Plattenkritik

Layment - Traces

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 24.04.2009
Datum Review: 22.05.2009

Layment - Traces

 

 

Dieses Album wird seine Fans finden, definitiv(!); nur nicht in mir.
Was finde ich positiv am zweiten Silberling der deutschen 'Dark Power Metal' Band? Die Songs versuchen gaaanz viele Geschmäcker zu bedienen: Ein bisschen Power, ein wenig Prog, ein bisschen klassischen Stahl und in 'Burning Candle' der Gehversuch in die BLIND GUARDIAN Richtung. Dann wird auch mal ein deutsches Hymchen angestimmt und: Die Produktion! Gründungsmitglied Martin Jeromin hat LAYMENT in seinen 'Ohrwerk 13 Studio' einen wirklich guten Sound verpasst. Durchaus differenziert und kraftvoll: Die Gitarren haben ihre markanten Spitzen, klingen aber dennoch weich und braten nicht nur in typisch metallischer Manier daher, sondern nennen Nuancen ihr Eigen, die ich auch im Hardrockbereich wiederfinde. Das ist sehr angenehm. Der Bass ist ein knurrendes Tier, dass sich druckvoll vom Gitarrensound abhebt, ohne ihn zu dominieren – genauso muss es sein! Die Keys, ja, man hört sie. Glücklicherweise sind die Minimalharmonien schön in den Hintergrund gemischt, wo sie ihrer flächendeckenden Funktion nach auch eher hingehören und somit einen dichten Soundteppich weben. Das Schlagzeug klingt (wie bei fast allen Bands heutzutage) nach der Triggervorgehensweise, aber weder künstlich, noch dünn. Ein wenig Raum und ordentlich Attack auf die Kick – das ist Metal, wie er heute klingen sollte. Alles schön ausgepegelt, (noch) nicht totkomprimiert und vor allem nicht zu basslastig im Gesamteindruck. Der Gesang nach Vorn, is klar, aber dennoch beansprucht er nicht die gesamte Aufmerksamkeit des Zuhörers. Letzerem ist es leicht, diesen (glücklicherweise) komplett auszublenden und sich eben dem Drumming oder den Gitarren zu widmen.

“Traces” wird jedem Kleinstadtundergroundhelden gefallen, aber mir passt folgendes nicht: Die Gitarrensoli sind schlichtweg langweilig; 'keep it simple, keep it tight' gut und schön, aber wenn in der Pressemitteilung steht, dass die Musiker hart an sich gearbeitet haben, will ich nicht wissen, wie das erste Album geklungen hat! Mit glanzlosem Tapping sollte man nicht versuchen zu beeindrucken. Die Gitarrenarbeit an sich, sprich das Arrangement, ist gut. Genauer gesagt: Die Richtung, in die diese Ideen gehen. Nur die Umsetzung passt mir in den meisten Songs einfach nicht. Im Rythmusbereich sieht es da schon anders aus, denn hier arbeitet man solide und grooveorientiert und setzt auch mal den ein oder anderen Akzent durch unverzerrte Stellen.

Der Gesang ist einfach unglaublich...schlecht. Ein nölige, farblose Gesangsstimme, die im Bariton rumdümpelt und sich irgendwo zwischen Kopierversuchen von James Hetfield, Fernando Ribeiro und Eric Adams verliert. Dann dieser Dillettantismus im 'melodischen Schreien' – ich weiß nicht, wie ich das anders beschreiben soll. Einfach grauenhaft und daher unbegreiflich, wie Pressekollegen des 'großen' Absatzes allein den Erstling von LAYMENT mit 7 von 10 Punkten bewerten konnten und es soll zu “Traces” ja eine Steigerung gegeben haben (Geschmäcker sind zum Glück verschieden!). Zudem kann ich leere lyrische Phrasen, wie “see your eyes shine so bright” und “look up into the sky”, weil sich darauf vor allem auch das Verb “to die” reimt, auf den Tod nicht ausstehen. Mal ein Wörterbuch nehmen und nach anderen Wörtern zur Beschreibung von intraseelischen Vorgängen suchen, beziehungsweise vielleicht mal einen Poesie-VHSkurs besuchen. Total klischeehaft und langweilig. Ausnahme hier: 'Feuergeist'; hier wird in der Muttersprache ein qualitativer Level erreicht (lyrisch), der LAYMENT im Englischen vollkommen abgeht. Vielleicht bei der deutschen Sprache bleiben? Das wäre vielleicht was.

Noch schlimmer sind die Keyboards; die haben aber ja anscheinend auch keine andere Funktion als Hintergrundflächen zu malen (ist auch hier besser so), allerdings bedienen sie sich keiner allzugroßen Farbpalette. Schade! Wenn man doch mal an Tastenvirtuosen wie Jordan Ruddes oder Jon Oliva und deren unersetzlichen Bandbeitrag denkt. Hier sind die Keys weniger aufregend, als die von Dizzy Reed bei den Gunners.

Das Herner Sextett wird in meinem Plattenschrank nicht heimisch, aber Fans von grandiosen Bands wie GAMMA RAY, EDGUY, JAG PANZER oder KAMELOT könnten gefallen an LAYMENT finden. Bei mir gibt´s leider nur: 4 Skulls


Tracklist

1. Secret Life
2. Remain Blind
3. Break Away
4. Ode
5. Tears of Regret
6. Traces
7. Burning Candle
8. No Disgrace
9. Feuergeist
10. Ten
11. Sanity´s Calling
12. Sons of Herne

Autor

Bild Autor

Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.