Plattenkritik

Melechesh - The Epigenesis

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Release Date: 01.10.2010
Datum Review: 07.10.2010

Melechesh - The Epigenesis

 

 

"Extrem-Metal mit orientalischem Einfluss", der geneigte Hörer denkt bei dieser Beschreibung zu allererst an die amerikanische Death-Metal Band NILE. Nicht viele würden sofort an MELECHESH denken, obwohl auf diese die obige Beschreibung wesentlich besser passt. Seit nunmehr 17 Jahren treiben MELECHESH aus Jerusalem ihr Unwesen und erspielten sich im Laufe der Zeit, durch ausgedehnte Touren in allen Regionen der Welt und die vier bisher veröffentlichten Alben, eine immer größer werdende Hörerschaft - blieben bisher jedoch eher ein Geheimtipp, der große Durchbruch blieb ihnen bis heute verwehrt.
Mit "The Epigenesis" stellen die Israelis nun ihr erstes Album beim Szenegiganten Nuclear Blast vor. Dabei setzen sie dort an, wo sie bereits mit dem Vorgängeralbum "Emissaries" aufgehört haben, Black Metal mit Thrasheinschlag. Diese Mischung wäre an sich nichts ungewöhnliches, wenn MELECHESH nicht durch Hinzunahme vieler traditioneller Musikinstrumente, ungewöhnlicher Schlagzeugrythmen und orientalisch klingenden Gitarrenharmonien diese weiter verfeineren und so ihren eigenen Stil bilden würden.
Wo sich der Opener "Ghouls Of Nineveh" mit seinem variablen Schlagzeugspiel noch wie eine Lavawalze ausbreitet, wird es ab dem zweiten Track "Grand Gathas Of Baal Sin" flotter. Eingeleitet von Ashmedi Gesang, welcher an einigen Stellen an eine tiefe Variante von Dani Filth erinnert, entwickelt sich dieses Lied zu einer rasenden Black Metal Nummer, die einige Male kurz innehält um dann wieder dem Wahnsinn freien Lauf zu lassen.
Wo man den orientalischen Einfluss auf der ersten Hälfte der gut 72 Minuten langen Veröffentlichung erst nach einigem Hören in vielen Gitarrenmelodien wiederfindt, wird ab Mitte des Albums nicht an Zwischenspielen volkstümlicher Instrumente aus dem Nahen Osten gespart. Diese teils ethnoartigen Klänge intensivieren die orientalische Atmosphäre von "The Epigenesis" noch weiter.
Das immer hypnotischer werdende Instrumental "A Greater Chain Of Being" führt dann zum großen Finale des Albums und den gleichnamigen Titeltrack. In diesem Lied zeigen MELECHESH noch einmal das komplette Spektrum ihres Könnens und pendeln zwischen atmosphärischen und im Midtempo gehaltenen, thrashigen Passagen, in denen sich immer wieder erruptiv die schwarze Wurzel hervortut.
Wer auf der Suche nach einem Black-Metal Album fernab aller Klischees und Muster ist, dürfte hier wohl absolut richtig sein. Unverbrauchte Melodien und Ideen sind hier genauso zu finden, wie die hörbare Leidenschaft welche die Musiker in dieses Werk gesteckt haben. Jedoch sollte man sich für dieses Album Zeit nehmen, denn gerade die Ideenvielfalt kann einen beim ersten oder zweiten Hören erschlagen.

Tracklist:
1. Ghouls Of Nineveh
2. Grand Gathas Of Baal Sin
3. Sacred Geometry
4. The Magickan And The Drones
5. Mystics Of The Pillar
6. When Halos Of Candles Collide (Instrumental)
7. Defeating The Giants
8. Illumination: The Face Of Shamash
9. Negative Theology
10. A Greater Chain Of Being (Instrumental)
11. The Epigenesis

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Manuel

Autoren Bio

Ich schreibe Artikel. Manchmal schlecht, manchmal gut, immer über seltsame Musik.