Plattenkritik

Small Brown Bike - Fell And Found

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Release Date: 27.04.2011
Datum Review: 08.05.2011

Small Brown Bike - Fell And Found

 

 

Eine Rückkehr in den wohlbekannten Hafen lebensaufbauender Konstanten. SMALL BROWN BIKE spielen erstmals seit zig Jahren wieder ein Album in Originalbesetzung ein, das Label No Idea veröffentlicht es, immer noch macht die Band sich nicht gemein mit aufdringlichen Hymnen und zu durchschwitzter Kumpelhaftigkeit. Michigan ist nicht Gainesville (Florida). Haken und Ösen für ein Hallelujah. Der Letzte macht das Bier auf.

Die Gebrüder Reed und ihr (Original-)Anhang müssen so ziemlich die entspanntesten Typen Michigans sein. Anders kann man sich ihre Herangehensweise an "Fell & Found", ihr erstes vollwertiges Album nach achtjähriger Studioabstinenz, kaum erklären. Es kommt, wenn es fertig ist. Und bloß keine zu offensichtlichen Hits. Das war ja immer auch ein stückweit das Problem von SMALL BROWN BIKE in hiesigen Breitengraden: sie drängen sich nicht auf. Sie sind vielleicht noch nicht einmal richtig wütend. Wahrhaftige Songs, die beweisen, dass Emporkömmlinge wie MAKE DO AND MEND (ja natürlich, die sind gut) im Kern doch kleine Angeber sind, schreiben SMALL BROWN BIKE immer noch. Hier sitzt alles an seinem Platz.

Die ebenfalls fabelhafte ABLE BAKER FOX Platte (2008) klingelt noch in den Ohren mit ihren spröden, drückenden Grooves, einer schlichtweg phantastischen Rhythmusarbeit, nachlässig-hymnischem Gesang und dieser gewissen Abgründigkeit. Irgendwo dazwischen und "The River Bed" (dem letzten SMALL BROWN BIKE Album) nimmt "Fell & Found" in diesen Tagen Fahrt auf. 'Onward & Overboard' schlurft stoisch mit präsentem Bass, sich gegenseitig hochschaukelnden Gitarren, prägnantem Gesang und nautischen Metaphern („You are the ocean, I am the sea.“) um die Ecke. Sie nennen es Punkrock. Wir nennen es Leben. Der Doppelgesang von Mike und Ben Reed, welcher naturgemäß niemals die Whiskey-Schlagzahl von Ragan/Wollard erreicht und das auch überhaupt nicht möchte, legt sich über die Songs wie eine leise Vorahnung. 'Rescue Mission', der Titelsong sowie 'On Repeat' (läuft!) inkorporieren dann schon eher das Drückende, Widerhakenbesetzte, das man an dieser Band immer so mochte. Lieder für die Gemeinschaft? Songs als Prothesen? Alles irgendwie vorhanden. Jedoch schmeißen sich SMALL BROWN BIKE niemals an den Hörer ran. Call-and-Response, flirrende Gitarren und Doppelgesang sind hier mehr als Stilmittel. Und auch Quasi-Halbballaden wie 'In Need of Everything' klingen nicht käsig.

Sicher, große Emotionen gehören auch bei SMALL BROWN BIKE zum Inventar. Die werden allerdings nie zu dick aufgetragen. 'Sleep River Sleep' kontert seine Gitarrenbreitseite mit einem dieser großen Momente des Innehaltens, wenn eigentlich niemand mehr damit rechnet. Nachdenkliche Melodien aus einer anderen Zeit des nicht pöbelnden Community-Punkrock, der sich nicht für seine Gefühle schämt. Manch einer mag das unspektakulär finden. Manch einer hält jedoch auch GALLOWS für die größte Punkband der Welt. Überdies hat J Robbins der Band (wie es ja seine Philosophie immer schon gewesen ist) soviel Live-Feeling und so wenig Soundprotz injiziert, dass sich daneben potentielle Nachlassverwalter wie MAKE DO AND MEND ausnehmen als seien sie hochgezüchtet.

Dann gibt es da natürlich noch den im besten Wortsinne erhabenen, fatalistischen Abschluss 'All Of Us'. Wer möchte, der hört an prominenter Stelle „all lovers“ heraus und weiß umgehend, wer gemeint ist. Langsam schaukelt sich die Band in Regionen., in denen dieser ganze Plastikscheiß einfach nie stattgefunden hat. Schön, dass es euch wieder gibt.

Tracklist:

1. Onward & Overboard
2. Rescue Mission
3. Fell & Found (The Walk)
4. In Need of Everything
5. As We Go
6. A Minor Movement
7. Sleep River Sleep
8. On Repeat
9. You Always Knew Me
10. Just Bones
11. All Of Us

Autor

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René

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