenen Dekade, nullt das Album zum ersten Mal und FFAF lassen es sich nicht nehmen diesen Geburtstag mit einem Live-Album zu feiern. Das Konzert in der O2 Islington Academy, London, wird auch auf DVD erhältlich sein. Der Sound ist sehr gut. Ob hier im Nachhinein etwas 'ge-dubbed' wurde kann man schlecht sagen, der Gesang jedoch nicht. Der greift in puncto Intonation auch mal daneben. Für mich kein großes Drama, das ist eben live und spricht für die Authentizität des Albums. Allerdings sind die Backing-Vocals zu leise. Fehlt einem Richards in dem vokalen Reigen. Na, mir ist es ehrlich gesagt nicht aufgefallen.

 

Die Songs sind mit Ausnahme von 'All The Rage', das Ende von 'Conduit' (nicht auf "Hours") und 'Roses For The Dead' eher durchschnittlich (wer jetzt schimpft: Es gab mal ne Zeit in der ein "befriedigend" durchaus OK war und noch nicht mit totalem Verriss und Versagen gleichgesetzt wurde). Nicht ohne Druck, nicht ohne Mitsing-Harmonien (wie das Publikum immer wieder beweist), aber manchmal lassen sie etwas vermissen. Ein Problem, dass spätere Songs wie 'Into Oblivion' ebenfalls hatten (und von der Band selbst nicht wirklich gefeiert wurden). 'End Of Nothing' oder das noch nie zuvor live gespielte 'Hospitality' oder das eindringliche 'Drive' haben bestimmt ihren Wert, doch wirkliche Kracher waren und sind diese Stücke für mich nicht.

 

Doch zwei wirkliche Hits gibt es dann doch zu finden (wenn auch nicht auf dem Album): Die Rede ist von 'Escape Artists Never Die' und 'Juneau'. Diese wurden einst auf jeder Party rauf und runter gespielt und auch als man den Terminus „Emo-Core“ nur noch hinter vorgehaltener Hand flüstern durfte, verloren die Songs nicht an Intensität. Diese beiden Lieder haben das gewisse Etwas. Ich fand sie vor einem Jahr auf einem selbst zusammen gebastelten Sampler wieder. Freudig erregt, schwelgte ich in Erinnerungen an eine Zeit, als noch vieles...anders war.

 

Für eine nostalgische Zeitreise ist dieses Album perfekt. Darüber hinaus muss sich jeder selbst ein Bild davon machen. Hätte mich diese Band in der Vergangenheit nicht immer wieder musikalisch gestreift, würde ich die Live-Version von „Hours“ möglicherweise gar nicht so gut finden.

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.