Plattenkritik

Zoey Van Goey - The Cage Was Unlocked All Along

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Info

Release Date: 16.10.2009
Datum Review: 24.10.2009

Zoey Van Goey - The Cage Was Unlocked All Along

 

 

Ein Bild, das eine Geschichte erzählt. Die Geschichte eines jungen Pärchens, dass sich in seiner eigenen Phantasie verirrt hat. Verirrt auf einer Insel, besiedelt von dubiosen Gestalten , egal ob tierischer oder menschlicher Art. Dabei sah am Anfang alles so verlockend aus. Unbekannte Früchte, mit noch unbekannterem, süßen Geschmack luden förmlich zur Probe ein. Das Wasser, die Vegetation, alles wirkte so paradiesisch. Dass diese scheinbar perfekte Welt jedoch von dreibeinigen Gestalten in diktatorischer Form regiert wird, das konnten die beiden nicht wissen. Nach und nach entdecken sie das wahre Gesicht der Insel. Versklavung, Krieg, Zerstörung und sogar fleischfressende Pflanzen treiben hier ihr Unwesen. Das junge Paar hat genug gesehen und bastelt sich aus den umher liegende Schrottteilen ein Fluggefährt, bestehend aus einer Badewanne, einem alten Grammophon, einem Ventilator und einer Teekanne. Der Plan geht auf, das „Flugirgendetwas“ steigt in die Höhe. Zu spät erkennen die dreibeinigen Herrscher, dass ihnen zwei Personen entkommen sind und heben die Fäuste drohend in die Höhe. Das Mädchen schaut ängstlich nach unten, während der Junge versucht weiter zu fliegen, ohne wirklich zu wissen, was er da tut. Wenn jetzt nichts mehr schief geht, sind sie gerettet.

Wenn ein Cover schon eine derartige Geschichte erzählt, bevor man auch nur einen Ton der aktuellen Platte von ZOEY VAN GOEY gehört hat, dann hat die Band von vorne herein schon einmal etwas richtig gemacht. Die Aufmerksamkeit ist auf ihrer Seite, obwohl man sich nur schwer vorstellen kann und mag, was einen in der nächsten halben Stunde erwartet. ZOEY VAN GOEY machen bittersüßen Pop, der mit reichlich Folk durchmengt wird und heraus kommen 10 recht schöne Nummern, die das Leben einfach mal unbeschwert sein lassen. Musik, in der man sich verlieren kann, zu der man Träumen kann, zu der man gerne zu zweit auf der Couch sitzt und einfach mal nichts sagt. Aber auch Musik fürs einfach mal alleine sein und über Gott und die Welt nachdenken, für schlechte Tage und zum wieder besser fühlen. Genau für solche Situationen schreiben ZOEY VAN GOEY den richtigen Soundtrack.

Dabei ist es gar nicht mal etwas Besonderes, was einem die drei hier überliefern. Hier wird nichts neu erfunden und auch nichts bestehendes noch einmal ultimativ verbessert. Viel mehr warten Kim Moore, die übrigens eine wunderschöne Singstimme besitzt, Matt Brennan und Michael John McCarthy mit einigen sehr schön gestalteten und vor allem immer wieder verschieden instrumentierten Nummern auf, die einen trotz ihrer Leichtigkeit einfach mitreißen. Das kann die pure Folklore sein, oder aber auch der radiotaugliche Popsong. Schubladen finden hier keine Anwendung. Die braucht es einfach nicht. ZOEY VAN GOEY spielen ihre Songs so, wie ihnen gerade der Sinn steht. Dabei entstehen herzzereißende Balladen („Two White Ghosts“) oder auch etwas flippigere, fast rockigere Nummern („Fox Trot Vandals“), die aber nie den Charme verlieren, der dem Album über die gesamte Spielzeit anhaftet. Besonders schön zu beobachten ist dabei der Wechselgesang oder besser die Duette zwischen Kim und Matt, die zwischen Glockenspiel, Geigen, leichten Gitarren, aber auch Tambourines, Banjos und Piano immer wieder hervorstechen.

Musik, die das Leben schreibt und zugleich Musik, die das Leben beschreibt. Ungefähr so und vielleicht doch ganz anders könnte man „The Cage Was Unlocked All Along“ beschreiben. ZOEY VAN GOEY zeigen mit ihrem Debüt, dass sie zu einigem in der Lage sind und nachdem man nun in England schon einige Erfolge verzeichnen und hohen Bekanntheitsgrad erreichen konnte, ist es an der Zeit, nach den Sternen zu greifen und zu schauen, wie der Rest der Welt auf ihre leichtmütige Musik reagiert. Voraussetzung ist aber, dass die emotionale Verstumpfung der Menscheit noch nicht zu weit fortgeschritten ist und man sich noch ohne Vorbehalte an solch süße Klänge heranzuwagen traut. Sollte das der Fall sein, wird man mit „The Cage Was Unlocked All Along“ auf lange Zeit gesehen viel Spaß haben.


Tracklist:

01. The Best Treasure Stays Buried
02. We Don’t Have That Kind Of Bread
03. Sweethearts In Disguise
04. We All Hid In The Basements
05. Two White Ghosts
06. Foxtrot Vandals
07. My Persecution Complex
08. Nae Wonder
09. Cotton Covering
10. City Is Exploding

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Alex G.

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