Plattenkritik

Sick Of It All - Based On A True Story

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Release Date: 16.04.2010
Datum Review: 16.04.2010

Sick Of It All - Based On A True Story

 

 

Die Rückkehr der AC/DC des New York Hardcore. SICK OF IT ALL sind im Jahre 24 (!!!) ihres Bestehens eines vor allem nicht: müde. Innovation buchstabiert sich selbstredend immer noch anders. Ein derartiges, aus sämtlichen Rohren feuerndes Werk aus der Feder von eigentlich alten Männern ist trotzdem keine Selbstverständlichkeit.

Als SICK OF IT ALL sich gründeten war der Verfasser dieser Zeilen zarte fünf Jahre alt. New York Hardcore war damals bestimmt kein Thema. Das kam dann eher mit "Just Look Around" (natürlich auch verspätet), dem Album sowie dem titelgebenden Song. Letzterer verfügt schließlich bis zum heutigen Tage über eines der effektivsten Bass-Intros der Genealogie des (New York) Hardcore. SICK OF IT ALL veränderten sich über die Jahre eher rudimentär. Mal stand ein nicht zu leugnender Streetpunk-Einfluss im Vordergrund ("Built To Last"), mal wagte man sich ans gemäßigte Experiment ("Yours Truly"), mal schwächelten die Gebrüder Koller und Co. auf hohem Niveau (die Fatwreck-Tage: "Life On The Ropes"). Pünktlich zum Zwanzigjährigen dann noch einmal der ultimative Befreiungsschlag: "Death To Tyrants" hievte die munteren Label-Hopper unter der Ägide von Tue Madsen auf ein neues Durchschlagsniveau.

"Based On A True Story" holt den Fan des urbanen Grooves mit extremer Hitdichte exakt an jener Stelle ab. Das braucht man überhaupt nicht in Floskeln zu packen. SICK OF IT ALL mögen rein optisch ergrauter denn je erscheinen, Hardcore mag seinen Gestus als Rebellionsmusik lange verspielt haben, Mode scheint mehr denn je das Thema irgendwelcher Szeneheinis zu sein, dennoch: die einstige Alleyway Crew lädt ihren meterdicken Groove immer noch so verführerisch mit Parolen aus dem unfairen Leben auf und fasst ihn in derart kompakte Songs, dass selbst der pazifistischste Hardcore-Mensch gerne mal den Pizzamaker anwirft.

Los geht es im Falle von "Based On A True Story" mit Alarmglocken. Im übertragenen Sinne. 'Death Or Jail' steht für eben jene Kompaktheit, die sowohl Platz hat für Groove, dicke Chöre als auch diese typische SOIA-Entfesseltheit. Manche mögen da mittlerweile gähnen. Die anderen hören einfach weiter. Das Fundament ist natürlich ein immer ähnliches auf "Based On A True Story": Der archetypische SICK OF IT ALL Stampfrhythmus, flankiert von Lou Kollers Semi-Sprechgesang, aufgelockert durch Geschwindigkeit, die auch den Punkrocker in den Pit holt. Verzeihbar bleibt 'Braveheart', die kurze Antizipation des kollektiven Aufeinander-Losstürmens-mit-dickem-Grinsen-im-Gesicht. Der Rest jedoch webt sich aus überdickem Groove, immer noch unbändiger Energie und zahlreichen Mitgrölmomenten ein Hardcore-Highlight, welches das unschöne Wörtchen Stagnation gekonnt durch Power aushebelt. SICK OF IT ALL liefen eigentlich immer außer Konkurrenz.


Tracklist:

01. Death Or Jail (2:51)
02. The Divide (2:50)
03. Dominated (2:09)
04. A Month Of Sundays (2:34)
05. Braveheart (0:45)
06. Bent Outta Shape (1:53)
07. Lowest Common Denominator (2:18)
08. Good Cop (2:29)
09. Lifeline (2:33)
10. Watch It Burn (2:34)
11. Waiting For The Day (2:25)
12. Long As She's Standing (2:34)
13. Nobody Rules (2:29)
14. Dirty Money (2:57)

Autor

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René

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