06.02.2011: Break Even, Letlive, Your Demise, Stick To Your Guns - Lido - Berlin

06.02.2011
 

 

Ist ja immer dasselbe und auch längst bekannt: Von diesen großen wild und willkürlich zusammengebuchten Touren haben im Endeffekt nur die Agenturen und die großen Bands etwas. Die Kleinen mitfahrenden Bands zahlen im schlimmsten Falle noch drauf, ebenso wie die örtlichen Veranstalter. Die Fans hingegen fressen was man ihnen vorsetzt, denn die kommen ja auch nur für die Headliner. In diesem Falle YOUR DEMISE und STICK TO YOUR GUNS. Und um das mal kurz zu halten: Beide lieferten energische Sets, hatten einiges an Interaktion im Publikum vorzuweisen und auch durchaus den Banner „Headliner“ verdient. YOUR DEMISE bestachen vor allem durch Wut und das Auftreten des Sängers jenseits der Bühne – nämlich inmitten der Fans, während STICK TO YOUR GUNS ansatzweise wirklich gute Ansagen hatten. Man wetterte gegen Sexismus, Rassismus, Homophobie – leider auch um nach und vor den Songs ständig „Move Bitch, Move“ zu brüllen. Aber okay – das ist Auslegungssache. Die Fans waren jedenfalls glücklich mit den Auftritten und rafften fleißig nach Merch, Setlists und dem Üblichen Palaver. Und dabei waren die eigentlichen Perlen im Vorprogramm versteckt.

LETLIVE aus Los Angeles beispielsweise. Der neuste Act auf Epitaph brachte rein musikalisch einen wilden und, zumindest live, schwer durchschaubaren Stilmix aus Hardcore, Emo, Punk und einem MischMasch aus Jazz und Clean-Gesängen auf die Bühne, der jede Undurchschaubarkeit aber wett machte dank einem Sänger, der sich wirklich ins Zeug legte. Er wirbelte durch das komplette Lido, räkelte sich auf dem Boden, flippte unkontrollierbar aus, warf sein Bier durch die Gegend, zauberte aus irgendeiner Ecke eine Treppe um sie mitten im Saal zu positionieren und fast herunterzufallen. Als Abschluss steckte der gute Wirbelwind sein Mikrofon in die Kapuze des Autoren und sang schön in das Genick jenen. War total angenehm! Aber zumindest gut. Leider würdigten dem Auftritt die Wenigsten Aufmerksamkeit sodass LETLIVE sich halbtraurig verabschiedeten mit den Worten, dass ja nun endlich die Bands kommen, auf die das Publikum wartet.

Unrecht hatten sie damit, denn als nächstes waren die (mal wieder unfassbar sympathischen) Australier von BREAK EVEN an der Reihe. Jene waren in diesem Package, genauso wie LETLIVE, einfach fehl am Platz und das spürten sie leider viel zu hart. Niemand bewegte sich, regte sich auf die netten An- und Danksagungen und überhaupt nahmen viel zu wenige am guten Set dieser Band teil. Jenes war natürlich vollgepackt mit den Hits von „The Bright Side“, die live nochmal wesentlich energischer rüberkommen als auf Platte und somit vollends überzeugten. Schön war natürlich, diese Band nochmal live gesehen zu haben – unschön war, zu wissen, dass zumindest in Berlin niemand so recht etwas von BREAK EVEN wissen wollte. Völlig zu Unrecht natürlich.