Plattenkritik

Trash Talk - Eyes & Nines

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Release Date: 14.05.2010
Datum Review: 26.04.2010

Trash Talk - Eyes & Nines

 

 

Der Headwalk als Stilmittel, der Schuh in der Fresse als Statement: TRASH TALK waren bekannt als die Szenepuristen ohne jeglichen Anstand und erspielten sich ein Image als absolut atemberaubende Live-Band, was sie ja auch sind. Aber von der überschnellen Reaktionszeit der Last.FM Generation und deren Glorifizierungsanfällen mal abgesehen sind TRASH TALK eigentlich ein recht fragwürdiger Haufen.

Denn so kompromisslos ihre Musik, so auch ihr Auftreten. Der Fan vor der Bühne ist da nichts weiter als ein Gegenstand, den es zu missbrauchen gilt. Und wen interessiert es eigentlich, dass da gerade keine Menschen stehen, wir aber trotzdem alle mal kopfüber ins Verderben fallen? Zugegeben: Es würde nicht zu TRASH TALK passen, wenn sie ihr Publikum ermahnen würden und zur Ruhe aufrufen würden. Aber muss zwischen Nihilismus und Todessehnsucht nicht noch etwas Ordnung herrschen? Und überhaupt, ein Allschools-User stellte neulich ernüchternd fest, dass ja das Vorgehen von TRASH TALK absolut „hip“ ist und das von einer Band wie KICKBACK absolut assozial. Also was tun mit TRASH TALK? Abfeiern!

„Eyes And Nines“, der neuste Streich der Bande aus Sacramento, könnte es schwer haben. Erstmal wegen dem neuen Label. Jetzt sitzt man nicht mehr auf der verranzten Deathwish-Bank, Nein, man hat Platz genommen im Hassle-Sessel und scheffelt ordentlich Kohle aus den üppigen Ticketpreisen der letzten Tour mit ROLO TOMASSI. Natürlich alles Quatsch – TRASH TALK haben das Label gewechselt, auch die Booking-Agentur und somit das JUZE mit der Konzerthalle. Aber trotzdem lebt in ihnen jene Verweigerung, die schon mit sich bringt, dass diese Typen mit diesem Album nicht reich werden. Vielmehr werden die Last.FM Plays weiter in die Höhe schießen und auch die Kids werden wagemutiger. Denn auch wenn „Eyes And Nines“ überraschend in sich gekehrt ist, manchmal gar verstörend langsam zu Werke geht, so bekommt man typisch TRASH TALK geboten. Songs an der Grenze zur Minute und absolut unverständliches Geschrei sind eben irgendwie besser verständlich und einsetzbar als der gut verständliche Refrain einer x-beliebigen Band. Und so ist auch „Eyes And Nines“ umwoben von diesem Kordel der Unberechenbarkeit und einem Hauch von Anarchie. Mehr haben wir uns doch von TRASH TALK auch gar nicht gewünscht.

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Raphael

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