Plattenkritik

Tim Barry - 40 Miler

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Release Date: 10.04.2012
Datum Review: 27.03.2012

Tim Barry - 40 Miler

 

 

Hallelujah: Wenn anderorts Twitter oder virtuelle Freundschaften den Alltag herrichten, lebt Mister Barry aus Richmond in Virginia lieber mit kochendem Blut in den Tag hinein. Das mag er am liebsten, das kann er am besten und zur Freude aller gibt es neue vertonte Beweise im Rahmen der fünften Veröffentlichung des ehemaligen AVAIL-Frontmannes. Geschichten aus dem Alltag ums "train jumping" und die Wirtschaftskrise in den Vereinigten Staaten funktionieren eben umso besser, wenn ein Auge stets die Realität beherbergt.


Wer TIM BARRY einmal live erleben durfte, kann die Nummer mit dem kochenden Blut sicher nachvollziehen - sofern der naturverliebte Songwriter keinen extrem schlechten Tag hatte. "40 MileR" und seine elf Tracks waten nach "28th & Stonewall" ebenso munter wie ehrlich durch Country, Americana, Folk und Seelenfeuer - "Wezeltown" ist die aufs Band gebrannte Community aus Motivation und Herz, der "Shed Song" nimmt mit großen Augen bei der Hand und spricht gut zu. Barry´s ernste, ehrliche und grundierte Stimme trägt den Titelsong oder das von ruhigen Streichern und melancholischen Backgrounds gestützte "Driver Pull" sicher ins Ziel, kaum ein Titel wirkt überladen oder unüberlegt. "Yeah, I lost my job today - and that´s worth celebrating..." aus "Bankers Dilemma" oder Denkanstöße wie “So let’s all sing it while we can sing - Let’s scream while we still have a chance to scream - It’s a short time here and a long time gone...” ("Wezeltown") sprechen für sich und TIM BARRY aus dem Gemüt.

Mundharmonika und dezente Handclaps setzen "Hobo Lullaby" Minuten später nicht schmollend in die Ecke - sondern aufrecht und vornehm in Szene. Ganz so, wie Barry seit Beginn seiner Sololaufbahn deutlich und direkt ausspricht und erzählt, was er sieht, erlebt oder (keinesfalls) bereut. Romantik und Gefühl sind auch 2012 nicht die ständige Wahl des geprägten Kindes musikalischer Eltern: "40 MileR" bläht sich nicht übermütig auf oder fällt verschnörkelt und kitschig in sich zusammen, "Amen" besiegelt Lebensfreude und den Blick nach vorn in einer Art, die man Barry auch abkauft, sollte selbst der letzte Notgroschen dafür draufgehen. `Scheiße kommt und Scheiße geht´, wusste Axel Kurth schon 1994 zu propagieren. TIM BARRY nimmt die Scheißmomente seines Lebens zum Anlass, neue Kräfte und und Anreize aus ihnen herauszufiltern und im Refrain des Albumfinales selbstbewusst zu erläutern: Aufgeben war gestern, Hallelujah ist heute. Eins zu null für das kochende Blut.

HIER kann der Titeltrack gratis heruntergeladen werden.

Trackliste:

01. Intro
02. Wezeltown
03. Driver Pull
04. 40 Miler
05. Adele And Hell
06. Shed Song
07. Bankers Dilemma
08. Train Improv
09. Hobo Lullaby
10. T. Beene
11. Fine Foods Market
12. Amen
13. Outro

Autor

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.