12.05.2007: Good Charlotte, Boy Sets Fire, Itchy Poopzkid - T-Mobile Extreme Playgrounds - The Dirt Session - Herten - Zeche Ewald

12.05.2007
 

 

Ganze trug dann den Namen ‚T-Mobile Extreme Playgrounds – The Dirt Session’, wobei das ‚The Dirt Session’ sich auf den Mountainbike Teil der Veranstaltung bezog und sogar Live von MTV übertragen wurde. Der andere Teil beinhaltete nämlich keinen Dreck, sondern feinste Klänge für jung und alt, denn neben den großartigen BOY SETS FIRE wurden zugleich GOOD CHARLOTTE und die ITCHY POOPZKID angekündigt. Das Event wurde stilgerecht, wie es sich für eine Massenveranstaltung im Pott handelt auf einem alten Zechengelände veranstaltet. In Herten handelte es sich dabei um das Gelände der ehemaligen Zeche Ewald. Eigentlich sollte das, hauptsächlich auf den MB-Teil beschränkte Event, über zwei Tage laufen, aber wie so oft machte Petrus den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung und so kam es, dass das Festival auf den Samstag reduziert werden musste.

Da ich eher Wert auf den musikalischen Teil legte, erreichte ich erst gegen 15:00 Uhr das Gelände und sah mich erstmal entspannt um. Das erste was einem ins Auge stieß, war die Tatsache das nicht gerade wenig Leute nur wegen BOY SETS FIRE angereist waren und sich für das sportliche Drumherum eher weniger interessierten. Davon zeugte auch der Andrang an der ersten Reihe, die innerhalb weniger Minuten durch verrückte Teens belegt war, die bis zum späten Abend ausharren sollten um ihre Helden GOOD CHARLOTTE zu sehen. Wie die Leute 8 Stunden ohne Toilettengang ausgehalten haben, bleibt aber hingegen ihr Geheimnis. Bevor es jedoch mit den Konzerten losging war noch ein wenig warmlaufen seitens der Sportathleten angesagt. Diese zauberten ordentliche Stunts hervor und sorgten bei dem anwesenden Publikum für große Augen, was vollkommen berechtigt war, denn die Kunsttücke sahen wirklich atemberaubend gut aus.

Gegen 16:30 war es dann soweit und ITCHY POOPZKID schickten sich an, denn musikalischen Teil des Events einzuläuten. Mann mag zwar von dem Namen und der Musik der Band nicht so viel halten, aber eines kann man ihnen nicht absprechen: Nämlich die Tatsache, dass sie wirklich gute Live-Musiker sind. Dabei glänzten die drei Mitglieder vor allem durch pointierten Humor, der denn Auftritt zu einer unterhaltsamen Angelegenheit entstehen ließ. Leider konnten auch ITCHY POOPZKID dem Publikum in der ersten Reihe nicht entlocken, wie sie so lange ohne Toilettengang ausharren können. Neben den witzigen, aber ebenfalls ausufernden, Ansagen gab es sogar anständige Musik zu hören. Auf Platte finde ich persönlich die Jungs recht monoton und lahm, aber live hat die Punkrock-Attitüde der Jungs voll gezündet und einfach nur großen Spaß verbreitet. Allen voran die Wall Of Death, die sehr witzig angekündigt wurde (Ein Seitenhieb in Richtung CALIBAN durfte nicht fehlen) war das müßige Rumstehen im Wechselbad aus Regen und Sonne wert. Nach einer knappen dreiviertel Stunde verabschiedeten sich die Jungs von der Bühne und ließen einige überraschte Besucher zurück, die der Band mit eventueller Skepsis begegnet sind.

Jetzt wurde es an der Zeit auf BOY SETS FIRE zu warten. Mittlerweile hatte sich das Gelände schon merklich gefüllt und verdeutlichte, warum die Massen an diesem Samstag nach Herten gepilgert sind, schließlich handelt es sich auch um die letzte Tour der, fast mit Legendenstatus, gekrönten Band. Nach ewigen Warterei, war es dann gegen 18:00 Uhr soweit und BOY SETS FIRE betraten die Bühne, übrigens mit richtig guten Sound, was leider nicht selbstverständlich für ein Open-Air Konzert ist. Die Band um den charismatischen Frontmann Nathan wirkte gut gelaunt und entspannt und vermittelte von der ersten Minute an den Spaß an der Sache, der den Faktor ‚BSF wollen doch nur Geld mit einer zweiten letzten Tour scheffeln’ in den Hintergrund rücken ließ.
Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich der Bereich vor der Bühne in einen tobenden Hexenkessel und jeder Song der Band wurde dankend entgegengenommen. BOY SETS FIRE spielten einen richtig guten Querschnitt aus ihrem Schaffen und beachteten sowohl neue (‚Empire’, ‚Walk Astray’), wie auch alte Songs (‚Rookie’, ‚My Life In The Knife Trade’ und ‚Handful Of Redemption’) in ihrem knapp einstündigen Set. Ohne Zugabe und mit dem Überhit der Band schlechthin, ‚After The Eulogy’, verabschiedeten sich BOY SETS FIRE von dem sichtlich ausgelaugten Publikum in NRW. Insgesamt ein schöner Auftritt, dennoch überwiegt die Trauer das die Jungs wohl nie wieder auftreten werden.

Nach dem wohl letzten Auftritt von BOY SETS FIRE in NRW, richteten sich die Augen vieler Besucher wieder auf die sportlichen Aspekte der Werbeveranstaltung. Gegenüber der Bühne machten sich nämlich die Biker fertig um sich waghalsig von einem gerodeten Hügel runterstürzen, um dann über Rampen gewagte Tricks und Stunts zu präsentieren. Da ich leider keinerlei Wissen über diese Sportart habe, spar ich mir viele überflüssige Kommentare über die Sprünge. Dennoch war es sehr schön anzusehen und ließ die Zeit bis zum kindergerechten Headliner GOOD CHARLOTTE verstreichen.

Diese kamen gerade aus Japan wieder und ließen, nach dem sie die Bühne um ca. 21:00 Uhr betraten, die Besucher genau das spüren. Anscheinend gestresst vom Jetlag präsentierten sich GOOD CHARLOTTE dem Publikum erschreckend langweilig, fade und farblos. Zwar könnte der Auftritt, der über eine gute Stunde andauerte und auch auf MTV übertragen wurde, unter der Kategorie ‚nett’ laufen, aber ‚nett’ ist auch der kleine Bruder von Scheiße und dementsprechend kann sich jeder selbst denken wie der Auftritt von GODD CHARLOTTE einzustufen ist. Die Band spielte alle Hits, die sie in ihrer bisherigen Karriere hatten und so durfte sich das kreischende Teenie-Publikum an ‚I Just Wanna Live’, ‚Boys And Girls’ und ‚Lifestyle Of The Rich And The Famous’ erfreuen. Nach diversen nervigen Ansagen und runtergeleierten Songs, gingen GOOD CHARLOTTE von der Bühne um dann noch mal für eine abgesprochene Zugabe ihren Hintern auf dieselbige noch mal zu bewegen. Empfangen von tausend überdimensionierten magenta-farbenden Händen, spielte die Band noch einen letzten Songs. Zwar kann ich es verstehen, dass man bei einem Event mit solch einer Größenordnung einen medienwirksamen Headliner braucht, aber warum muss man gerade dann eine Band nehmen, die 20 Stunden vorher auf der anderen Seite des Planeten war und so oder so keine Lust hat zu spielen!? Eine Frage, die manch einer nicht so stellen würde und viele Antworten kennt, aber sei es drum. Der wahre Headliner des Tages war eh BOY SETS FIRE und das merkte man auch daran, dass fast ein Viertel der Besucher nach deren Auftritt den Weg nach Hause aufsuchte.

Trotz schlechten und wechselhaften Wetters und teuren Essens- und Getränkepreisen, lässt sich dennoch ein positives Fazit der‚ T-Mobile Dirt Session’ ziehen. Für einen fairen Eintrittspreis von 15€ gab es immerhin neben drei Bands und coolen Stunts, eine sehr schöne Location. Darüber hinaus war sogar eine Zugfahrkarte in dem Ticket integriert. Somit lässt sich im nächsten Jahr nur auf einen besseren Headliner und Wetter hoffen, aber rückblickend betrachtet war die Werbeveranstaltung schon einen Besuch wert. Ob es mehr Kunden bringt, werden wir ja dann im nächsten Quartalsbericht der Telekom lesen können.