Plattenkritik

K.I.Z. - Sexismus Gegen Rechts

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Release Date: 10.07.2009
Datum Review: 05.08.2009

K.I.Z. - Sexismus Gegen Rechts

 

 

K.I.Z. stehen für eklatante Provokation, Humor am Rande der Schmerzgrenze und regelmäßig deutlich über sie hinaus, Fotzen und Schwänze sämtlicher Couleur, einen riesigen Fleischthron und gleichfalls doppelbödigen, intelligenten (Wort)Witz. Auch "Sexismus Gegen Rechts" bedient sich besagt-bewährter Stilmittel erweitert den thematischen Fokus um Cockfights und HipHop Klischees auf Albumlänge jedoch um aktuelles Tagesgeschehen und sogar politische Aspekte. Letztendlich bleibt man jedoch in abgesicherten Breitengraden. Wie auch auf "Hahnenkampf" und "Das RapDeutschlandKettensägenMassaker" steht das Artwork des Releases auch diesmal in unmittelbarem Zusammenhang mit seinem Titel: Das vierköpfige Gespann in Fetischmontur, hinter ihnen eine halbentblößte, Sexsklavin, dominant und devot zugleich. Sie schwingt eine NS-mäßige Fahne, auf ihr ein Vagina-Piktogramm. Noch Fragen?

So strotzt "Sexismus Gegen Rechts" neben vernichtend-kreativen Punchlines wie z.B. "Wir hatten Kolonien, ihr hattet Kohl" ("Rohmilchkäse") oder "ich weiß ich hab dir früher in den Arsch gefickt, doch bitte wer hat dir ins Gehirn geschissen?" ("Preisschild"), melodischen Hooks und lupenreinen Raps nur so vor erstklassigen Beats (primär von Wassbass) und entliehenen Melodien. Letztere beschränken sich schon lange nicht mehr auf Rap-Deutschland (z.B. "Frei Sein" oder "Wir werden jetzt Stars") sondern lässt sich diesmal unter anderem von der heimischen 60er Beat-Generation ("Halbstark" von den YANKEES) oder schnödem 3-Akkorde Punkrock ("Klopapier") inspirieren. Beatmonster wie "Lass' Die Sau Raus" oder "Preisschild" reihen sich an bewusst-überspitzes R'n'B Flair ("Ringelpiez Mit Anscheißen") und sanfte Bouncer ("Ohrfeige"). Man isst Menschen, kopuliert sich durch die Gesellschaft, übt Selbstjustiz und erzählt die wahre Geschichte des Hurensohns auf dessen Grab man schon so lange Party macht (gewohnte Materie soweit). Die omnipräsente Finanzkrise hat nun auch ihren Einzug in K.I.Z. Lyrics gefunden und so begleitet man den Banker bis zum Fenstersprung bei "Rauher Wind". "Straight Outta Kärnten" (der Titel ist noch am witzigsten) beschäftigt sich mit dem "crazy Motherfucker" Haider und thematisiert Rechtsextremismus. Ein recht brisantes Thema aber leider einer der schwächeren Tracks. Insgesamt machen K.I.Z. bei ihren verbalen Rundumschlägen wirklich vor niemanden Halt, weder Barack Obama noch Gandalf entgehen dem Visier der Kannibalen in Zivil. Bleibt lediglich die Frage warum K.I.Z in ihrem "Halbstark" Remix auf Prekariats-Rapper wie ORGI 69 und CORUS 86 zurückgreifen, gerade vom stupiden Pornorap möchte man Tarek, Maxim, Nico und DJ Craft doch eigentlich separieren...

TRACKLISTE

1. Rohmilchkäse (Skit)
2. Lass' Die Sau Raus
3. Halbstark
4. Rauher Wind
5. Einritt
6. Ohrfeige
7. Straight Outta Kärnten
8. Selbstjustiz
9. Scheiterhaufen
10. Hurensohn Episode 1
11. Preisschild
12. Auch Nutten Wollen Pendlerpauschale (Skit)
13. Ringelpiez Mit Anscheißen feat. M-Hot
14. Das System feat. Sido
15. Klopapier
16. So Alt
17. Töten
18. Halbstark (Tai Jason RMX) feat. Orgi 69, Corus 86 & DJ Graf



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Torben

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ex. - Allschools Chef