Plattenkritik

Junius - The Martyrdom Of A Catastrophist

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Info

Release Date: 04.09.2009
Datum Review: 08.09.2009

Junius - The Martyrdom Of A Catastrophist

 

 

Progressivität in der Musik ist nicht Selbstzweck; sie muss mehr leisten. Sie darf nicht der Stagnation verfallen, muss sich immer wieder neu erfinden, muss die Grenzen der Normen sprengen. JUNIUS aus Boston sprengen diese Normen, entziehen sich allen Schubladen; oder sind zumindest ein Sammelsurium an verschiedensten Zitaten aus verschiedensten Ecken zur Schaffung etwas Neuem. So sehr, dass eben jener Übergriff des Progressive auch schon eher unbefriedigend ist.

Aber fangen wir bei den Zitaten an. Post-Rock ist auf jeden Fall ein Begriff, der in Verbindung mit JUNIUS fallen muss, wenngleich von der musikalischen Attitüde eher Bands wie DREDG heranzuziehen sind. Dennoch: Gerade bei der Instrumentalisierung erinnert man an Vertreter wie LONG DISTANCE CALLING, vielleicht auch JENIFEREVER. Eingehüllt wird dieses Gewand in einem Hauch von Dark-Wave – wenn auch eher unterschwellig -, und ähnlich wie bei eben jenen JENIFEREVER spielt gerade der Gesang eine tragende Rolle, hier jedoch noch weitaus großangelegter, versierter, facettenreicher. Das ist wirklich auch ein Pluspunkt an „The Martyrdom Of A Catastrophist“: Die stimmliche Stärke; ihre Vielfalt. Wer den Opener „Birthlights By Torchlight“ hört, und dann beispielsweise ein fast schon an Brandon Flowers (THE KILLERS ) erinnerndes „The Antediluvian Fire“, oder dann noch „The Mourning Eulogy“, welches in gewisser Weise etwas von DEPECHE MODEs Dave Gahan hat, ist einfach angetan; angetan, wie sich dieser Sänger so gemütlich und unbeschwert in die ebenso vielfälltigen Soundkulissen einbettet.

Relativ düster ist „The Martyrdom Of A Catastrophist“ – das sagt schon der Titel, der auf das Konzept des Albums, die Theorien des Immanuel Velikovsky (der auf dem Album auch ab und an vorlesend zu hören ist), anspielt. Doch dieses Düstere ist nie plakativ, es wird eher in der einlullenden Leichtigkeit erreicht – und die lässt sich Zeit. Bombast machen andere, JUNIUS schreiben Songs, dessen Schönheit im Detail liegt; gleichermaßen bieten diese aber auch ein ausreichendes Maß an Eingängigkeit, und funktionieren auch beim gemütlichen nebenbei hören hervorragend.

Bands wie JUNIUS braucht das Genre. Oder die Genres.

1. Birth Rites By Torchlight
2. The Antediluvian Fire
3. (turning to the spirit of the hours...)
4. A Dramatist Plays Catastrophist
5. Stargazers And Gravediggers
6. Stargazers And Gravediggers
7. (...and then he fell before her)
8. Elishiva, I Love You
9. Letters From Saint Angelica
10. The Mourning Eulogy

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Olivier H.

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"They said, Do you believe in life after death? I said I believe in life after birth" - Cursed