Plattenkritik

THE DILLINGER ESCAPE PLAN -  Dissociation

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 14.10.2016
Datum Review: 04.11.2016
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

1. Limerent Death
2. Symptom Of Terminal Illness
3. Wanting Not So Much As To
4. Fugue
5. Low Feels Blvd
6. Surrogate
7. Honeysuckle
8. Manufacturing Discontent
9. Apologies Not Included
10. Nothing To Forget
11. Dissociation

Band Mitglieder

 

Greg Puciato
Ben Weinman
James Love
Billy Rymer
Liam Wilson

THE DILLINGER ESCAPE PLAN - Dissociation

 

 

Auch in der extremen Musikwelt gibt es immer wieder Bands, die einfach nicht mehr wegzudenken sind. Bands, die ganze Genres geprägt, gestaltet und angeführt haben. Dazu zählen Bands wie beispielsweise NEUROSIS, CONVERGE, NAPALM DEATH oder auch THE DILLINGER ESCAPE PLAN. Letztere haben nun nach zwanzig Jahren Bestehen ihr vorerst letztes Album veröffentlicht.

 

Wer THE DILLINGER ESCAPE PLAN einmal live erleben durfte, konnte eigentlich erahnen, dass die Lebensdauer dieser Band mit einem Verfallsdatum vorbestimmt ist. Es ist nur schwer vorstellbar, dass die Math Jazz Core Pioniere ihre wahnwitzigen und unglaublich energiegeladenen Liveshows und die explosive, artistische Bühnenpräsens auch noch in ferner Zukunft in diesem Ausmaß fortführen könnte. Aber auch musikalisch galten und gelten TDEP noch immer als das Maß der Dinge, wenn es um das Ausloten musikalischer Extreme gilt. Schon seit ihrem Debüt „Calculating Infinity“ aus dem Jahr 1999, welches die Metal- und Hardcorewelt gleichermaßen in Verwirrung versetzte, genossen TDEP den Luxus, sich mit ihren Folgealben ausschließlich an sich und ihrem Einfallsreichtum messen zu müssen. Der erste Bruch, der Sängerwechsel zum Nachfolgealbum „Miss Machine“ (2004), brachte dank des vielfältigen Gesangs von Greg Puciato neue Stilistiken in die ohnehin schon unüberblickbare Facettenvielfalt der Band aus New Jersey. Selbstverständlich wäre das Ganze von damals bis heute ohne Kreativkopf und einziger Konstante im Mitgliederwechselzirkus Ben Weinman undenkbar gewesen. Der Multiinstrumentalist hatte es mit seinen unvergleichlichen Fähigkeiten vollbracht, Jazz mit Hardcore, Chaos mit Eingängigkeit und Pop mit extremen, vertracktem Metal zu vereinen. Vom Anfang bis zum Ende. Und er ist sicherlich einer der wenigen, der es schafft, im Angesicht wilder Stroboskopgewitter kopfüber an der Decke hängend die Tonleiter herunter zu tappen und dabei vom einfachen 3/4 bis hin zum krummen 7/8 Takt zu wechseln.

Nun also das Erbe. Das fünfte und letzte Album von THE DILLINGER ESCAPE PLAN. Wer von „Dissociation“ nun das große finale Etwas erwartet hat, kann den Arm wieder herunter und Platz nehmen. Das Album ist aber auch kein typischer Nachfolger zum drei Jahren alten „One Of Us Is The Killer“. „Dissociation“ ist das Album, welches die zwanzig Jahre lang vollzogene Entwicklung dieser Band auf den dargebotenen elf Songs diskografisch am besten wieder spiegelt. Es ist wahrscheinlich das in sich harmonischste Album der gesamten Bandgeschichte. Es geht nicht zu sehr zu den chaotischen Anfangszeiten des Debüt zurück, liebäugelt aber auch weniger mit den Strukturen und Geradlinigkeiten der „poppigen“ Seite von TDEP. Es ist definitiv extrem und auf angenehmer Art und Weise herausfordernd. Und in seiner Produktion sicherlich das stimmigste von allen. Es ist das Album welches die Kreativität, das Können und auch das unglaubliche weite Spektrum dieser Band auf den Punkt bringt.

Wenn jemand in zehn Jahren fragen sollte, wie THE DILLINGER ESCAPE PLAN eigentlich geklungen haben, dann kann man die Frage mit diesen wohl letzten elf Songs beantworten. Ein wirklich gelungener, ergiebiger Abschluss mit Nachhaltigkeit.

 

Autor

Bild Autor

Mulder

Autoren Bio

-