08.06.2010: Cancer Bats, Bullet For My Valentine, Dommin - Herford X

08.06.2010
 

 




Drei Dinge standen nach diesem Roadrunner vs. Sony Abend unumstößlich und unwiderruflich fest: DOMMIN sind die ultimative TYPE'O'NEGATIVE/MISFITS Reinkarnation, THE MOTHERFUCKING CANCER BATS sind live immer eine Reise wert und BULLET FOR MY VALENTINE auf dem Weg nach ganz oben.

Schlange stehen war zu Beginn angesagt, obwohl es noch eine Stunde bis zum Anpfiff dauern sollte. Die Veranstaltung war bereits Tage vorher "Ausverkauft" (Respekt dafür, denn in kurzer Zeit spiel(t)en RISE AGAINST, BAD RELIGION und A DAY TO REMEMBER in und um Bielefeld/Herford herum), schön zu sehen an einer 50 Meter lange Ansammlung von Seitenscheiteln (wie oft die Hände an die Haare und wie oft der Griff zum Handy an diesem Abend folgten, ist bereits nach kurzer Zeit einer Erfassung nicht mehr zugänglich gewesen), die artig im niederprasselnden Regen auf ihre Erlösung warteten. Die Sicht aus dem gestrigen "Fever" Review muss allerdings revidiert werden, denn nicht nur (Blut)Jung ergab sich dem Billing (respektive dem Hauptakt), auch eine Menge Alt wanderte nach Herford. Der Blick in das Publikum zeigte vor allem BULLET FOR MY VALENTINE Shirts, die zum Glück von zu Hause mitgebracht wurden, denn wer möchte auch für ein Souvenir am Band-Stand in der Halle EUR 30,00 zahlen bzw. EUR 50,00 für ein Longsleeve (da waren die anderen beiden Bands wesentlich günstiger; und die besten Motive gehen sowieso an die CANCER BATS)? Interessant auch das gute Mischungsverhältnis zwischen Weiblein und Männchen, wobei ehrlich gesagt auf viel mehr von den Ersteren spekuliert wurde (zumindest von mir...). Auffällig auch die Tatsache, dass die Aushänge "Rauchen Verboten" einer hohen Anzahl von Besuchern scheißegal war und locker drauflos gequalmt wurde. Vielleicht ist Zigarettengeruch ja auch angenehmer als Schweiß (der zunehmend aufgrund der schwülen Witterung von der Decke rieselte), aber meines Erachtens ist dieses ein Synonym für den schwindenden Respekt innerhalb der Bevölkerung!

DOMMIN aus Kalifornien präsentierten sich cool as fuck, Rockabilly Outfit meets Rockabilly Getue. Aber wider Erwartungshaltung erntete der melancholische Rock mit Superrefrains, die von Mr. Dommin persönlich stimmlich sehr gut vorgetragen wurden (er hört sich nach einem Mittelding Pete Steele/Keith Caputo an), lautstarken Zuspruch. Der Beifall (immer wieder ließ sich das X zum Hände zusammen Klatschen über dem Kopf hinreißen, ohne das die Band dies gestikulierend forderte)war mehr als nur Mitleidsbekundung, das Quartett (einer davon bediente ein fettes Keyboard) überzeugte mit einem kurzen Querschnitt ihres Roadrunner Debüts "Love Is Gone". Ich konnte nach der Show mit den sympathischen Jungs noch ein bisschen Smalltalk halten, angetan seien sie regelrecht vom Herforder Publikum gewesen.

Dann wurde es nach einer kurzen Umbaupause dreckig, es wurde gerotzt und geschwitzt: Please Welcome CANCER BATS. Erst vor ein paar Tagen konnten die Kanadier noch mit einem anderen Package als Headliner in Bielefeld gesehen werden, doch Tourmüdigkeit kennen die Berserker nicht. Allein der erste Eindruck spricht Bände: Links der permanent spuckende Bassist, der äußerlich (mit TRAP THEM Shirt) den Hardcore verkörpert, in der Mitte der magere Sänger, der wie Punk aussieht und rechts ein übergewichtiger, langhaariger Kuttenträger, ein Relikt aus dem Metal, der seiner Gitarre die dominanten Riffs und angedeuteten Soli entlockte. Und genau das sind sie dann auch, ein Gebräu aus eben diesen Stilen und damit fegen sie die Zuschauer förmlich an die Wand. Die besten Songs kommen vom Debüt "Hail Destroyer", Stuff (wie der erste Track) vom kürzlich erschienenen Album "Bears, Mayors, Scraps And Bones" kommt auch auf der Bühne nicht richtig an. Die Jungs standen vor ihrem Auftritt am Merchandise Stand, legen mit ihrem Auftritt kurz das Lokal in Schutt und Asche und fetzen sofort nach Ende ihres Gigs wieder zu ihrem Shirt Stand, um den Fans Rede und Antwort zu stehen. Die Bedanken sich und kaufen, kaufen, kaufen...völlig verdient, Klasse Auftritt!

"Bullet"? "Bullet"! "Bullet"? "Bullet"! BULLET FOR MY VALENTINE sind aber unangefochtener Regent dieses Abends. Selbst der Herforder Kirchenchor als Vorgruppe wäre wahrscheinlich abgefeiert worden, so geil und schmachtend wurden nach den Walisern verlangt. Und die legten einen abgeklärten, völlig routinierten Auftritt hin, begleitet von einem guten Sound (wie übrigens alle Bands, Beifall für den Mann am Mischpult) und einer schönen Lightshow (mal war die Bühne rot, mal grün, dann gelb...wie bei den Landsleuten FUNERAL FOR A FRIEND auf deren "Taste Of Chaos Tour" vor ein paar Jahren im Bielefelder Ringlokschuppen). Eingeleitet wurde das Spektakel von den ersten beiden "Fever" Tracks, dann aber regierten die Klassiker (wenn das bei drei Alben so überhaupt stehen gelassen werden kann). Und das Publikum fraß der Band aus der Hand, wobei diese nur spärlich fütterten. Denn es hat den Anschein, als sei BULLET FOR MY VALENTINE der Erfolg gehörig in die Birne gestiegen, so aalglatt und mit Rockstar Allüren versehen zockten sie ihren Set herunter. Negativ vor allem Liebling Matt Tuck, der nicht nur an seinem enorm angeschwollenen Bizeps arbeiten, sondern auch mal ein Buch über Bodenständigkeit zu Hand nehmen sollte. Aber vielleicht bin ich auch nur neidisch, ca. keine Ahnung an Zuschauern sangen jede Textzeile mit, im Pit regierte permanent der Circle oder der Pogo, bis in die hinterste und äußersten Reihen wurde mitgefeiert und das ist schließlich die Hauptsache. Gespannt darf auf den weiteren Weg dieser Band geschaut werden.