Plattenkritik

Islander - Violence & Destruction

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 08.07.2014
Datum Review: 23.06.2014

Islander - Violence & Destruction

 

 

ISLANDER drehen die Baseballkappe um 180 Grad, verbannen hautenge Jeanshosen von der Buehne und rufen zu den wahren Werten hinter harter Rockmusik auf: Gewalt und Zerstoerung. Wem so schnell keine Ausrede einfaellt, kann ja nach der Telefonnummer von "Coconut Dracula" fragen.

Wie schnell wieder 1999 ist! Wenn es nach "Counteract" geht, nach genau dreizehn Sekunden. Dann beginnt die Band aus South Carolina ihren Angriff auf alles, was LIMP BIZKIT oder POD frueher oder spaeter zu schwer wurde. "Nu-Metal" kann man ohne Bedenken oder abwertenden Fingerzeig auch das darauffolgende "The Sadness Of Graves" mit seinen welligen Vocals und dem abgehacktem Strophengeriffe nennen. Dazu sprechsingt oder kreischleidet Frontmann Mikey Carvajal zunaechst, bevor es den Refrain des Songs ohne die DEFTONES so sicher nie gegeben haette. Zwar sind ISLANDER nicht geizig wenn es Namedropping und glasklare Referenzen geht, leider sind sie groesstenteils aber auch nicht viel spannender als ein Fred Durst oder Jared Gomes in der Retrospektive. So koennte "Cold Speak" sogar das Formatradio zum Gaehnen bringen, ohne grossartig adretter produziert worden zu sein. Was "Violence & Destruction" allerdings nicht verheimlicht, ist die Vielfalt seiner Einfluesse - und dessen grosszuegige Zurschaustellung. So zieht sich "Pains" zunaechst zurueck ins Melancholische, Ernsthaftere - bevor "Side Effects Of Youth" auf einmal die Zusage fuer einen Praktikumsplatz bei EVERY TIME I DIE bekommt.
Bei "Criminals" kommt er dann sogar persoenlich zum Einsatz, der Godfather des Raprock: Sunny Sandoval ist sich nicht zu schade, ISLANDER einen Strophenpart fuer den mit unwichtigsten Track auf dem Nachfolger zur "Pains" EP zu spendieren. Auf Dauer schleift das Quartett einfach zuviel Ballast und zu wenig Naehrwert durch Songs wie das Interlude-artige "Kingdom" oder "Hearts Grow Cold", um wahlweise als Kraftpaket oder Frischzellenkur zu punkten. Selbst von "Violence" oder "Destruction" kann bloss im uebertragenden Sinne die Rede sein, fehlt es Chris Doot, Eric Frazier, Gitarrist Andrew Murphy und eben Carvajal am Mikro oft schon an der noetigen Power um einen beherzten Fausthieb oder immerhin vorsichtigen Fusstampf zu etablieren.

Wie schnell fuer einen Moment wieder 1999 war...

Trackliste:

01. Counteract
02. The Sadness Of Graves
03. Coconut Dracula
04. Cold Speak
05. Pains
06. Kingdom
07. Side Effects Of Youth
08. New Wave
09. Criminals
10. Mira
11. Hearts Grow Cold
12. Violence And Destruction

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.