Plattenkritik

Smoke Blow  - Colossus

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Release Date: 28.03.2008
Datum Review: 01.04.2008

Smoke Blow - Colossus

 

 

In einer gerechteren Welt würden SMOKE BLOW mit ihrer neuen Platte größer werden als die ollen BEATSTEAKS.„Ey Schreiberling, sag mal bist Du weich in der Birne?! Die haben ja mal gar nichts miteinander zu tun…”. Ok ok, hast Recht. Neuer Versuch: der sympathisch-überhebliche Sechser aus dem hohen Norden liefert mit "Colossus" die nicht-verkopfte Antithese zu TURBOSTAAT.„Typ, Du wurdest auch nach zwei Semestern Musikjournalismus exmatrikuliert, weil Du Deine ganze Kohle für die komplette Mars Volta- Discographie ausgegeben hast, oder?!”. Komm schon, einer noch: Die Kieler Rinnsteinblagen SMOKE BLOW sind mit ihrer sechsten Langrille trotz höherer Hitdichte und Eingängigkeit sowie glatterer Produktion immer noch mindestens so viel Straße wie Gunter Gabriel und Keith Morris zusammen. „Na bitte, geht doch und jetzt beschreib endlich mal die Mucke.”.

Der Ghettoblaster-Roboter from outer space auf dem Cover freut sich völlig zu Recht. Nach einem Intro, das auch auf dem Soundtrack zu Robert Rodriguez' Maschinengewehr-Prothesen-Gewaltmeditation nicht aus dem Rahmen gefallen wäre, reihen Mr. "Proll aus Prinzip" Jack Letten und seine Mitstreiter auf "Colossus" Hit an Hit. Und ja, Guido Lucas hat das Ganze ein wenig smoother – analog übrigens zu Lettens neuer Frise – aufgenommen. Aber es funktioniert. Hymnisch wie die alten TURBONEGRO (als sie noch nicht ganz so bombastisch-aufgeblasen waren), stringent wie Joey Ramone und Co. (jaja, Gotteslästerung und so…) und mit dem einen Auge fies guckend, mit dem anderen diabolisch zwinkernd spielen SMOKE BLOW ihre Version eingängigen Punkrocks, der mit "Szenekonventionen" nie viel zu schaffen hatte. Letten hat weiter an seiner Stimme gearbeitet, dafür gibt es heuer weniger Gruft-Crooning von der Rampensau. Der Refrain in 'Murder / Good Cop' entschuldigt dafür jedoch im Verbund mit dem Gekläffe von MC Strassenköter für alles. Den SMOKE BLOW´schen Humor und die Stories über durchgeknallte 'Junkie Killer' und sozial-unangenehmen 'Nuclear War' muss man dabei jedoch auch im Jahre 2008 abkönnen. Genauso wie ihr neuartiges Experimentieren mit deutscher Lyrik, welches beim ersten Hören für leichte Irritationen sorgt. Vor allem 'Zombie auf´m Klapprad' funktioniert nach mehrmaligen Hördurchgängen allerdings bestens. Bei Cherry Darling hat sich schließlich auch niemand über das Gemetzel beschwert. Resümierend darf konstatiert werden: Viel besser wird dieser Sound hierzulande in diesem Jahr wohl nicht mehr gespielt werden.



Tracklist:

01: Colossus
02: Criminal
03: Millionaire
04: Murder / Good Cop
05: Social Morlock
06: Zombie auf´m Klapprad
07: Nuclear War
08: Swamp Creature
09: Fuckin´Son of Superman
10: Junkie Killer
11: Hollywood Mystery
12: Masquerading
13: Am Strand

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René

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