Plattenkritik

Man Overboard - Man Overboard

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Release Date: 27.09.2011
Datum Review: 27.09.2011

Man Overboard - Man Overboard

 

 

Vorsicht auf der Rise Records-Kirmes: Wenn Steve Klein das NEW FOUND GLORY-Camp vorübergehend verlässt und mit Nik, Zac, Justin und Mike unbekümmert an Reglern und Knöppen, Gitarren und Trommelkesseln rumhantiert, richtet sich die Bonbonkanone mitten auf die Magenkuhle. Ob es Hooklines und Girlie-Geseier hagelt bis der Wald vor lauter Bäumen nicht mehr steht? Und klingt das dann wie die Reinkarnation der frühen Melody-Druckwelle um sonnigste Singalongs und aalglatten Amibandsound? So sicher wie die Kirchenmaus während eines Papstbesuches.


Irgendwann wird jeder mal erwachsen. Dann veröffentlicht man nur noch selbstbetitelte Alben und spricht ständig mit erhobenem Zeigefinger von Politik, Zukunft und Weisheit. MAN OVERBOARD sind davon weit entfernt. Den Nachfolger von „Real Talk“ schlicht „Man Overboard“ zu nennen haben sie sich allerdings schon mal getraut. Das reicht aber auch, denn Poppunk verfechtet sich ja nicht von allein. Da braucht es ein Alltägliches und Oberflächliches umfassendes Textkonzept, dass zum Mitmachen statt zum solo schmollen auf Facebook einlädt. Zum Glück finden Songs wie „Not The First“ oder „Rare“ bei den aufgeweckten Herren aus New Jersey ein kuscheliges und stimmiges zu Hause - und somit sei die gefährdete Spezies schon mal ein Stück weit(er) in trockene Tücher gehüllt.
„Voted Most Likely“? Bedient mit grundierten Chören und Hüpfrefrain alle erforderlichen Klischees. Und „Dead End Dreams“? Streut eine Chorusmelodie aus dem Gesangsfass, die bis ins Grab haftet und sogar die letzten Reihen noch begeistert mitfiebern lässt.
Hier und da dürfte Senor Klein schon mal Richtung Zugpferd gepusht haben, jedoch ist man stets bedacht auf das Erbe MAN OVERBOARD´s und somit auf Sure-Shots wie das treibende „Somethings Weird“ oder das seicht ansetzende „Picture Perfect“, dass schon fast ins tiefschwarze Radio-Becken zu fallen droht.

Wenn Herr Collier und Konsorten dann nach 34 schwebend lebendigen und hell erleuchteten Minuten mit einem ausgestreckten Stadionfinale Lebewohl sagen, verfliegen die Fragmente aus „Man Overboard“, dem zweiten Full Length Release, nicht sofort. Im Gegenteil: Das Loch im Bauch ist gefüllt mit übersüßtem Liedgut, im Kopf brummt es „ I'll Rescue Her If I Can Figure Out How Old I Am...“ und ein weiteres Jahr hat er tapfer alle Angriffe überlebt, für die es sich zu kämpfen zum Glück noch immer lohnt: Der Poppunk.

Trackliste:

01. Rare
02. Teleport
03. Voted Most Likely
04. Dead End Dreams
05. Somethings Weird
06. Punishment
07. Not The First
08. Headstone
09. Spunn
10. Picture Perfect
11. Night Feelings
12. Atlas

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.