13.05.2007: Turbonegro, Boozed - Köln - Live Music Hall

13.05.2007
 

 

Wieder mal haben sich die Fans, die sich um die norwegische Ausnahmeband reihen, in Scharen auf den Weg gemacht um ihre Idole live zu sehen. Schon lange vor Konzertbeginn tummelten sich die Happy Tom, Euroboy und Rune Rebellion Doubles vor den Hallen der Live Music Hall in Köln und genossen bei leider eher schlechtem Wetter das ein oder andere Kölsch. TURBONEGRO sind wohl die einzige Band der Welt, bei der es „cool“ ist, die T-Shirts der Band zu tragen. Und so trägt jeder Zweite ganz und gar lokalpatriotisch den Namen der Heimatstadt auf der Turbojugend-Jeansjacke.

Sichtlich amüsiert von diesem Treiben verpasse ich fast den Anfang der Vorband. BOOZED haben bereits die Bretter betreten und spielen vor erstaunlich viel Publikum ein souveränes Set runter, das zwar passable Musik, aber leider mit Nichten eine interessante Bühnenshow präsentiert. Selten habe ich eine Band gesehen, bei der Sound und Style so wenig zusammenpassen. Der Sänger sah aus, wie jemand, der in der Schulzeit ausschließlich zum abschreiben diente und am Ende als Stufenbester vom Direktor sein Abitur überreicht bekommt. Neben ihm stand noch einer von den Hansons und so wirkte die gesamte Band, als wäre sie auf einem Karaokeabend mal ganz besonders mutig gewesen. Qualität will ich dem Sound aber wie gesagt gar nicht absprechen. Sicherer Punk-Rock, der auf Platte vielleicht auch mit der ein oder anderen Genregröße mithalten kann. Nach einem ziemlich nervigen, da überlangen Gitarrensolo verlassen die Jungs dann ihre Bühne und die Umbauarbeiten beginnen.

TURBONEGRO ließen entsetzlich lange auf sich warten und so versammelten sich die Anhänger langsam aber sicher nach und nach vor der Bühne und die Halle füllte sich. Seltsamerweise ließen die sonst allgegenwärtigen „Ohohoh, I Got Erection“-Schreie heute größtenteils auf sich warten. Nach einer guten halben Stunde fanden die sechs wahnsinnigen Nordlichter den Weg auf die Bühne und wurden mit tosendem Applaus begrüßt. Bereits beim ersten Song war die Stimmung frenetisch und die Fans schrieen jede Zeile mit und folgen ihren Worten mit ausgestreckten Zeigefingern gen Hallendecke. Weiter ging es mit „All My Friends Are Dead“, das noch im letzten Jahr bei den Monster Masterships der Opener war. Und dann war es auch schon Zeit für den übergewichtigen Hans Erik Husby alias Hank von Helvete (zu deutsch: Hank aus der Hölle) sich seines Umhanges zu entledigen. Eine riesige Plauze kam zum Vorschein, die seltsamerweise freudeschreiend begrüßt wurde. Weiter forderte man die anwesende Turbojugend auf, seine Parolen mitzuschreien. So wurden Ansagen wie „Fuck All Mothers“ oder „Fuck All Fathers“ inbrünstig wiederholt und mit einem letzten „Fuck All Teachers“ wurde „Back To Dungaree High“ eingeleitet. Wie bisher ging es weiter und so bekommt jeder Track seine eigene, ganz persönliche Ansage als perfekte Überleitung. So wurde einmal beispielsweise mit der Frage begonnen, wieso man bloß hier in Deutschland nicht endlich mit dem Experimentieren mit Bier aufhören könne. Diese fiese Brühe namens Kölsch sei doch kein Bier. Was wäre denn falsch an einem guten alten Becks? Kölsch also, und auch ein Dom, der im Krieg nicht zu bebomben war, macht unsere schöne Stadt zu einer dunklen Stadt, zu einer „City Of Satan“. Auch neues Material wurde zum Besten gegeben. Vom kommenden Album „Retox“ fand der Song „Do You Do You Dig Destruction“, der auch zugleich die erste Single sein wird, seinen Weg in die Setlist. Ebenso neu und trotzdem aus allen Hälsen schallend war der Track „Welcome To The Garbage Dump“. Und wie immer durfte auch der Turbonegro-Dollar Regen nicht fehlen, bei dem sich alle anwesenden Arme um das dreifache verlängerten um einen zu erhaschen. Gegen Ende des Sets regne es dann noch einmal, diesmal aber Papierschnipsel, die an den schwitzenden Körpern dankbar zum erliegen kamen. Nach einer dreiviertel Stunde kamen die Jungs dann zum Ende, nicht natürlich, ohne noch einmal unter lauten „I Got Erection“ Rufen auf die Bühne zu kommen, um die Fans mit der heiß begehrten Zugabe zu erfreuen. Und so wurden, gleichermaßen von Band und Fans, alle Reserven mobilisiert und es wurde zu einem krönenden Abschluss getanzt und gesungen.

Nach einem erbitterten Kampf an der Garderobe konnte ich dann glücklich den Heimweg antreten. Wie immer eine herrliche Show, die in Amüsement und Souveränität ihres Gleichen sucht.