Plattenkritik

The Smith Street Band - Throw Me In The River

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Release Date: 31.10.2014
Datum Review: 20.10.2014

The Smith Street Band - Throw Me In The River

 

 

Mein griechischer Mitbewohner erzählte mir letztlich bei einem Blick auf meine Weltkarte: „Ich muss dringend mal nach Australien, dieser Akzent ist geil und allen gehts‘ dort gut.“ Ich war selbst noch nicht dort, kann mich aber immerhin an musikalischen Importprodukten in Sachen Klischeeprüfung abarbeiten.
The Smith Street Band sind nämlich die nächste Kumpelband vom sonnigen Kontinent, die sich aufmacht, um bierselige Geschichten zwischen Vorortromantik und Zukunftsangst zu erzählen. Und ja: Man hört der Musik dieser Band tatsächlich an, dass es den Aussies eigentlich ganz gut geht und ein britischer Akzent allgegenwertig ist: Die Probleme, um die sich die Band auf ihrem neuen Silberling „Throw Me In The River“ kümmert, sind Befindlichkeiten fernab von materiellen Existenzängsten und konkret politischen Forderungen. Da geht es ums Älterwerden, um Freundschaften, Beziehungen und einen Sommer in London. Eine traurig-schöne Bestandsaufnahme der sinnsuchenden Generation zwischen depressiven Anflügen und wundervollen Momenten fürs innere Fotoalbum. Musikalisch hat es sich die Smith Street Band zwischen Apologies I Have None und Hot Water Music gemütlich gemacht und probiert sich im Mixen von wütenden Punkrock-Brechern und gemäßigten Folkrock-Songs. Dazu gesellt sich die über allem thronende Stimme von Sänger Wil Wagner, die man in ihrer näselnden Penetranz entweder hasst oder liebt.

Dass „Throw Me In The River“ ein handwerklich gut gemachtes Album ist, steht außer Frage. Genre-Fans werden hier defintiv ihren Spaß haben und es finden sich gewiss genug Weisheiten für den Edding und die schmutzigen Toiletten der kleinen Clubs und alternativen Zentren. Was dem Album jedoch fehlt, ist ein Überraschungsmoment. Während die flotten Tracks mit ihrem Sprechgesang an eine Punkrock-Version von The Hold Steady erinnern und für den ein oder anderen Aha-Effekt sorgen, sind es gerade die auf Mitgröhlbarkeit und Intimität getrimmten, schleppenden Lieder, die sich zu oft selbst kopieren. Die großen Gesten sind so zahlreich, dass sie manchmal in die Beliebigkeit abdriften. Die gebetsmühlenartige Wiederholung mancher Textzeilen und die immer selben Spannungsbögen machen die Songs eben nicht zwangsläufig intensiver und ihre Message nicht automatisch eindringlicher. Das nächste Mal ein wenig mehr auf die Pauke und weniger Pathos aufs Brot und The Smith Street Band werden nicht nur in der Gunst der bärtigen Flanellhemden weiter steigen.

Trackliste:

1. Something I Can Hold In My Hands – 3:21
2. Surrender – 3:09
3. Surrey Dive – 4:12
4. Calgary Girls – 5:10
5. East London Summer – 3:46
6. The Arrogance of the Drunk Pedestrian – 4:01
7. Get High, See No One – 3:43
8. I Don’t Wanna Die Anymore – 3:54
9. It’s Alright, I Understand – 4:56
10. Throw Me in the River – 3:38
11. I Love Life – 5:21

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Benjamin K.

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