Plattenkritik

The International Noise Conspiracy - The Cross Of My Calling

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Release Date: 17.11.2008
Datum Review: 30.10.2008

The International Noise Conspiracy - The Cross Of My Calling

 

 

Revolutionäre mit Räucherstäbchen
Poststrukturalismus! Kommunismus!! Revolution!!!…Die schwedischen Agit-Rocker von THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY befinden sich auch weiterhin auf der Suche nach dem revolutionären Subjekt in der Hyperrealität. Zwischen Baudrillard und Marx bleibt schließlich eine dienliche Lücke für das Subversive und Politische. Rein soundmäßig indes gehen Dennis Lyxzén und Co. noch weiter in der Musikhistorie zurück.

Nun also zur Musik, über Umwege. SLIPKNOT haben neue Masken, T(I)NC eine neue Farbe. Man trägt jetzt bevorzugt lila. Da kommt rot ja auch irgendwie drin vor. Der barfüßige, bärtige Produzentenguru Rick Rubin lässt den Schweden auf ihrem mittlerweile vierten Studioalbum zwischen schummrigen Orgeln, Mundharmonikaeinlagen und Gute-Laune-Chören eine Menge Platz zum Atmen – zu dick aufgetragen ist hier fast nichts, wirklich mitreissen tun die Songs allerdings auch nur in bestimmten Momenten. Lyxzén mag ein charismatischer, einnehmender Frontmann sein, rein stimmlich fehlt (wenn er singt, nicht schreit) immer noch das gewisse durchdringende Etwas. Wo REFUSED mit ihrer letzten Platte etwas genuin Neues geschaffen haben, ging und geht es Dennis Lyxzéns Nachfolge-Protestband vornehmlich um Imitation und Hommage, das ist Anhängern der Band seit jeher klar. "The Cross Of My Calling" atmet Sixtiesspirit noch und nöcher und überzeugt vor allem, wenn die Krachverschwörung vom Hippieballast befreit musiziert ('Assassination Of Myself', 'Child Of God') oder in 'Black September' auch mit Orgeln einen veritablen Hit zum Fäuste recken im Gepäck hat. Vieles auf "The Cross Of My Calling" wirkt allerdings ein wenig zu esoterisch und hippieesk aufgeladen. Mit dem finalen und großartigen Titeltrack bekommen die Skandinavier am Ende des Albums diesbezüglich jedoch erstaunlich intensiv die Kurve – auch wenn dieser Umstand in diesem Fall einer anderen Band geschuldet ist: Über knapp acht Minuten baut die Band ein zunächst spärlich instrumentiertes Stück auf, mit präsentem Bass und elegischem Ende, das mehr als einmal THE DOORS erinnert. In ihrer Gänze wirken die Protestsongs auf "The Cross Of My Calling" vordergründig an vielen Stellen jedoch zu handzahm. Doch nicht erst seit Tom Gabel wissen wir, dass die Wirkung besagten Genres ohnehin ein wenig überbewertet wird. Da helfen auch Baudrillard und Marx nicht weiter.


Tracklist:

01: Intro
02: Assassination Of Myself
03: Dustbins Of History
04: Arm Yourself
05: Hiroshima Mon Amour
06: Boredom Of Safety
07: Child Of God
08: Interlude
09: I Am The Dynamite
10: Washington Bullets
11: Satan Made The Deal
12: Storm The Gates Of Beverly Hills
13: Black December
14: Cross Of My Calling

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René

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