Plattenkritik

North Lincoln - Midwestern Blood

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Release Date: 09.06.2009
Datum Review: 20.05.2009

North Lincoln - Midwestern Blood

 

 

Die emotionale Raubeinwelt ist wieder einmal aus den Fugen. Und eigentlich reicht die bloße Zurkenntnisnahme des Plattentitels, um zu antizipieren wessen Geistes Kind NORTH LINCOLN aus Michigan sind. Die voranpreschende Euphorie des mittleren Westens trifft hier auf kübelweise verschüttetes Herzblut und kratzige Kehlen.

Wenn Chucks und Vans tragende Holzfällerhemden-Fans ihre Beine lässig von Mauern baumeln lassen, die Köpfe vorher per Photoshop entfernt haben und Zeilen rezitieren wie „These IV strings are keeping me alive, and I wish I was there with you“, dann hat das meistens gute Songs zur Folge. Blöde, schwer zu belegende Feststellung eigentlich. Im Falle NORTH LINCOLNs gebiert der empirisch schwer zu belegende Gutmenschenbonus allerdings ein komplett packendes Album. Eines, das zum wiederholten Male beweist wie viel Energie selbst die kleinste denkbare Punkrock-Einheit (wir denken an dieser Stelle einfach mal an ALK3 oder JAWBREAKER) zu entfesseln im Stande ist. Platz für weltumarmende Melodien beim Katerfrühstück bleibt selbstredend auch. Wo der knackige Opener 'My Summer Spent Indoors' auf einer kurzen aber heftigen Welle der Euphorie in einen Punkrocksmasher überleitet, der sich der Wichtigkeit von präsentem Bass mehr als bewusst ist, haben NORTH LINCOLN doch wesentlich mehr Nuancen zu bieten als man dem Wörtchen „Punk“ so zutrauen würde. Sicherlich übernehmen Chuck Ragan, Blake Schwarzenbach , Jason Beebout und Frankie Stubbs hier eine hochprozentige Patenschaft. Natürlich sind melodische Posthardcoretendenzen, eine 1 +* auf dem Abschlusszeugnis der Gainesville-Punkrock-High und ungeschminkter Doppelgesang längst keine Alleinstellungsmerkmale mehr im modernen Punkrock. Eine fünfminütige Hymne für halb hängende Köpfe wie 'All This Time' schreibt sich dennoch nicht von alleine. Auch, dass sie im Kumpelchor-Finale vom grandiosen 'Siblings' Platz für eine Frauenstimme lassen, erhöht den Sympathiebonus um einige Punkte. Und wo wir grad so schön beim Thema sind: Reflektierte Menschen erkennt man natürlich in erster Linie an eiserner Selbstkritik : „I’d say there’s no more morals left in what we have.“ Wir antworten unisono: Doch! Solche Songs können eigentlich nur von guten Menschen stammen.

Tracklist:

01: My Summer Spent Indoors
02: Spy
03: Seasons
04: Remember
05: Bridge Jumpers
06: All This Time
07: Morals
08: Leveling
09: Weight Of The World
10: No Turning Back
11: Siblings

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René

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There is plenty to criticize.