Plattenkritik

Worn In Red - In The Offing

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Release Date: 27.11.2009
Datum Review: 05.12.2009

Worn In Red - In The Offing

 

 

Das Leben hat euch am Haken. In überlebensgroßen Wellen der Alltäglichkeit droht ihr elendig zu ersaufen. WORN IN RED formen aus genannten Wellen covergemäß zumindest Herzähnliches und halten euch die Hand hin. Ein kleines Novum im No Idea-Kontext: Die progressive, hemdsärmelige Blut-Tränen-und-Schweiß-Hymne mit Tiefgang.

Es ist, wie es ist. Bärtige Typen, die das Leben irgendwie halbdepressiv bejahen, machen oftmals tiefgehende Musik, die Leben retten kann. Man denke nur an die leider zu früh verblichenen PLANES MISTAKEN FOR STARS, die glücklicherweise wieder von den Toten auferstandenen SMALL BROWN BIKE oder halt (immer und für alle Zeit) Chuck-Chris-George-Jason aka HOT WATER MUSIC. Mit all jenen Genannten teilen sich WORN IN RED aus Richmond, VA. sowohl Labelhistorie als auch ein Stück Lebensgefühl. Bands mit dem Mut zur Wahrheit eben. Ohne eine wie auch immer geartete politische Message. Irgendwo zwischen „hier geht’s nicht mehr weiter“ und „einen Schluck nehm ich noch“ changierend.

WORN IN RED haben lange gefeilt an ihrem Debüt, hier ein Stückchen weggeschliffen, dort ein bisschen mehr Atmosphäre und Lebensdramatik drangekittet. So kommt es, dass "In The Offing" mal befreit nach vorne losprescht ('Vital Joys'), sich beschwert und bisweilen die gute alte Schwermut bedient, das Pathos so geschickt bündelt, dass es nicht schmiert ('Resigned Not Resigning'). Darin liegt zugleich die Stärke des lediglich acht Songs umfassenden Tonträgers, der es trotzdem auf eine Länge von stattlichen fünfunddreißig Minuten bringt: WORN IN RED verlängern das wofür HOT WATER MUSIC (die konzise Hymne) oder auch PLANES MISTAKEN FOR STARS (der Dreck, das Abgründige und Schicksalsschwangere) stehen und standen mit scheinbarer Leichtfüßigkeit. Nur in wenigen Momenten wünscht man sich kürzere Songs (hier bewegt sich beinahe alles zwischen vier und sechs Minuten). 'When People Have Something To Say' dürfte mit seiner Mischung aus solidem Groove, mal kehligem, mal grandios hymnischem Gesang und einer Menge Variationen jedenfalls das ein oder andere Flanellherz höher schlagen lassen. Dass WORN IN RED jedoch mehr können als bloß ihre Hausgötter zu kopieren, beweist vor allem der finale Teil des Albums. Wenn Gitarren darüber singen, über diese „ moments of lucid euphoria“, eine absolut fesselnde Mischung aus Post-Hardcore und Atmosphäre ('Fort Reno') darbietend, dann gehen WORN IN RED in Stück weiter zurück in der Zeit und entfernen sich von ihrem Gainesville im Geiste. Lasst alle Hoffnung fahren. Irgendeine nach Leben stinkende Band wird euch schon erlösen, ehe ihr vor die Hunde geht.

Tracklist:

01: Vital Joys
02: Piled Like Bricks
03: When People Have Something To Say
04: Resigned Not Resigning
05: As Best We Can
06: And You Knew
07: Mise En Abyme
08: Fort Reno

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René

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