Plattenkritik

Red City Radio - Titles

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Release Date: 11.10.2013
Datum Review: 29.10.2013

Red City Radio - Titles

 

 

Nichts reimt sich auf Oklahoma. Das unter dem Bandgeschehen der letzten vierundzwanzig Monate überhaupt genügend Tatkräfte, Stimmbänder und vitale Barkeeper zur selben Zeit am selben Ort aufeinandertreffen - Hut ab. Das anderswo als niedlich abgetane Zeilen á la "I was dead asleep - I was dreaming of Barcelona" unter dem Organ von Garett Dale hier ganz nebenbei ein zünftiges zu Hause finden - mehr als eine Runde semi-spassiges Globus-Memorie.

"On tour forever" protzen andere nur, RED CITY RADIO aber fegen jeden Krümel von den Sitzbänken ihres Bandbullis, anstatt eine Runde müde auszusetzen. Dennoch dürfte der Nachfolger zu "The Dangers Of Standing Still" sicher alles andere als mit links rechts raus gewunken worden sein. Das Hitpotential, die ausgewrungenen Männerchöre mit den acht Armen, dazu Songzeilen wie aus dem Handbuch für tätowierte Weisheiten - alle geliebten Partikel der Band aus Oklahoma City sind auf "Titles" weiterhin vereint. Und das großzügig: Ob man sich zu "Show Me On The Doll Where The Music Touched You" mit dem besten Freund im Arm die Seele vom Leib leiden möchte, oder das Bier zuviel im "Don't Be A Hero"-Circlepit ausgeschwitzt werden muss - RED CITY RADIO sorgen grinsend für die bestmögliche Vertonung. Dabei stehen die Reibeisenstimmen von Dale und Kollege Paul Pendley stellvertretend für die Qualität des oft nahezu perfekten Punkrocksongs - wenn es so etwas überhaupt gibt. Das eröffnende "Two Notes Shy Of An Octave" oder "We Know Who We Are" mit gut dreieinhalb Minuten chronischem Singalong-Zwang jedenfalls möchten sich unvoreingenommen für eine Nominierung empfehlen. Vergessen haben RED CITY RADIO auf ihrem zweiten Longplayer einzig wirklich auffällige "Luft-raus"-Momente, vor allem die ruhigeren Passagen der Platte erlangen besondere Aufmerksamkeit. "I'll Take A Mile" bleibt nicht lange auf seinem Midtempo-Hintern sitzen, "Joy Comes With The Morning" entblättert mit jeder Minute grosse Gefühle, noch grössere Melodiebögen und den vollem Umfang dessen, für was sich das Quartett in den letzten Jahren (und auf "Titles" erstmals zusammen mit Produzent Kandall Stephens) den Arsch wundgeackert hat. Woher die ganze Energie kommt, für die andere Musiker mitunter Knebelverträge mit Aufputschgetränkherstellern eingehen würden? Allein die Nachwirkungen des abendlichen Dosenbieres können es nicht sein. Im Falle von "Titles" scheinen eher ein brüderliches Bandgefüge oder der Topf voller gemeinsamer Träume die Federführung zu übernehmen. "Titles" ist bereit für die Überholspur, auf die RED CITY RADIO sich keinesfalls selber zwingen müssen. "A Version Of Events" schüttelt das Beste aus aufgescheuchtem Strassen-Rock'N'Roll, wie er einst in Schweden zum guten Ton gehörte, "A Joke With No Words" kommt mit angespitzten Gitarren und einer abartig ehrlichen Räuberleiter als Hookline. So und nicht anders muss das Match ausgehen: Stets gewonnen statt zerronnen. Solange RED CITY RADIO den Napf so füllen wie mit "Titles", darf gerne weiter mediterran geträumt werden.

Trackliste:

01. Two Notes Shy Of An Octave
02. A Version Of Events
03. Show Me On The Doll Where The Music Touched You
04. Joy Comes With The Morning
05. A Joke With No Words
06. Don't Be A Hero, Find A Friend
07. Purple Heart Paperweight
08. I'll Take A Mile
09. We Know Who We Are
10. The Silence Between

Autor

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.