Plattenkritik

Meine Kleine Deutsche - Before People Forget Sound

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Release Date: 02.10.2009
Datum Review: 04.10.2009

Meine Kleine Deutsche - Before People Forget Sound

 

 

MEINE KLEINE DEUTSCHE. Was für ein seltsam anmutender Name. Dabei hat die Band selber relativ wenig mit Deutschland zu tun, kommen die Damen und Herren doch aus Schweden. Was erwartet man musikalisch von einer Band mit einem solchen Namen? Ganz klar ist das nicht, dennoch vermutet man etwas außergewöhnliches. Und genau das ist, was „Before People Forget Sound“ ausmacht – es ist außergewöhnlich. Dabei ist die Ausgangsposition gar nicht mal so besonders, wenn man der Tatsache ins Auge sieht, dass hier ein Elektroclash-Album vorliegt. Die Umsetzung dessen ist es aber, was hier etwas zwar nicht immer wunderbares, aber durchweg schräges entstehen lässt. Hier wird gemixt was nicht zusammen gehört, zusammen geschustert was nicht passt und ein Songrwiting betrieben, welches man als wirr beschreiben kann.

MEINE KLEINE DEUTSCHE machen also Elektroclash und das merkt man von der ersten Sekunde des Albums an. „Put Me Back To Sleep“ beginnt mit einem fast Magix Music Maker artigem Beat an, der in sich so flach klingt, dass man erstmal so lange die Kabel der Boxen überprüft, bis man auf die Idee kommt, dass genau dieser rohe Sound gewollt ist. Es dauert dann auch nicht lange, bis durch netten, angenehm schrägen Gesang und sowohl Samples, als auch Melodie die erste tanzbare Nummer entsteht. Ein bisschen klingt das Ganze, als hätten GOOSE ein wenig 70er Punk und New Wave geschnüffelt und ein wenig an ihrem Sound gefeilt. Stellt man sich das einmal akustisch vor, so kommt man in etwa darauf, was einen auf „Before People Forget Sound“ erwartet. Besser könnte man auch „Light“ nicht beschreiben. Hier klingt man wie eine typische britische Undergroundkapelle, die sich durch die Szeneclubs treibt und die Tanzflächen zum Beben bringt, die Punk-Attitüde dabei aber nicht vergisst („Domage“).

Die Schweden wissen mit ihrem Album zu unterhalten und zwingen einen anfangs förmlich immer wieder dazu, erneut auf die Play-Taste zu drücken, damit man alles entdeckt, was so an Kleinigkeiten versteckt ist. Jeder Hördurchgang eröffnet einem den Zugang zum Phänomen MEINE KLEINE DEUTSCHE immer weiter. Dann lernt man auch die anfangs etwas nervig wirkenden Stücke wie „One Way Or The Other“ zu schätzen und hört sie mit anderen Ohren. Das Problem mit der Platte macht sich dann aber nach dem x-ten Durchlauf bemerkbar: Es verliert an Wert. Der Ideenreichtum der Schweden ist nun einmal begrenzt und irgendwann hat man alle Kleinigkeiten entdeckt. Sobald das der Fall ist, verliert das Album relativ schnell an Reiz. Dann erst merkt man, was vorher ziemlich vertuscht wurde, nämlich, dass sich viele Songs eigentlich sehr ähnlich sind, fast gleich wirken und irgendwann einfach nur noch langweilen. Schmerzlich fällt einem dann auf, dass von der eingangs so hoch gelobten Vielfalt nicht viel übrig geblieben ist und man teilweise an der Nase herumgeführt wurde.

Letzten Endes ist „Before People Forget Sound“ ein recht solides und unterhaltsames Album. Aber eben auch nicht mehr. Die ersten Hördurchgänge erweisen sich als spannend. Danach wird es dann aber schnell langweilig, die Stimmen fangen an zu nerven und die doch sehr schwache Produktion beginnt am Trommelfell zu knabbern. MEINE KLEINE DEUTSCHE kann man sich auf jeden Fall in gewissen Gemütszuständen anhören, wenn man denn eine Elektro-Affinität besitzt, ein wenig Wurzeln in den 80ern hat und die Verbindung von Indie, Punk und elektronischer Musik nicht von vorne herein als den größten Schwachsinn der Neuzeit bezeichnet.

Tracklist:

01. Put Me Back To Sleep
02. Light
03. Conquer
04. Grave
05. Never Again
06. Prettyboy
07. 145
08. Domage
09. One Way Or The Other
10. Majvor
11. Rip And Tear
12. Til Tops

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Alex G.

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