Plattenkritik

Legion Of The Damned - Descent Into Chaos

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Release Date: 07.01.2011
Datum Review: 12.01.2011

Legion Of The Damned - Descent Into Chaos

 

 

Nachdem Rachel Heyzer 2001 die 1990 gegründeten OCCULT verlassen hatte, rückte die niederländische Band immer mehr in die Vergessenheit der europäischen Thrash/Death Metal Gemeinde. Vor allem Sänger Maurice Swinkels hatte nach dem Weggang von Rachel als alleiniger Sänger einen mehr als schweren Stand. Dennoch ist das letzte OCCULT Album (das bereits mit der LEGION OF THE DAMNED Stammmannschaft eingespielt wurde) „Elegy For The Weak“ eine Referenz in Sachen moderner Old School Thrash Metal und kann locker direkt neben DEFLESHEDs „Fast Forward“ oder CARNAL FORGEs „Who's Gonna Burn“ einsortiert werden.

Erst mit der Umbenennung 2004 in LEGION OF THE DAMNED (so lautete auch der erste Song auf dem ersten Album „Malevolent Rapture“, das 2006 veröffentlicht wurde) kam der erhoffte Erfolg und die unter diesem Banner veröffentlichten Alben verkauften sich bisher wie geschnitten Kehle. Warum? Selten hat es eine Thrash Metal Band fertig gebracht, mit so streng limitierten Mitteln eine höchstmögliche Aggression zu erzeugen, selten vorher schaffte es eine Band, so geschickt mit Tempoverschiebungen, Breaks, Double-Bass Attacken und keiferndem Gesang Arsch zu treten. Einen großen Anteil am Erfolg hatte dabei Stammproduzent Andy Classen, der den Lords Of The Riffs messerscharfe, peinlichst genau im Timing liegende Thrash-Riffings verpasste und auch den Groove nie klinisch, sondern fett untermauerte.

Dieses Erfolgsrezept hielt bis zum neuen Album „Descent Into Chaos“. Denn um einen Schritt nach vorn zu wagen und sich nicht ständig selbst zu wiederholen, wurden die Hoheitsrechte an den Reglern diesmal auf Peter Tägtgren und das Abyss-Studio übertragen. Und dieser Schritt ging voll nach hinten los! Den Beweis dafür liefern LEGION OF THE DAMNED selbst, denn als Bonustrack packte das Quintett die neu eingespielte Bandhymne „Legion Of The Damned“ auf die Tracklist. Und ein Vergleich mit dem Song des ersten Albums offenbart die Schwäche der Tägtgren’schen Produktion: Diese ist schlicht und einfach nicht messerscharf und legt nicht die haarscharfen Riffattacken frei, sondern wirkt voluminöser, atmosphärischer und leider auch viel dumpfer. Vielleicht hätten die Reglerstellungen auf eine (Melodic) Death Metal Band gepasst, LEGION OF THE DAMNED wurde damit der ansonsten ausmachenden Durchschlagskraft beraubt vergleichbar mit einem Tiger, dessen Zähne gezogen wurden.

Aber nicht nur die Produktion, auch die Songs an sich sind schwächer geworden. Waren in der Vergangenheit die Übergänge von Speed zu Midtempo mit Double Bass Gewichse noch schlagart- sowie fertig und trafen den Hörer unvorbereitet in der Magengrube (bitte diesbezüglich unbedingt „Angel Of Death“…Verzeihung…den Titeltrack vom Debüt „Malevolent Rapture“ hören!!!), klingen die Breaks bei „Descent Into Chaos“ völlig handzahm und kündigen sich bereits vor Beginn des Abspielens an. Auch ist das einstige Powerdrumming ein Schatten vergangener Tage, da plätschert anstatt eines Wasserfalls nur noch ein Springbrunnen. Die bereits beim Vorgänger „Cult Of The Dead“ gestartete Offensive, langsamer zu werden, tritt sich auf diesem Album relativ schnell breit, so dass bereits nach kurzer Zeit Belanglosigkeit durch die Boxen quillt. Auch Sänger Maurice, der ansonsten wie aufgedreht bellt, scheint seine Stimmenbrutalität im Vergleich zu einst heruntergeschluckt und seine Performance im Beichtstuhl aufgenommen zu haben. Da es durchgängig an Aggression, an Biss, an Energie und an zündenden Ideen fehlt, muss „Descent Into Chaos“ hier leider abgestraft werden. Die einstige Vorherrschaft von LEGION OF THE DAMNED ist beendet, der König ist Tod, lang lebe der neue König (wer immer das auch sein mag!).

Tracklist:
01. Intro - Descent Into Chaos
02. Night Of The Sabbath
03. War In My Blood
04. Shrapnel Rain
05. Holy Blood, Holy War
06. Killzone
07. Lord Of The Flies
08. Desolation Empire
09. The Hand Of Darkness
10. Repossessed
11. Legion Of The Damned (Bonus-Track)

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Clement

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Ich fühle mich zu alt