Plattenkritik

MESSER - Im Schwindel

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Release Date: 11.05.2012
Datum Review: 19.05.2012

MESSER - Im Schwindel

 

 

Zuerst die Fakten, dann das Wichtige: 2x Ex-RITUAL, 1x Ex-PRESS GANG und einmal DRAMAMINE. Das Album erschien jetzt irgendwann beim großartig spannenden Münsteraner-Label THIS CHARMING MAN RECORDS. Noch was? Ok.

Es geht mir so gut
Ich habe Liebe, Geld, gesundes Blut
Ich werde immer satt
Berausche mich am Duft der Stadt
Ich spiele meine Spielchen
Bin ziemlich gut darin
Jeder kann mich leiden sehen
Und ich kriege alles hin


Es ist seit etwa 7-8 Jahren eine hohe Kunst ein deutsches Punk-Album aufzunehmen ohne in die immer gleiche Schublade gesteckt zu werden. Turbostaat, Matula, Captain Planet, Unterm Durchschnitt, Angeschissen, EA80 und wie sie alle heißen. Es ist ein Leichtes, zu dieser Liste zu gehören. Schrammelnde Gitarren, deutsche - zumeist vom Kritiker als "kryptisch" oder "verworren" beurteilte - Texte und eine autonom-links angehauchte Einstellung.

Über all das verfügen auch MESSER. Allerdings anders. Es ist der muffige Geruch von alten Text-Passagen Peter Hein's und Rio Reiser's. Ein Konzept zwischen "Monarchie und Alltag" und "Keine Macht für Niemand", vermischt mit dem Hier & Jetzt. MESSER geben sich dabei unnahbar und dieses Konzept geht auf.

Es sind Zeilen wie die oben zitierte aus dem Track "Lügen", die einen zum Denken anregen. Was zum Teufel meint diese Band nun damit? In Symbiose mit dem Dandyesken und teils hochmütig sowie abgehoben klingenden Gesang wirkt es, als würden MESSER von oben herab schauen und mit erhobenem Haupt über die Menschheit hinweg sinnieren. Aber wo das eine Stilmittel MESSER's die musikalische deutsche Geschichte ist, so ist das andere Stilmittel eben eine gewisse, beißende und perfekt sitzende Arroganz während die Wut natürlich nicht zu kurz kommt. Lieder wie "Augen in der Dunkelheit" oder "Mutmaßungen über Hendrik" strotzen nur so vor Ärger und dem nötigen Funken Wut um "Im Schwindel" zu dem zu machen was es ist.

Was "Im Schwindel" im Endeffekt aber ist und was es möchte, das weiß man auch nach mehrmaligem Hören nicht. Und das ist die hohe, zu eingangs erwähnte, Kunst, die MESSER nahezu perfekt beherrschen: Sie klingen fordernd, anders, arrogant und angepisst - trotzdem geben sie Rätsel auf und beschäftigen und das hat seit langer Zeit keine deutsche Platte aus dem Punk-Muff mehr geschafft. Danke dafür.

Tracklist:

1. Was man sich selbst verspricht
2. Augen in der Dunkelheit
3. Gassenhauer
4. Mutmaßungen über Hendrik
5. Sulai
6. Abel Nema
7. Weißer Rauch
8. Lügen
9. Fieberträume
10. Romy

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Raphael

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