12.05.2008: No Turning Back, Down To Nothing , Black Friday 29, Kingdom, Kill This Dream - Mönchengladbach - Projekt 42

12.05.2008
 

 


Was für eine Woche: Im Kopf hallt immer noch der Refrain von ALKALINE TRIOs Überhit 'Radio' (mit Chuck Ragan!!!) nach, unser aller Lieblings-Ex-Bundeskanzler findet zu spätem neuen Eheglück und Linda de Mol reanimiert eine der gehaltvollsten Sendungen, die das deutsche Fernsehen je ausstrahlen durfte. Und als kleines Highlight neben Hunden, welche mit Reibeisenstimme Rasierklingen kacken und dabei Radios in der Wanne der Verflossenen versenken sowie Pfälzersaumagen auf Traumhochzeiten, findet in der Geburtsstadt des Verfassers eine kleine, mit Vorfreude erwartete Hardcore-Show statt. Obwohl die Temperaturen eher nach Baggersee und nettem Grill-Ambiente schreien, wie Björn Esser von BLACK FRIDAY 29 während des Sets seiner Band passend anmerkt, hat sich ein furchtloser, sportiv gekleideter Haufen (vorwiegend) junger Männer vor den Katakomben des Projekt 42 in der Borussenstadt eingefunden. Grillen kann ja jeder. Fingerpointen, Armerudern und mit der Kopframme andere Konzertbesucher malträtieren hingegen nur die semi-harten Jungs.

KILL THIS DREAM haben es aufgrund des subtropischen Klimas dann auch entsprechend schwer das Publikum in Wallung zu bringen. Die Kräfte und der Schweiß wollen schließlich für später aufgespart werden. Der Fünfer aus Aachen liefert ein ordentliches, jedoch nicht allzu kommunikatives Set ab und es fällt mit weiterem Verlauf der Show auf, dass die Bühnenpräsenz von Band zu Band doch sukzessive zu nimmt.

Wie bei KINGDOM aus Köln zum Beispiel. Deren Sänger Jan nutzt die volle Distanz der (doch zugebenermaßen sehr kleinen) Bühne gekonnt aus und die Band wirft dreckige Brocken herrlich-untrendigen Hardcores alter New Yorker Schule ins immer noch sehr verhalten agierende Publikum. Muss wirklich an den Temperaturen liegen.

"They are pushing me from left, they keep pushing from right", der Titeltrack des aktuellen BLACK FRIDAY 29 Albums ist ein clever gewählter Opener, denn so langsam erwacht Mönchengladbach aus seiner Lethargie. Sympathisch und bodenständig wie man die Ruhrpottler mittlerweile kennt, gibt es Ansagen pro soziales Engagement und contra Lotterleben mit Szene-Insignien. Das Publikum dankt es der Band mit ordentlicher Pit-Action, wobei das tattoowierte Tanzbein immer noch mit leicht angezogener Handbremse geschwungen wird. Auch die 'I Got Erection' meets 'Bro Hymn'-Chöre im finalen 'Nice To Know You' hätten von Seiten der Zuschauer ein wenig druckvoller intoniert werden können, an einem gelungenen Auftritt ändert diese Tatsache trotzdem nichts. Interessant ist ebenfalls, wie authentisch der Sänger von BF29 das Ray Cappo-Timbre, welches sich auf den neuen Longplayer merklicher denn je geschlichen hat, auch in der Livesituation vermag zu imitieren (und das ist jetzt bestimmt nicht negativ gemeint…).

Augenscheinlich glücklich über die vorhergegangene Performance mischt Björn von BF29 dann auch kräftig mit als die „beste Straight Edge-Band unserer Tage“ (O-Ton: Martijn von NO TURNING BACK) eine Wagenladung Energie über das Publikum verschüttet. DOWN TO NOTHING spielen ein recht kurzes, kraftvolles Set und David Wood lässt sich bei Songs wie 'Conquer The World', 'Along For The Ride', 'Down On You' oder auch 'Sk8 or Die' gerne das Mikro aus der Hand nehmen. Es bleibt zu hoffen, dass die Richmonder ihr Energielevel auf den nächsten Veröffentlichungen halten können bzw. sie nicht das gleiche Schicksal ereilt wie ihre Ex-Labelmates von SINKING SHIPS. Gute Live-Band, definitiv.

NO TURNING BACK haben als letzte Band mit hervorragendem neuen Album im Gepäck entsprechend leichtes Spiel. Aber auch die älteren Werke werden in Form von Songs wie 'True Colors', 'Stay Away' und 'Alive Or Dead' berücksichtigt. Highlight des Auftritts ist mit Sicherheit das Duett von Martijn und David Wood bei 'Stronger', welches bei dieser Tourkonstellation natürlich irgendwie antizipierbar war. Sympathisch auch die deutschen Ansagen von Frontschlacks Martijn. Im direkten Vergleich schlägt der melodisch-kraftvolle Hardcore von DOWN TO NOTHING zwar die Turnhosen-Variante aus Noord-Brabant dennoch gibt es nach der Show eigentlich keinen Grund für lange Gesichter. So darf die Woche gerne weitergehen…