Plattenkritik

Olli Schulz - Feelings aus der Asche

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Release Date: 09.01.2015
Datum Review: 20.03.2015

Olli Schulz - Feelings aus der Asche

 

 

Hatte sich OLLI SCHULZ in letzter Zeit doch eher dem Fernsehen gewidmet, kehrt er jetzt wieder zu seinen eigentlichen Wurzeln zurück - dem Songwriting. Und gerade jetzt, auf seinem karrieremäßigen Höhepunkt, mit Schmuddelwitzen, Klamauk und viel Selbstironie, kehrt er diesen den Rücken und veröffentlicht das wahrscheinlich ehrlichste und imposantestes Album seiner Karriere.

Vorbei sind die Zeiten in denen Olli Schulz am Existenzminimum leben musste und jedes Booking, egal ob Mittelaltermarkt oder Jugendzentrum, dankend annahm. Nach Circus Halligalli, Sanft und Sorgfältig, sowie seiner eigenen Fernsehsendung "Schulz in the Box", hat sich Olli Schulz in der Fernseh- und Radiolandschaft einen Namen gemacht. Betrunken am Roten Teppich, inmitten von pornodrehenden Weltverbesserern,... mit genau diesen Aktionen bringen (heutzutage) die meisten 14-30 jährigen den Namen Olli Schulz in Verbindung. Doch neben dem humorgeladenen Herzen, schlägt noch immer dass, des ernsthaften Songwriters in Schulz.
Olli Schulz hatte schon immer das Problem der zwei Herzen. Seine Konzerte sind eine Mischung aus Stand Up Programm und Konzert. Die Geschichten aus seinem Leben als Roadie, Songwriter oder einfach Konzertbesucher, gehören zu jedem Live Auftritt dazu, genau wie seine Songs. Mal mehr, mal weniger.
Doch so ernst und auf den Punkt, wie auf Feelings aus der Asche, hat man OLLI SCHULZ wohl noch nie erlebt. Texte über die Fernsehlandschaft, die Entwicklung der Musik (vom Genussobjekt zum Massenmedium) oder die Liebe. Der Wortwitz ist zwar noch immer Bestandteil, doch nimmt er nicht mehr die übergroße Rolle ein, wie es bei den Alben zuvor der Fall war. Der Humor wird auf ein Minimum zurückgefahren. Vielleicht auch um sich klar von der Fernsehfigur OLLI SCHULZ abzugrenzen.
Und auch die musikalische Begleitung, sowie die Produktion, ist opulenter als bisher. Wo früher Olli alleine, mit seiner Gitarre stand, steht jetzt ein ganzes Orchester, dass im Hintergrund ein Feuerwerk nach dem anderen zündet. Hier noch eine Spielerei, da noch ein Background Chor. Das ist große Musik, sympathisch (wie immer) verpackt, aber leider ganz anders wie früher.

Der beste Sänger ist OLLI SCHULZ noch immer nicht und wird es wahrscheinlich auch nie werden, aber er bleibt Sympathisant, Stimmungsträger und einfach ein unglaublich netter Zeitgenosse, dem man jedes Wort blind glaubt. Die große Band im Hintergrund tut ihm gut, lässt allerdings den rohen, charmanten Charme verschwinden, der seine Alben zuvor ausgemacht hat. Für Fans der großen Musik genau das Richtige. Wer allerdings den alten Olli Schulz kennen und lieben gelernt hat, wird höchstwahrscheinlich enttäuscht sein.
Und so ist "Feelings aus der Asche" das erste Album, auf dem sich OLLI SCHULZ, ernst und abgrundtief ehrlich, nicht hinter seiner Selbstironie und Witzen versteckt. Das ist der Beweis, dass hinter Olli Schulz viel mehr als nur der Blödelhein, aus dem Privatfernsehen steckt - nämlich ein echt guter Songwriter. Nur leider mit viel weniger Ecken und Kanten.

Trackliste:
01. So muss es beginnen
02. Phase
03. Kinder der Sonne
04. Passt schon!
05. Boogieman
06. Als Musik noch richtig groß war
07. Dschungel
08. Das kann hässlich werden
09. Mann im Regen
10 Feelings aus der Asche

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Janik E.

Autoren Bio

Janik E. // 24 // love music. hate fascism.