Plattenkritik

Mose Giganticus - Gift Horse

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Info

Release Date: 23.07.2010
Datum Review: 22.07.2010

Mose Giganticus - Gift Horse

 

 

Seit dem Weggang von MASTODON in Richtung Majorlabel und der damit verbundenen Transformation zur Prog-Metal-Konsensband scheint man bei Relapse Records auf der Suche nach einem adäquaten Ersatz zu sein. Schien dieser zunächst mit BARONESS schnell gefunden, so verabschiedeten sich auch diese mit ihrem letzten Album in Richtung verspielte Rockmusik. Nun also schicken sich MOSE GIGANTICUS an, die immer noch offene Lücke im Labelroster zu füllen. Auf den ersten Hörer scheint das Vorhaben im dritten Anlauf dann auch tatsächlich geglückt zu sein.

Es ist alles da auf „Gift Horse“, dieser sieben-Song-EP, die mit einer Laufzeit von einer knappen halben Stunde aber so manche als Langspieler vermarktete Platte zeitlich übertrumpft. Mächtiger Groove, testosteron-geschwängerter Gesang und erhabene Riffs erinnern tatsächlich mehr als einmal an MASTODON zu „Levithian“-Zeiten. Doch die Befremdung beginnt, sobald man etwas genauer hinhört. Denn dann fällt schnell das erste Alleinstellungsmerkmal der Band, die eigentlich der kreative Spielplatz eines einzelnen Musikers namens Matt Garfield ist, welcher live naheliegenderweise mit zwei Mitmusikern auftritt, auf. Ähnlich GENGHIS TRON übernimmt statt einer Gitarre ein Synthie die Aufgabe des tonangebenden Instruments. Erstaunlicherweise wirken die verspielten und oftmals äußerst episch ausfallenden „Riffs“ und Soundflächen nie wie ein Fremdkörper, sondern fügen sich organisch in den zuweilen betont langsam nach vorne walzenden und äußerst fett produzierten Gesamtsound. Diese gradlinige Ausrichtung hebt MOSE GIGANTICUS zusätzlich von den meisten anderen Bands ab, die auf dem Papier einen ähnlichen Stil fahren mögen.

„Gift Horse“ ist schlichtweg ein Paradebeispiel für verdammt gutes Metal-Songwriting, das auf die Macht eines einzelnen Riffs oder Synthielaufes im Zweifel mehr vertraut als auf den x-ten Taktwechsel und selbstverliebte Soli. Nicht, dass es auf dieser Platte nichts zu entdecken gäbe, aber im Vergleich zu oben genannten Bands agiert das Trio schlichtweg aufgeräumter, ohne dabei an Heaviness einzubüßen. Ganz im Gegenteil. „Gift Horse“ hört man am besten mit laut aufgerissenen Boxen im Auto, optimalerweise noch bei Sonnenschein. Eine heftige Feel Good-Platte ist es, bei der man auch aufgrund ihrer Kürze schnell geneigt ist, einfach direkt nochmal einen Durchlauf zu starten und zugleich der Beweis dafür, dass Metal auch dieser Tage und auch auf diesem Label herrlich unverkopft und aus dem Bauch heraus gespielt werden kann und auf Anhieb große Freude bereiten kann. Die Norweger von KVELERTAK haben dieses Konzept auf ihrem Album schon ausgesprochen ansprechend, wenn auch mit anderen Vorzeichen, vertont. MOSE GIGANTICUS schließen sich direkt an und machen Hoffnung und Lust auf mehr von diesem herzerfrischend unbekümmerten Sommer-Metal.

Tracklist:
1. Last Resort
2. The Left Path
3. Demon Tusk
4. Days Of Yore
5. The Great Deceiver
6. White Horse
7. The Seventh Seal

Autor

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Manuel F.

Autoren Bio

Eher so der Kumpeltyp.