Plattenkritik

Steel Panther - "Balls Out"

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 11.01.2012
Datum Review: 10.01.2012

Steel Panther - "Balls Out"

 

 

STEEL PANTHER kann man nur lieben oder hassen. Aber kann man sie überhaupt hassen? Welchen Vorwurf kann man ihnen denn machen? Ihre Texte sind so schön stumpf, dass ich mich bei vielen Textzeilen den Bauch halten muss vor Lachen. „The elders of the science shall breed a master race, but we can live in freedom – let me jizz upon your face[...]“ ('Supersonic Sex Machine'). „I banged 17 girls in the grocery store and never lost my erection, they had to to mop up sperm in aisle 3 and some poop in the produce section[...]“ ('17 Girls In A Row'). „If you really really really really love me than you really really really really gotta show me. Don´t wine when I put it in your booty or if I´m up all night playing „Call of Duty“! ('If You Really Really Love Me'). Ich könnte dranbleiben. Es ist ein Genuss. Wer auf solche derben Humor abfährt ist bei STEEL PANTHER an der richtigen Adresse.
Ihre Songs? Die sind klasse! Abwechslungsreich und rocken ohne Ende. Die Stimme von Michael Starr ist der Knaller und bedient alle Register. Einfach herrlich. Hat Eier, Ausdruck und Gespür für gute Melodien. Satchel ist ein mehr als solider Gitarrist und ballert ein Riff nach dem anderen durch meine Boxen. Drummer Stix Zadina und Basser Lexxi Foxx legen ein derbes Fundament, dass mein Wohnzimmer erzittern lässt.
Dazu gibt es Hits wie 'Tomorrow Night' oder das epische 'Why Can´t You Trust Me' oder das zynische 'I Like Drugs'. Ich kann tatsächlich das Album immer und immer wieder hören. Ein wahrer Hörgenuss!
Die Produktion ist fett und erfüllt alle meine Ansprüche. Druckvoll und doch transparent.
Das Aussehen? Ja, das ist furchtbar. Doch bei den Texten wäre es wohl überhaupt nicht authentisch in einem Holzfällerhemd aufzutreten.
Die Message? Nun ich glaube, dass STEEL PANTHERs Mission pure Unterhaltung und Persiflage der Bands ist, die dieses ganze Image total ernsthaft vertreten haben. Nur dass die Musik von SP wesentlich besser ist als die der Vorbilder.
Die Anzahl der Lieder? 14 Stücke auf dem Album, von denen keines wirklich untergeht. Wann hatte ich das zuletzt in der Hand? Hm...ja: 1992 mit „Vulgar Display Of Power“.
Sollte man STEEL PANTHER ernst nehmen? Nun, als Musiker mit Sicherheit. Als Botschafter der Fleischeslust wohl auch. Bestimmt nicht als Weltverbesserer oder Emanzipationsbeauftragte. Spielt das eine Rolle? Nein, überhaupt nicht. In Zeiten wie diesen wo so viele lächerlichen Bands sich mit schlechter Musik total ernst nehmen, darf man ruhig über eine lächerliche Band mit guter Musik einfach kräftig lachen und es toll finden, dass es sie gibt.
Das die Band aber auch zu ernsthaften Worten fähig ist, zeigt Sänger Starr in seiner Dankesliste, in der er seiner Frau dankt, seine Liebe zu ihr öffentlich bekundet und sie seinen „ROCK! And Roll!“ nennt.
Kritik: Warum etwas perfekt covern und verarschen? Warum nicht ernsthaft eigenes Gedankengut produzieren, wenn man doch offensichtlich dazu fähig wäre? Nun, a) weil man es kann (siehe 'Gold Digging Whore') und b) weil die Band einfach Spaß macht/hat. In einer Gesellschaft die über Ingo Appelt, Oliver Pocher und Daniela Katzenberger lachen kann, dürfte sie eigentlich gut ankommen. Wen der Humor stört, der konzentriere sich auf die äußerst gute Musik. Wem die auch nicht zusagen will, dem ist nicht zu helfen und bei dem fällt die Band dann genauso durch, wie wahrscheinlich dieses Review und sein Verfasser. Sich auf die Band einzulassen, sich einfach mal der Idiotie der Band hinzugeben, erfordert vielleicht für den ein oder anderen Mut, doch selbst Starr sagt: „Son´t be retarded, you gotta listen to my song, don´t be afraid to get some peanuts on your dong!“ ('Critter'). Gut, ich gebe zu, diese Textzeile ist aus dem Kontext gerissen, aber sie spricht einfach Bände.
Für mich das beste Album 2011, eben weil es keines sein will und eines, dass auf ewig oben in meinem Plattenschrank stehen wird!


Tracklist

1. In The Future [Explicit]
2. Supersonic Sex Machine [Explicit]
3. Just Like Tiger Woods [Explicit]
4. 17 Girls In A Row [Explicit]
5. If You Really Really Love Me [Explicit]
6. It Won't Suck Itself [Explicit]
7. Tomorrow Night [Explicit]
8. Why Can't You Trust Me [Explicit]
9. That's What Girls Are For [Explicit]
10. Gold Digging Whore [Explicit]
11. I Like Drugs [Explicit]
12. Critter [Explicit]
13. Let Me Come In [Explicit]
14. Weenie Ride [Explicit]

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.