Plattenkritik

Steven Wilson - "Grace For Drowning"

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 26.09.2011
Datum Review: 24.10.2011

Steven Wilson - "Grace For Drowning"

 

 

Manch einer wird bei diesem Namen aufhorchen und sagen: “Den Typ kenne ich doch?” Ja, in der Tat, er ist es: Der Sänger und Gitarrist der PROG-Rocker PORCUPINE TREE. Der ein oder andere Song könnte von dieser Band, von denen Kollegen behaupten, sie seien die Erben RUSHs, bekannt sein. Ich kenne nur wenige und die fand ich nicht wirklich interessant, muss ich zu meiner Schande gestehen. Warum? Das ist wie mit OASIS und den BEATLES: Das Original ist einfach immer besser!
Doch kommen wir nun zum eigentlichen Thema, nämlich “Grace For Drowning”, dem zweiten Soloalbum des Mastermind bei PORCUPINE TREE STEVEN WILSON, um den sich momentan die renommierte Fachpresse reißt und “Grace For Drowning” in himmlische Höhen lobt. Dieses erscheint als Doppelalbum und nennt sich parzelliert “Vol I: Deform to Form a Star” und “Vol II: like Dust I Have Cleared From My Eye”. Es kommen also 12 Stücke auf den/die geneigten HörerIn zu, die in ihrer Länge stark schwanken (siehe beigefügte Minutenangabe neben den Titeln). Und genauso unterschiedlich fielen meine Ermüdungserscheinungen beim Hören aus!
Vom Lalala-Intro über ein diffuses und ödes Instrumental Stück, hat Disc 1 bis auf “Deform To Form A Star” und “No Part Of Me” überhaupt nichts interessantes zu bieten, ausser die sterbende Oboe in “Remainder the Black Dog”, die mich daran erinnert, was das Schönste an Avantgarde, Jazz und anderen sich bewusst abgrenzenden. elitären Musikstilen ist: Wenn sie aufhören!
Disc 2 bietet da nicht viel mehr Hörerlebnis, wenn man “Index” mal davon ausnehmen möchte und in gemäßigter Stimmung noch “Raider II” hinzu zählt. Das ist mir zu wenig!
Ich werde mich nicht öffentlich positiv über ein Album äußern, nur weil ein populärer Künstler dahinter steht. Ich werde nicht “St.Anger” zu meinem Lieblingsalbum erklären, nur weil METALLICA dafür Verantwortung zeichnet, noch werde ich sie zu meinen Alltime Faves ernennen, nur weil das Gros der Metalgemeinde sie für das Beste überhaupt hält. Das sehe ich nicht als meinen Job an und sollte ALLSCHOOLS auch von anderen Institutionen unterscheiden. “Grace For Drowning” ist eines dieser mit Pathos überladenen Soft-Prog-Rock Alben, die mich einfach nur langweilen, da sie nicht viel zu bieten haben. Arrogantes Skalenspiel, disharmonsiche Syntheiflächen und sich entziehende Lyrik mal ausgenommen. Genauso wenig wie ein Softporn. Man sieht nichts, die Story hat keinen Tiefgang und auf einen Höhepunkt wartet man vergeblich. Viel Licht und Make Up verzerrt das Bild zu einer surrealen Anhäufung menschlichen Wunschdenkens. So ist das auch mit “Grace For Drowning”. Gute Songs kann man hier finden, die man aber getrost dem positiven Mittelmaß zuordnen kann. Mit Ausnahme von "No Part Of Me". Das ist nicht schlimm. Aber herausragend ist auch nicht.
Wenn man als Hörer diese Pfade betreten will, dann solle man sich lieber “Ghost” von DEVON TOWNSEND reinziehen. Da kommt man eher auf seine Kosten. Für Fans von STEVEN WILSON sicherlich geeignet, für PORCUPINE TREE Fans vielleicht auch noch, aber für Musikfreunde denen sich neue sphärische Untiefen auftun sollen eher ungeeignet.
Vielleicht bin ich zu streng und man wird mich nun öffentlich maßregeln, aber ehrlich: Ich werde nicht meine Rezension dem Mainstream-Journalismus anheim fallen lassen.
Diese Platte bekommt von mir die (vielleicht) kontroverse Beurteilung von

3 Skulls

Linc

Tracklist

Disc 1

1. Grace For Drowning (2.00)
2. Sectarian (8.00)
3. Deform to Form a Star (8.00)
4. No Part of Me (5.45)
5. Postcard (4.30)
6. Raider Prelude (2.30)
7. Remainder the Black Dog (9.15)

Disc 2

1. Belle de Jour (3.00)
2. Index (4.45)
3. Track One (4.15)
4. Raider II (23.15)
5. Like Dust I Have Cleared From My Eye (8.00)

Autor

Bild Autor

Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.