Plattenkritik

Japanische Kampfhörspiele - Rauchen und Yoga

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Release Date: 12.10.2007
Datum Review: 05.11.2007

Japanische Kampfhörspiele - Rauchen und Yoga

 

 

Klänge es nicht so pathetisch, man könnte glatt von einer schicksalhaften Begegnung sprechen: Da sitzen sie nun, vier völlig unterschiedliche Charaktere, zusammengepfercht im Bastardized-Bunker im Rahmen einer hyperexklusiven Pre-Listening-Session des neuen JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE Albums "Rauchen und Yoga". Da ist zum einen Michael, Black Flag-Fan erster Stunde, der die Band mit Rollins allerdings schon „zu kommerziell“ fand. Die vier schwarzen Bars auf seinem rechten Oberarm hat er die Jahre über dennoch immer mit Stolz getragen. Dann ist da noch Karl, seit zehn Jahren vegan, hardline versteht sich, mit "Firestorm" als Klingelton. Direkt daneben sitzt Klaus, siebzehnjähriger Hatebreed-Anhänger mit der schlimmsten Acne Vulgaris, die Menschenaugen je gesehen haben und einem Teint so weiß wie die Zähne von der Alten aus der Dr. Best Werbung. Komplettiert wird diese illustre Runde durch Christoph, leicht überambitionierter, aufstrebender Musikjournalist, der seine Rezensionen immer gerne mit blümeranten Formulierungen so vollstopft, dass am Ende niemand mehr weiß, wie die Platte eigentlich klingt. Der Labelbonze von Bastardized legt die Cd in die Anlage. Der Angriff startet…

"We Will Rock You"-Intro, Grindfrickelpassagen, Presslufthammerschlagzeug, reine Metalparts und sogar so was wie Mosh geben sich auf der sechsten Platte der Essener die Klinke in die Hand - dabei immer verdammt eingängig. Die JAKA-Jungens nennen das jetzt Popgrind. Und es passt. Mit dem Titeltrack hat man erstmals einen Überhit (sorry…) im Gepäck. Und, auch wenn einige das jetzt bestimmt nicht gerne hören: "Rauchen Und Yoga" wartet mit der besten Produktion ihrer „Karriere“ auf (Pro Tools ick hör dir trapsen…). Schön auch, dass endlich mal jemand diesen nervigen "Kundenbetreuer" mit meterdicken Riffs ins Jenseits befördert. Dazu gesellen sich subversiv-entlarvende Texte, welche Konsumterrorverhalten ohne Rücksicht auf Verluste ('Wir Haben Nicht Gewusst, Dass Es Solche Lager gibt'), dem angepassten Karrieremenschen ('Betatier'), irgendwelchen Szeneheinis ('Verrat Am Metal') und medialem Voyeurismus ('18:46:53') gnadenlos den Spiegel vorhalten. Ätzend-sarkastischer waren Slime in ihren besten Zeiten auch nicht. Und mit der Dechiffrierung der Texte könnte man selbst gestandene Germanistik-Studenten auf die Palme bringen…

Die vier schauen sich etwas entrückt an. Michael lässt sich zu einem „es gibt heutzutage ja doch noch geile Bands“ herab. Karl sagt nichts, hatte während des Genusses von "Rauchen und Yoga" jedoch dieses brennende Verlangen nach einem Steak. Englisch. Christoph sieht ein wenig zerknirscht ein, dass alles was er zuvor geschrieben hatte, totaler Humbug war. Lediglich der pickelige Hatebreed-Fan hat irgendwie nichts verstanden und schaut konsterniert.
Wer jetzt noch (nicht) Jakafan ist, hat nichts kapiert.

Tracklist:

01: Der Angriff Startet
02: Der Hund Kriegt Nichts
03: Eruiert
04: Wir Haben Nicht Gewusst, Dass Es Solche Lager gibt
05: Kundenbetreuer
06: Punkerpolente
07: Hungerhilfe
08: Steig Aus
09: Das Experiment
10: Betatier
11: Komm, Wir Drehen Einen Porno
12: Leute Ohne Lust
13: 18:46:53
14: Erfolg Verdammt
15: Rauchen Und Yoga
16: Böses Blut
17: Verrat Am Metal

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René

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