Plattenkritik

Sankt Otten - Gottes Synthesizer

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Release Date: 29.07.2011
Datum Review: 10.08.2011

Sankt Otten - Gottes Synthesizer

 

 

Seit dem ersten Output von SANKT OTTEN schießt einem eigentlich immer wieder eine ganze besondere Referenz durch den Kopf: KRAFTWERK. In großen Lettern steht es einem vor das geistige Auge geschrieben und ein Ausblenden ist nicht mehr möglich. Warum das so ist, ist eigentlich recht einfach erklärt. Viel besser hört man sich aber „Gottes Synthesizer“ an und erachtet den Vergleich von ganz alleine als mehr als passend.

SANKT OTTEN spielen nicht immer leicht verdaulichen, dafür aber zu jeder Zeit sehr tragischen Synthiepop (jaja, der Titel ließ dies vermuten) – wenn man denn unbedingt kategorisieren möchte. Das Ganze klingt dabei so dermaßen Out, dass es schon fast wieder In ist. Da aber der Sound der 80er im Allgemeinen seit geraumer Zeit sein Comeback zu feiern scheint, hat dieses Album seine absolute Daseins-Berechtigung. Zarte Melodien (480 Pixel, die ich an dir liebe“) treffen auf VISAGE-artige Klänge („Eine wartet immer“) und münden schlussendlich irgendwo im Industrial („Gottes Synthesizer“, sicherlich einer der stärksten Songs der Platte).

Nicht selten, sogar eigentlich fast immer, spielen SANKT OTTEN im Hintergrund mit ambienten Klängen („Das Ende vom Lied“). Soundteppiche, welche die oftmals schleppenden Beats untermalen und ihnen ein Gesicht geben. Das ist zu weiten Teilen spannend, wird aber heute nur noch die Wenigsten vom Hocker reißen. Wucht – etwas, das eigentlich fast immer verlangt wird – sucht man hier vergebens. Viel mehr reagiert tragische Schönheit, die alleine schon durch die Titel der einzelnen Kompositionen getragen wird. Ob man das nun mag, das muss nun jeder für sich selber entscheiden. Einen Hördurchgang ist es sicherlich wert. Besonders dann, wenn man einfach mal abschalten will, von all dem Lärm und dem Krach, der einem so im Laufe des Tages begegnet. Oder aber auch dann, wenn man Abwechslung sucht. Abwechslung vom Geschrei und Geballer, von der Monotonie der aktuellen Musiklandschaft. Denn für solche Momente ist „Gottes Synthesizer“ genau die richtige Platte – nur irgendwie kommt sie 20 Jahre zu spät oder aber halt eben auch nicht.

Tracklist:

01. 480 Pixel, die ich an dir liebe
02. Eine wartet immer
03. Diesseits vom Jenseits
04. Ich verlasse mich selbst
05. Fast neu ist auch gebraucht
06. Halleluja, German Angst
07. Wir sind deine Propheten
08. Gottes Synthesizer
09. Der Schatten kann trügen
10. Die Welt ist ja nicht zum Aushalten
11. Sternstunden der Resignation
12. Thom Yorkes Letzter Wille
13. Das Ende vom Lied

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Alex G.

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