Plattenkritik

Hollywood Undead - Swan Songs

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Info

Release Date: 26.06.2009
Datum Review: 07.04.2009

Hollywood Undead - Swan Songs

 

 

Don Gilmore, Danny Loher und irgendeinem findigen Labelpionier sei Dank. Es gibt jetzt LINKIN PARK in der Thug-Version. Ultrafett produziert und mit genügend juvenilem halbweltlerischem Provokationspotential aufgeladen huldigen HOLLYWOOD UNDEAD ihrer vermeintlich verkorksten Generation. Eine Frage bleibt offen: Wie gestaltet sich das Ziehen von Lines aus Arschritzen irgendwelcher Bitches mit diesen blöden Masken?

Man kann es sich bildlich vorstellen. Auf irgend so einem teuer subventionierten und super wichtigen Meeting sitzen Labelmenschen mit Klemmbrettern auf ihrem Schoß, auf dem Tisch steht feinperliges, überteuertes Mineralwasser, irgendjemand hält eine Präsentation. Wir brauchen was Neues, was Extremes. Wir brauchen HipHop, Industrial, New Metal und Pathos. Verdammt viel Pathos. Wir brauchen sauber gestochene Sleeves, moderne Hardcore-Optik und – ja logisch – Masken. Masken sind immer gut. Wir brauchen unterschiedliche Charaktere. So wie bei SLIP… , SLIP… , ach Scheiße ich komm nicht drauf. Der eine so wie vom Backcover von "Straight Outta Compton", der andere mit Maske von Louis Vuitton und blutiger Dollarnote vor dem Mund, wieder ein anderer so Hannibal Lecter light. Denn das ist ja der eigentliche perfide Clou an HOLLYWOOD UNDEAD: Sie führen Gangmentalität, White Trash Trailer Park-Ästhetik UND Kapitalismuskritik nonchalant zusammen. Genial. KID ROCK ist ja jetzt schließlich heutzutage irgendwie zu metaphysisch unterwegs und – na ja – irgendwie zu piefig.

Kommen wir zu wichtigerem… Den Namen der einzelnen Bandmitglieder. DEUCE, JOHNNY 3 TEARS, J-DOG, CHARLIE SCENE, FUNNY MAN und DA KURLZZ haben – das muss man ihnen und ihrer hochdotierten Produzentenarmada wirklich lassen – ein Händchen für dickproduzierte Hits. 'Undead' ist eine zwingende, synthiegetriebene Hymne. LINKIN PARK für weiße Großstadtrottel mit Cuban Links. Josh Freese (THE VANDALS, A PERFECT CIRCLE, PUDDLE OF MUDD, AVRIL LAVIGNE uvvvm.) spielt hierauf und auf zwei weiteren Stücken übrigens Schlagzeug. 'Sell Your Soul' liefert das formvollendete Rockradiobrett, mit dezenten Raps und einem Refrain, der so ein bisschen an AT THE DRIVE-INs 'One Armed Scissor' angelehnt ist. Wow, ich dreh durch. Auf CHARLIE SCENEs Solo-Cut 'Everywhere I Go' wiederum lässt selbiger die Ladies zu lustiger Kinderliedmelodie wissen, dass er einen „wieney“ habe, den er auch gerne mal raushole und rumzeige. Chapeau. Es hämmert das unverstandene Großstadtblag mit geballten Fäusten vor die Kinderzimmerwand, es näht der Gangbanger seine Drive-by-Shooting Wunden mit Mamas Garn. Und jetzt alle zusammen. Auf 'Young' geben sich HOLLYWOOD UNDEAD dann nach ihrem auditiven Party-Porno-Whigger-Overkill tatsächlich noch sozialkritisch. „We are young (…) born in this world as it all falls apart“. Die ganz große Geste halt. Und immer wieder ein dick ausstaffierter New-Rock-Radio-Hit. Die fünf Punkte gibt es übrigens allein für 'Pimpin' und die Chuzpe der Wiedergänger aus L.A. völlig ungeniert auf die feuchten Klischeeträume urbaner Mittelstandskids abzuzielen. Ich geh jetzt in die Videothek und leih mir "CB4" aus. Straight outta locash und so…

Tracklist:

01: Undead
02: Sell Your Soul
03: Everywhere I Go
04: No Other Place
05: No. 5
06: Young
07: Black Dahlia
08: This Love, This Hate
09: Bottle And A Gun
10: California
11: City
12: The Diary
13: Pimpin’
14: Paradise Lost

Autor

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René

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