Plattenkritik

Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen - Die Biellmann-Pirouette

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Release Date: 27.02.2015
Datum Review: 16.03.2015

Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen - Die Biellmann-Pirouette

 

 

KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LA PALOMA PFEIFEN ist gewiss kein Bandname bei dem man Angst haben müsste, erst auf der dritten Seite der Google Suche aufzutauchen, weil irgendeine andere Band, ein Fanzine oder ein neumodischer Hipster-Einzelunternehmer, auf die identische Namensidee kam. Wer solch einen Namen wählt hat die Blicke schon mal automatisch auf seiner Seite.

Hinter dem aberwitzigen Bandnamen stecken 3 Kieler im besten Alter, die allesamt auf eine lange Vergangenheit in Bands, mit mal mehr, mal weniger witzigen Bandnamen, zurückblicken können. Und trotz dem nicht ganz ernstzunehmden Band-, sowie Albumnamen, sollte man kein reines Witz-Album, mit einem Kalauer nach dem anderen erwarten, bei dem die Musik in den Hintergrund rückt. Denn in beiden Belangen haben KZIMALPP viel mehr zu bieten, als man es auf den ersten Blick vielleicht erahnt, weshalb es eine Schande wäre, sie nur auf eines davon zu reduzieren.

Musikalisch ist das, was auf "Die Biellmann-Piroutte" passiert, nur sehr schwer zu beschreiben. Mal Punk. Mal Indie. Mal Wave. Mal komplett anderes. Aber immer mit treibendem, im Mittelpunkt stehendem Bass, der den Takt vorgibt. Insgesamt ist alles auf das Nötigste zurückgeschraubt. Gitarre, Bass und Schlagzeug - die klassische Bandbesetzung. Mehr brauchen KZIMALPP auch nicht, für ihren Sound.
Das Ganze ist irgendwie alles und doch nichts. Auf jeden Fall kein x-ter Norddeutscher Studentenpunk, wie man ihn vielleicht aus Kiel erwartet hätte. Zwar erinnern manche Passagen durchaus an RACHUT oder LOVE A, im nächsten Moment setzt jedoch eine neue Passage ein und alles zuvor aufgebaute wird wieder zu nichte gemacht.
Das ist neu. Das ist anders. Das ist aber vor allem eins - gut. Keine 0815 Kost, die inmitten von tausenden ähnlichen Bands untergeht.

Und auch textlich schaffen es KZIMALPP, auf ihre ganz eigene Art und Weise, Themen wie Sex, die Pflege dementer Angehöriger und die Sehnsucht nach innerer Emigration, auf ein Album zu packen und dabei trotzdem bei keinem der Themen lächerlich oder peinlich zu wirken. Irgendwie ist alles stimmig.

Der zweite Longplayer von KEINE ZÄHNE IM MAUL ABER LA PALOMA PFEIFEN ist einhundertprozentig ein Kauf wert und das schon alleine aus dem Grund, die verstörenden Blicke der Freunde zu sehen, wenn Sie diesen Bandnamen in der Plattensammlung entdecken.

Trackliste:
1. Das sind auch so Existenzen
2. 60 Watt Sonne
3. Akkorde ermorden
4. Dem Teufel Geld
5. Einsamer Mulero
6. Und immer noch nicht gebumst
7. Ich geh den Berg hoch
8. Halbe Stadt von unten
9. Ein X für ein U
10. Ich fress den Braten ganz alleine
11. Tu so als würdest du noch schlafen
12. Notizen aus der Provinz

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Janik E.

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Janik E. // 24 // love music. hate fascism.