01.12.2011: Opeth - Köln - Essigfabrik

01.12.2011
 

 

Man kann es nicht anders sagen: Als Fan eine Band wie OPETH ohne viel Support (eine gute halbe Stunde PAIN OF SALVATION – das war’s) zu sehen, ist wirklich ein Geschenk. Nicht nur, weil Fans sowieso am liebsten immer den Support direkt skippen würden wenn sie könnten, und ihre Lieblinge dann auch so lang wie möglich auf der Bühne haben. OPETH ist eine Band, die auch mal locker über eine Stunde und länger spielen kann, ohne dass es langweilig wird. Zu vielfältig und großartig ist da einfach der über die ja mittlerweile schon Jahrzehnte entstandene Songkatalog, der bis Dato ganze zehn Alben umfasst. Über die gesamte Diskographie haben OPETH das Kunstwerk vollbracht, eigentlich keinen schlechten Song zu schreiben – und somit ist so ziemlich jeder von all diesen vielen Stücken auch dazu berechtigt, irgendwann mal live gespielt zu werden.

Der Groschen ist dann wohl auch mittlerweile bei Bandpapa Mikael Akerfeldt gefallen, der dem obligatorischen Rufen nach Songs der Fans entgegnete, dass man doch Zuhause vor seiner Anlage immer seine Songs auswählen könne, dies hier aber immer noch ein Livekonzert sei – und da wolle man ja was Besonderes bieten. Nun gut, die hier gespielten Geheimtipps im Songkatalog in Form von „Face Of Malinda“, „Hex Omega“, „Closure“ oder „Credence“ befinden sich ja auch auf dem eigenen iPod, hat man in einer Liveinterpretation allerdings so noch nicht so oft gehört, und werden so noch mal ganz besonders ins Zentrum der eigenen Aufmerksamkeit gerückt. Und wem das nicht reichte, der bekam dann beispielsweise inmitten von „Porcelain Heart“ noch ein mehrminütiges, um es nüchtern zu formulieren „versiertes“ Drumsolo von Martin „Axe“ Axenrot, und später auch von den anderen Bandmitgliedern. Apropos: Trotz des Abgangs des Keyboarders Per Wiberg erwies sich das seit „Watershed“ bestehende Lineup als eingespielt, zusammenpassend, talentiert und sympathisch, und auch Neuling Joakim Svalberg lieferte einen zufriedenstellenden Einstieg.

Doch zurück zur Songauswahl, fällt bei dieser doch noch eine Besonderheit auf: Nichts mehr mit Growls und Death Metal, OPETH haben ihr Set passend zum (viel gespielten) neuen Album „Heritage“ lediglich auf Stücke mit „normalen“ Gesang reduziert. Mike musste da auch mal mit einem Missverständnis in der hiesigen Metalwelt aufräumen: Metal ist nicht gleich Schreien. So verwies der Frontmann auf die Sorte Metal, mit der er in den 70ern aufgewachsen ist, auf Bands wie BLACK SABBATH, JUDAS PRIEST. Waren DAS nicht Metalbands – auch ohne das ganze Geschreie? Doch abseits dieses großen Fuckoff ist Mikael natürlich immer noch derselbe Frontmann, wie man ihn kennt und liebt: Durchaus jemand, den man als richtigen "Entertainer" schimpfen kann, ein Mensch der es versteht sein Publikum zum Lachen zu bringen und im sehr entspannten Dialog zu ihm steht. So wurde dann auch mal gemeinsam die JUDAS-PRIEST-Diskographie durch den Fleischwolf gedreht oder ein klassischer „BRITNEY SPEARS!“-Ruf des Publikums (übrigens bezeichnenderweise sehr ähnlich zu all den „SLAYER!“-Rufen, die man immer mal so hört) mit den Worten „What’s with her? If I would fuck her? Of course I would!“ erwidert. Wichtig ist hier vor allem die Art wie er das alles rüberbringt, und man kann definitiv sagen dass es eben auch dieser Humor und dieser Dialog war, der diese OPETH-Show wiedermal trotz einer Länge von mindestens Eineinhalbstunden so sehr im Flug vergehen lassen hat.

Dabei steht dieser Humor den eigentlich so tiefwühlenden und melancholischen Stücken doch so sehr im Kontrast gegenüber. Aber man muss halt wohl hin und wieder so tief abtauchen, um sonst so ausgeglichen und so eine Frohnatur zu sein. Und das tat man an diesem Abend! Auch wenn man sich vielleicht doch hin und wieder mal etwas roheres, oder auch mal eine Nummer von der gänzlich übergangenen „Blackwater Park“ gewünscht hätte, so ließ auch das hier gespielte Material wieder völlig versinken. Zudem gab diese Anti-Growl-Auswahl der Show einen ganz eigenen Touch, eine ganz eigene Stimmung. Nicht zuletzt überraschten aber auch die „Heritage“-Nummern, die spätestens Live bislang unentschlossene überzeugen haben sollte, dass auch dieses Album dem Rest der Diskographie in nichts nach steht. Nach einer OPETH-typisch sehr ausgedehnten Zugabe lässt sich also nur folgendes Fazit ziehen: Sicherlich haben OPETH nicht alle Wünsche ihrer Fans erfüllt, das war aber auch gar nicht das Ziel des ganze Unterfangens – rein musikalisch war es das rückblickend ja auch nie. Viel wichtiger die Frage: War es denn ein erfüllender Abend? Oh ja. Denn sich nie selbst zu widerholen, immer etwas neues, aufregendes zu bieten, das war ja schon immer das, was man an dieser Band gefressen hatte.