Plattenkritik

Pianos Become The Teeth - The Lack Long After

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Release Date: 02.12.2011
Datum Review: 11.11.2011

Pianos Become The Teeth - The Lack Long After

 

 

Den "The Wave"-Hype, auf den auch viele meiner Freunde aufgestiegen sind, konnte ich bisher nicht nachvollziehen. Die neuen Alben von TOUCHE AMORE und LA DISPUTE haben mich nicht überzeugen können. Solide, nicht mehr. Dennoch habe ich mich darum gerissen, das aktuelle Album von PIANOS BECOME THE TEETH rezensieren zu dürfen. Denn "Old Pride" wusste zu packen, bot rotzigen und zugleich atmosphärischen Screamo und hatte als Krönung MY HEART TO JOY-Anleihen.

Mit "The Lack Long After" vermeiden PIANOS BECOME THE TEETH es, an der gleichen Stelle weiterzumachen. Deutlich sind die Unterschiede im Klang, eine gewisse Düsterkeit hat sich in die Songs geschlichen, die Grundstimmung ist intensiver geworden. Der in den letzten Tagen oft gezogene ENVY-Vergleich kommt sicherlich nicht von irgendwoher. Das Songwriting hat spürbar an Komplexität gewonnen, die Gitarren treiben nach vorn. Den wohl wichtigsten Beitrag zur Intensität trägt jedoch wohl der Gesang bei, auf der einen Seite Verzweiflung und Wut ehrlich verkörpert, auf der anderen Seite öfter einmal aussetzt und Raum schafft. In diesen Momenten, wo der Hörer Luft holen kann, wird der Unterschied zu anderen "The Wave"-Bands deutlich: PIANOS BECOME THE TEETH beschäftigen sich nicht nur mit bitteren Themen, auch musikalisch können sie diese Stimmung einfangen.

Was man "The Lack Long After" ankreiden muss ist ein abfallender Spannungsbogen. Der Opener I'll Be Damned stellt für mich das mit Abstand stärksten Lied des Albums dar, an den nur das abschliessende I'll Get By heran kommt. Erstgenanntes verkörpert die ganze Klasse von PIANOS BECOME THE TEETH, die Fähigkeit, einen zu packen und mitzureissen, zweitgenanntes ist eine Post-Rock-Anleihe, die über sich hinaus wächst. Dazwischen bringt mich lediglich das tieftraurige Liquid Courage aufhorchen, der Rest kann sich weder musikalisch vom Rest absetzen noch atmosphärische Akzente setzen.

"The Wave" reisst mich auch mit diesem Album nicht mit, doch auch ein "Don't believe the hype" kommt mir nicht über die Lippen. Es ist durchaus erkennbar, warum Bands wie PIANOS BECOME THE TEETH packen, und "The Lack Long After" kann weiß zu überzeugen. Intensiv geht es nach vorn, in einer packenden Atmosphäre eingebaut. PIANOS BECOME THE TEETH machen vieles bis alles richtig, bei mir will der Funke jedoch (noch) nicht überspringen. Nach einem modernen, weil rotzigen und auf den Punkt gebrachten Screamo-Debüt wirkt das neue Album entweder wie eine Angleichung an den Trend oder wie eine logische Weiterentwicklung. Vielleicht brauche ich einfach noch ein wenig Zeit und den einen oder anderen Hördurchgang, um mir darüber klar zu werden, momentan finde ich hier aber keine Elemente vor, mit denen mich CITY OF CATERPILLAR oder ENVY nicht bereits umgehauen haben. Interessierten kann man dieses gute Album jedoch auf jeden Fall ans Herz legen.


Tracklist
1. I'll Be Damned
2. Good Times
3. Shared Bodies
4. Such Confidence
5. Liquid Courage
6. Spine
7. Sunsetting
8. I'll Get By

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Torsten H.

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